US-Erfolge im Wiesbadener Schloss-Park Drucken
Geschrieben von: Offz/ DL   
Sonntag, 04. Juni 2017 um 13:11

Sarah Cohen und Treason - Erster Start in Wiesbaden und gleich erster Rang in der Vielseitigkeit

(Foto: Stefan Lafrentz)

Wiesbaden. Sieg für die erst 20 Jahre alte US-Amerikanerin Lillie Keenan im ersten Weltranglisten-Springen beim 81. Internationalen Wiesbadener Turnier, und noch ein Erfolg für eine Nordamerikanerin, nämlich in der Vielseitigkeit durch Sarah Cohen.

 

Mit dem elfjährigen Hannoveraner Super Sox flitzte die Geschichts-Studentin Lillie Keenan (USA) in 66,28 Sekunden durch den Parcours von Parcourschef Frank Rothenberger auf dem traditionellen Platz im Schlosspark um den Hessen-Preis und 6.150 Euro Preisgeld. Platz zwei ging an den Italiener Emanuele Gaudiano auf dem belgisch gezogenen Jasper in 66,79 Sekunden. Vielleicht am meisten über seinen Erfolg überrascht war der Drittplatzierte: Christian Weier aus Luxemburg, der im Sattel von Nabab de Reve-Sohn Global 69,86 Sekunden für die Runde benötigte.

„Ich hatte einen tollen Tag hier in Wiesbaden“, schwärmte Keenan und lachte. „Ich bin das erste Mal beim Pfingstturnier, war schon zweimal Zweite in den ersten beiden Tagen und wollte jetzt einfach mal gewinnen.“ Seit drei Jahren sitzt Keenan im Sattel von Super Sox, der zur Zeit in einem Stall in der Nähe von Frankfurt zu Hause ist. „Ich bin zum Training mit Cian O'Connor in Deutschland. Das ist fantastisch und zu Super Sox habe ich eine sehr enge Beziehung. Mit ihm heute hier zu gewinnen – das war unglaublich.“ Ein dickes Kompliment gab es vom Sportdirektor des Wiesbadener Pfingst-Turniers, Michael Krieger: „Emanuele ist sicher einer der schnellsten Reiter der Welt. Ihn zu schlagen, das ist schon eine klasse Leistung!“ Christian Weier, von Beruf Landschaftsarchitekt und ebenfalls erstmals in Wiesbaden, sagte: „Ich habe lange daraufhin gearbeitet, hier einmal reiten zu können.“

„Ich bin geschockt!“ Sarah Cohen (USA) war fassungslos. „Ich hätte nie damit gerechnet, dass ich hier gewinne.“ Aber genau das hat die US-Amerikanerin getan. Mit ihrem 15-jährigen Treason siegte die 43-Jährige in der Drei-Sterne-Vielseitigkeits-Prüfung, die erstmals auch Station der Vielseitigkeitsserie Event Rider Masters (ERM) war. Platz zwei ging an die Wiesbaden Siegerin von 2015, Julia Krajewski (Warendorf) mit Chipmunk. Dritter wurde Weltmeister und Olympiasieger Michael Jung (Horb) im Sattel von Star Connection.

Kurz vor Start der abschließenden Geländeprüfung ging im Schlosspark ein heftiger Gewitterschauer runter, kurzzeitig mussten sämtliche Prüfungen unterbrochen werden. So gingen die Reiter 30 Minuten später als geplant auf die Strecke und waren unisono der Meinung: „Der Boden war perfekt!“ Der Kurs durch den Schlosspark war 3325 Meter lang mit 28 Hindernissen. Nach dem Regenschauer der Extraklasse wurde der Kurs von den Verantwortlichen noch einmal überprüft, zwei Stellen wurden leicht verändert, um für Pferde und Reiter absolut kein Risiko einzugehen. Eine Entscheidung für die Sicherheit und für den Sport.

