Nach Gold bei Olympia nun Gold bei einer Weltmeisterschaft für Jeroen Dubbeldam Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 07. September 2014 um 18:07

Jeroen Dubbeldam - der neue Springreiter-Weltmeister und Nachfolger des Belgiers Philippe LeJeune von 2010

(Foto: Kalle Frieler)

Caen. Erstmals seit 1953 wurde ein Niederländer auch in der Oranje-Jacke Weltmeister der Springreiter: Jeroen Dubbeldam. Auf dem eigenen und auch den Pferden der Konkurrenten blieb er im Finale in Caen vor 21.000 Zuschauern fehlerlos und gewann nach der Team-Entscheidung seine zweite Goldmedaille. Fast peinlich das Preisgeld…

 

 

Der erste Springreiter-Weltmeister war 1953 in Paris der Spanier Francisco Goyoaga vor Fritz Thiemann, danach ließ sich Hans Günter Winkler 1954 in Madrid und 1955 in Aachen die Meisterschärpen umhängen. Winkler (88), neben dem Italiener Raimondo d`Inzeo der einzige, der zweimal Weltmeister werden konnte, gehört auch zu denen, der allen jenen sagt, die gegen ein Fiale mit Pferdewechsel sind: „Eine Weltmeisterschaft der Springreiter war immer eine Weltmeisterschaft der Reiter – nicht der Paare. Doch der wahre Reiz liegt doch darin zu beobachten, wie sich die einzelnen im Finale in kurzer Zeit auf die Pferde der Konkurrenten einstellen können, das ist eine Frage des eigenen reiterlichen Könnens.“ Wie wahr, wie wahr.

 

Bei diesem 13. Finale im Rahmen der siebten Weltreiterspiele seit 1990 war der Niederländer Jeroen Dubbeldam (49) der Beste unter den Besten nach drei Qualifikationen. Der „Ritter des Oranje-Orden“ dirigierte zunächst seinen überaus sensiblen Wallach Zenith SFN fehlerfrei über die acht Hindernisse, ohne Wassergraben, danach den Holsteiner Hengst Casall von Göran Bengtsson (Schweden), den belgischen Wallach Cortes der Amerikanerin Beezie Madden und auch den Hengst Orient Express des Franzosen Patrice Delaveau. Er war bereits der neue beglückwünschte Weltmeister, als Ex-Europameister Bengtsson und auch Beezie Madden noch zu den letzten Runden anzutreten hatten.

 

Ein Zeitfehlerstrafpunkt mit Casall vermasselte Delaveau ein Stechen um Gold. Richtig verärgert war er am Ende nicht, „ich darf zufrieden sein mit Silber. Wenn mir das einer vorher gesagt hätte, da hätte ich nur den Kopf geschüttelt.“ Elizabeth Madden (50), vor acht Jahren in Aachen Zweite hinter dem für Belgien reitenden Niederländer Jos Lansink nach Stechen, hatte nur auf ihrem Pferd keinen Patzer, mit allen anderen je einen Abwurf, doch das war Bronze (12 Strafpunkte), weil Rolf-Göran Bengtsson sich selbst in die Grube gelegt hatte, mit einem Abwurf mit Casall, dann mit sechs Miesen auf Zenith und nochmals einem Abwurf auf Orient Express. Die fehlerlose Runde mit Cortes hübschte das Endresultat nur etwas auf. Doch einen schlimmeren Rang als den vierten in einem solchen Finale gibt es eben nicht. Bestes Pferd im Finale: Cortes ohne einen Fehler, schwierigstes Zenith, was der deutsche Bundestrainer Otto Becker so kommentierte: „Zenith muss ohne jeden Druck geritten werden, wie man das bei Jeroen Dubbeldam beobachten kann. Druck verträgt der Wallach nicht.“ Das hätte der erfahrene Reiter Rolf-Göran Bengtsson eigentlich wissen müssen.

 

Die deutsche Truppe nahm der frühere Olympiasieger Becker ausdrücklich nochmals in Schutz, „sie haben alle toll gekämpft und toll geritten. Nur in einem solchen Feld darf man sich inzwischen nicht einmal einen einzigen Fehler leisten.“

 

Das Preisgeld im Finale darf schlichtweg als Unverschämtheit genannt werden. Jeroen Dubbeldam, der nach diesen schweren Runden bis an die Höchstgrenze der Pferde – fünf Umläufe in den Qualifikationen, vier im Finale -  erhielt für den Gewinn der Weltmeisterschaft gerademal 15.675 Euro, da gehen in Frankreich auch an Steuer noch über 20 Prozent ab. Und in nächster Zeit kann der Niederländer den Wallach nicht mehr auf Turnieren einsetzen, denn auch Pferde benötigen eine Erholung von Strapazen, vor allem von einer Weltmeisterschaft.

 

Für Delaveau standen 13.300 an, für Madden 10.925 und Bengtsson noch 7.600, vor Steuer und nur auf dem Papier. Zum Vergleich: Bei der Global Champions Tour kassiert der Gewinner eines Großen Preises, ohne vorausgehende auslaugende Springen, um die 100.000 Euro. Ganz zu schweigen von den Preisgeldern, die inzwischen bei den Prüfungen im Grand Slam gezahlt werden, in Aachen beim CHIO von Deutschland an den Sieger in diesem Jahr wie auch 2013 nicht weniger als 330.000 €. Doch die Preisgelder gibt der Veranstalter vor, nicht der Weltverband (FEI), der kassiert nur für die Gebühren, und nicht gerade Almosen…

 

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