Mit Gold endete die große Aera Charlotte Dujardin und Valegro Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 15. August 2016 um 20:10

Rio. Mit Silber und Bronze nahmen die deutschen Dressurreiterinnen Abschied vom Olympiaort Rio de Janeiro. Gold gehörte jedoch wie in London vor vier Jahren wahrlich zurecht der Britin Charlotte Dujardin auf dem holländischen Wallach Valegro, der angeblich in Rio seinen Abschied vom Leistungssport nehmen durfte…

 

 

Wenn die sieben Richtern insgesamt nicht weniger als 36 mal die Höchstnote „10“ in den Computer tippen lassen, da muss der Sieger feststehen in einer Prüfung. Und wie in London vor vier Jahren ritt die Britin Charlotte Dujardin (31) auf dem 14-jährigen holländischen Wallach Valegro zur erneuten Goldmedaille in der Kür bei Olympa der Reiter. Fehlerlos, mit vielen höchsten Schwierigkeitsgraden. Als 93,857 Prozentpunkte auf der Ergebnistafel aufleuchteten, war der Ausgang klar, auch wenn noch andere Reiterpaare folgten. Die Welt- und Europameisterin, die ganz gezielt seit einem Jahr nur auf Olympia hin den braunen Wallach trainierte, nirgendwo auf einem großen Turnier auftauchte, alles dem letzten großen Ziel, nämlich Olympia, unterordnete, stellte ihr Pferd fehlerlos vor. Bei den auch in der Kür geforderten Einerwechseln zögerten die Juroren nicht, fünfmal die 10 zu diktieren, zweimal die 9,5, bei Harmonie von Reiter und Pferd – mit dem Koefizienten 4 – schmissen alle Richter jeweils eine 10 dem Paar ins Viereck. Viermal wurde eine 10 notiert für Choreografie, viermal die Höchstnote für Musik. Keine Gesamtnote lag unter 92,0 Prozent, dieses Reiterpaar ist für die nächsten Jahre der Maßstab, an dem sich andere messen lassen müssen. Doch einen direkten Konkurrenzkampf wird es nicht mehr geben. Valegro wird die großen Vierecke des Sports nicht mehr betreten, so jedenfalls die Besitzer. Am Kür-Weltrekord von 94,3 Prozent aus dem Jahre 2014 dürfte sich die Konkurrenz jedoch noch lange abarbeiten…

 

Bundestrainerin Monica Theodorescu sagte bereits vor einigen Jahren: „Valegro ist das ideale Dressurpferd.“ Und Charlotte Dujardin war für dieses Pferd anscheinend geboren. Mit Tränen in den Augen ritt sie aus dem Viereck, die Anspannung fiel ab, kein Triumphgehabe, eher stilles Glück, Tätscheln des Halses von Valegro als Dank. Es war der letzte sportliche Auftritt dieses großartigen Wallachs. Und es hätte keinen schöneren Platz geben können – ein Abschied mit Goldrand ausgerechnet bei Olympia…

 

Die deutschen Teilnehmer brauchten sich ebenfalls nicht zu verstecken. Vor allem nicht Isabell Werth (Rheinberg). Was hat sie nicht in Kürze fast unter Zwang aus der Stute Weihegold gemacht, über die sie noch vor einigen Wochen meinte, Olympia wäre noch zu früh. Doch nach dem Ausfall der bisherigen Cracks Bella Rose und Don Johnson musste sie umdisponieren, wollte sie nach Rio, und sie wollte. Sie kehrt als erfolgreichste Reiterin der Welt aus Brasilien am Dienstag zurück. Nach dem sechsten Mannschaftsgold kam nun noch Silber mit 89,071 in der Einzelwertung dazu.

 

Wer in dieser Eliteklasse um Gold reitet, darf sich keine Fehler erlauben, nicht einmal kleine. Charlotte Dujardin blieb fehlerlos, Isabell Werth und die Rappstute hatten einige Fehlerchen, doch auf diesem Level wird schon ein falsches Ohrenspiel, kurzes Schweifschlagen wegen einer Mücke beim Pferd bemerkt und geahndet. „Doch ich bin mehr als happy“, sagte sie.

 

Und dass Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) auf dem Hengst Desperados (85,196) mit Bronze dekoriert wurde, war leistungsgerecht, sicher nicht zu umgehen, verblüffte nämlich letzten Endes in der Richtung, dass deutsche Dressurreiter zusätzlich immer mehr bringen müssen als andere. Das Zwischenhoch der niederländischen Dressur-Gilde war nicht nur im Richterkreis hoch willkommen, doch in der Dressur sind die Holländer wieder ins Glied zurückgeritten. Die Zeit der strampelnden Pferden ist passe, man will dressierte  Pferde nicht mehr im Viereck sehen. Korrektes Reiten auf losgelassenen Pferden ist wieder die Maxime und wird auch von den Richtern honoriert. Eine neue Aera brach in Rio an.

 

Das ist eigentliche nun zusätzlich der große Erfolg der deutschen Dressurreiterei.

 

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