Sarah Cohen startete zum ersten Mal im Schlosspark und genoss den Kurs ebenso wie das Wiesbadener Publikum. „Das Publikum hat uns mit Applaus und Anfeuern durch das Gelände regelrecht getragen. Das war ein tolles Gefühl.“ Nach der Dressur und dem fehlerfreien Springen lag das Paar bereits auf dem dritten Platz, im Gelände kamen nur 3,6 Zeitfehler dazu, Treason war der Schnellste des Tages im Geländekurs, am Ende stand die Nordamerikanerin mit 46,80 Punkten auf dem obersten Podestplatz. Apropos Podest: Erstmals feierten die Vielseitigkeitsreiter in Wiesbaden zwei Siegerehrungen – eine ERM-Siegerehrung ohne Pferde mit Champagner auf dem Podest, eine weitere für den Preis der Familie Prof. Heicke mit Pferd im großen Stadion.

Für die zweitplatzierte Julia Krajewski bedeutete der zweite Tag im Schlosspark ein „Wechselbad der Gefühle. Die drei Fehler im Springen waren drei mehr als sonst“, erklärte die Olympiateilnehmerin. „Da hätte ich besser reiten müssen.“ Im Gelände flitzte Krajewski mit Chipmunk, mit dem sie schon im vergangenen Jahr in Wiesbaden am Start war, in der zweitbesten Zeit durch den Schlosspark. 54,20 Strafpunkte waren ihr Ergebnis.

 

Alle Reiter waren in diesem Jahr erstmals mit Transpondern ausgestattet, so konnte ihre Position permanent berechnet werden – eine Neuerung in Wiesbadens Vielseitigkeit, die die ERM mitgebracht hatte.

Die ERM ist auch der Grund, warum es zwei verschiedene Rankings gab – eine mit und eine ohne Michael Jung. Jung startete ganz normal in der Drei-Sterne-Prüfung, wurde aber nicht für die ERM gewertet, weil sein Pferd nicht die sportliche Qualifikation hatte. Star Connection, der ehemalige Weltmeister der jungen Vielseitigkeitspferde, hatte eine längere Verletzungspause hinter sich. Mit 55,30 Punkten wurden die beiden Dritte. In der ERM-Wertung lag Sara Algotsson-Ostholt (Schweden) auf Rang drei mit Reality.

Chris Stone, der Initiator und Chef der ERM gestand: „Als ich das erste Mal hier im Park war, dachte ich, okay, ein schöner Park. Aber als ich heute diese vielen Menschen erlebt habe bei der Vielseitigkeit – das war einzigartig!“Stone erklärte, dass eine Hauptidee der ERM sei, den Sport fernsehtauglicher zu gestalten und freute sich: „Die Zuschauermenge im Gelände, das gab tolle Bilder!“

 

Ingrid Klimke im Pech

Der Pechvogel des Tages war Ingrid Klimke (Münster). Mit ihrer Vize-Europameisterin von 2013, Escada, lag die Rietmeisterin und Team-Olympiasiegerin auf deutlichem Siegkurs: Nach dem ersten Platz in der Teildisziplin Dressur, mit nur einem Abwurf im Springen und einem Geländeritt wie aus einem Guss – bis zum vorletzten Hindernis. Zweimal lief dort die 13-jährige Stute an dem Hindernis vorbei. „Damit habe ich überhaupt nicht gerechnet“, war Ingrid Klimke verblüfft. „Escada ist in ihrer gesamten Laufbahn noch nicht an einem Hindernis einfach vorbeigelaufen.“ Kurz nach der Prüfung war offensichtlich, warum die Stute das vorletzte Hindernis verweigert hatte. Sie ging deutlich lahm. „Sie muss sich am Ende des Kurses verletzt haben und wollte dann natürlich nicht mehr springen“, erklärt Klimke niedergeschlagen. „Wir, die Besitzer von Escada und ich, warten jetzt ab, was bei der Untersuchung herauskommt. Aber wir wollen kein Risiko eingehen. Wenn Escada nicht wieder absolut fit werden sollte, werden wir auf jeden Fall im Sinne des Pferdes entscheiden und sie nicht mehr in den Sport zurückbringen.“

 

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