...und dann wurde Ludger Beerbaum selbst zum Sturm... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 19. Juli 2015 um 18:18

So gewinnen große Reiter große Prüfungen: Mit Können, Risiko, Tempo und einem mutigen, wollenden Pferd wie auf dem Foto Ludger Beerbaum mit Chiara in Mannheim beim deutschen CSIO

(Fotos: Kalle Frieler)

 

Mannheim. Zum Abschluss des 100. CSIO von Deutschland seit 1929 gewann Ludger Beerbaum auf Chiara den mit 300.750 Euro dotierten Großen Preis von Mannheim. Sturm und Regen hatten zunächst zu einer Unterbrechung gezwungen…

 

 

Er war gefühlt noch schneller als Regen und Sturm, der die Hindernisse Mitten im Großen Preis beim Finale des 100. CSIO von Deutschland in Mannheim wie Streichholzschachteln umwarf und zu einer fast einstündigen Unterbrechung  zwang: Ludger Beerbaum. Der deutsche Rekordmeister raste als letzter Starter im Stechen wahrlich selbst wie ein Orkan eigener Art über die Hürden  mit der Holsteiner Stute Chiara und sicherte sich souverän den ersten Platz und die damit verbundene Prämie von 99.000 Euro. Zweite wurde die ebenfalls 51 Jahre alte US-Amerikanerin, zweimalige Team-Olympiasiegerin und ehemalige Weltcupgewinnerin Beezie Madden auf dem belgischen Wallach Cortes C mit einem Rückstand von über einer Sekunde (60.000), als Dritte reihte sich die seit zehn Jahren für die Ukraine reitende Katharina Offel (38) auf dem Hengst Zipper (45.000) bei der Ehrung ein.

 

Weiteres Geld des mit 300.700 Euro dotierten Grand Prix von Mannheim ging an den Schweizer Paul Estermann auf Lord Pepsi (0 Fehlerpunkte im Stechen/ 30.000), den Ägypter Abdel Said (26) auf Vingino (0/ 18.000) und an den ebenfalls aus der Schweiz angereisten Niklaus Rutschi auf Windsor (4/ 13.500). Frankreichs Ex-Europameister Kevin Staut belegte auf Qurack de Falaise den siebten Platz (4/ 9.000), Mannschafts-Olympiasiegerin Laura Kraut (USA) wurde mit Deauville S Achte (4/ 7.500), Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), dreimal Weltcup-Gewinnerin, wurde mit Fibonacci – Abwurf am letzten Hindernis – Neunte (6.000), und auf dem zehnten Rang landete der deutsche Meister Denis Nielsen (Löningen) auf Cashmoaker (4/ 6.000).

 

Turnierchef Hofmann entschuldigte sich

 

Das große Fest des Pferdesports war der 100. CSIO von Deutschland in Mannheim wahrlich nicht. Und das lag nicht nur am Unwetter am Schlusstag, das „nur“ zur Unterbrechung des Großen Preises führte. Dank der großartigen Drainage des Platzes floss das Wasser relativ rasch ab, ähnlich wie bei den Olympischen Sommerspielen 1996 in Atlanta, als ein plötzlicher Platzregen die Arena in einen Swimmingpool umfunktionierte. Was viele Besucher von Mannheim in Erinnerung behalten werden, war die schlechte Versorgung im Stadion. Am Samstagabend stellte zum Beispiel eines von zwei Gastronomiezelten einfach kurzerhand - lange vor der Galashow - die Bewirtung ein, so bildeten sich an verschiedenen Buden unendliche Warteschlangen für eine Bratwurst. Um Wasser wurde gar gebettelt. Und dann fiel auch noch das Licht aus…

 

Eine großartige Idee, die beiden weltbesten Dressurreiterinnen in einem Pas de deux am Galaabend des 100. CSIO von Deutschland in Mannheim auftreten zu lassen - nur leider vermochte die Britin Charlotte Dujardin (auf dem Foto hinten) nicht so zu glänzen wie Isabell Wert auf dem rheinischen Wallach El Santo. Der Trakehnerwallach Sir Arthur zackelte einigemale etwas linkisch durch den Sand, kein Wunder, hatte doch die Weltranglisten-Erste nicht gerade viel Zeit, um sich auf dem Leihpferd einzugewöhnen, das dazu auch vom Ausbildungsstand her nicht dem Können eines Grand Prix-Pferdes entsprach. Aber die 7.000 Besucher hatten dennoch ihren Spaß, und das war das Wichtigste...

 

Turnierchef Peter Hofmann entschuldigte sich in aller Form bei allen, vergaß aber auch nicht darauf hinzuweisen, dass der Caterer völlig versagt habe… Nicht auszudenken, wären statt der 27.000 gar die erwarteten 40.000 Besucher  gekommen. Und nicht gerade in Jubelstürme brachen am Ende der Veranstaltung auch die Aussteller aus, die hatten horrende Standmieten zu bezahlen, ähnlich wie in Aachen – doch es kamen kaum Interessenten vorbei.

 

Und seinen Frust nach dem wieder einmal nicht gewonnenen Preis der Nationen ließ Ludger Beerbaum ebenfalls heraus. Er, der zum 127. Mal für Deutschland ritt, dabei noch zwei fehlerlose Runden hinlegte und damit sowieso Oberwasser hatte, sagte, es müsse endlich wieder ein Ruck durch die Mannschaft gehen… Er, Christian Ahlmann und Daniel Deußer sind zunächst bereits erste Wahl für die deutsche Equipe um die Europameisterschaft in Aachen (11. bis 23. August), die beiden anderen Teammitglieder werden nach dem CSIO von Großbritannien in Hickstead (31. Juli bis 2. August) benannt.

 

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