Der Traum eines kleinen Mädchens (31) Drucken
Geschrieben von: Uta Ludwig   
Mittwoch, 26. Mai 2010 um 18:55

 

 

Polly in Angst

 

31. Kapitel 

Die Ponys sind abgeholt worden. Doch nicht vom Schlachter...?

 

Wie gewohnt bog Polly erst einmal in den Ponystall ab, um ihre geliebte Lisa zu begrüßen. Abrupt blieb sie stehen: Lisa war nicht in ihrer Box. Stattdessen stand dort ein braun-weiß geschecktes Pony. Polly kannte es nicht. Wo war Lisa? Zwei weitere Ponys aus dem Schulbetrieb waren ebenfalls nicht in ihren Boxen. Zwei schwarze Pferdchen standen jetzt dort und knabberten am Stroh. Sofort rannte Polly Richtung Reithalle, um nachzusehen, ob vielleicht die Reitstunde schon angefangen hat. Nein, die Halle war noch leer bis auf Petra. Aber in Diana hatte sie ja ihr eigenes Pony.

 

Aus der Sattelkammer kam Anne heraus, sie trug Trense und Sattel, die Polly als Lisas Sattelzeug erkannte. „Wo sind die Ponys?“, fragte sie Anne. „Weg. Abgeholt, heute Vormittag“, antwortete die traurig. „Sie kommen aber bald wieder. Sie sind nur zur Erholung auf einem großen Gut, auf der Weide“, erklärte das rothaarige Mädchen und ging mit dem Sattelzeug weiter in den Ponystall. Polly folgte ihr und versuchte Einzelheiten zu erfahren. Aber Anne wusste auch nicht mehr. Mittlerweile waren die anderen Kinder zum Ponyreiten eingetroffen.  Max war noch da. Rih auch, aber der gehörte ja quasi dem Rolf. Jedenfalls hatte dessen Vater den Rih gemietet. Die Kinder standen etwas ratlos herum. Nicht einmal Harald und sein Schwesterchen Maria, die Kinder des Reitstalleigentümers, wussten Bescheid.

 

„Kommt mal alle hierher!“, rief der Reitlehrer Herr van Hopps. So schnell sie konnte, rannte Polly auf ihn zu. „Wo ist Lisa. Wieso soll die sich erholen? Ist sie krank? Hat sie sich weh getan?“, so viele Fragen auf einmal rief sie dem Reitlehrer entgegen, dabei hatte sie einen Klos im Hals. „Also, erst mal `Guten Tag`, sagt man“, wies der Reitlehrer sie zurecht. „Dann: keines unserer Ponys ist krank oder verletzt. Sie sollen sich nur mal auf einer großen Weide erholen. Den ganzen Winter über waren sie Tag für Tag in der Reithalle für Euch da. Jetzt können sie ihr Leben nach Pferdeart genießen. Ihr wollt ja auch mal Ferien haben, oder? Die Ponys kommen irgendwann zurück“ sagte er und erklärte dann, dass die Schulponys gar nicht so weit entfernt vom Reitstall Hubertus seien. Die Kinder blieben zwar skeptisch, waren aber ein bisschen erleichtert.

 

„Wir habe neue Ponys. Die müssen jetzt erst einmal an den Schulbetrieb gewöhnt werden.  Deswegen sollten jetzt die erfahrenen Reiter unter Euch die neuen Ponys nehmen. Harald reitet den Schecken und Anne eines der beiden schwarzen Ponys. Ja, und wer soll den nun das andere schwarze Pony reiten? Ich habe keinen so guten Reiter mehr. Was mache ich denn nur?“, der Reitlehrer überlegte. Er drehte sich um und verließ den Ponystall.

 

Kurz danach drehte er sich um und rief:  „Natürlich nimmt Polly das zweite schwarze Pony. Warum hast Du Dich denn nicht gemeldet? Ich glaub`, Du bist schon gut genug, auch einmal ein neues Pferd zu reiten. Ich weiß allerdings selber noch nicht, wie die Neuen sich schicken in einer Abteilung. Aber Du machst das schon“, sagte Herr van Hopps zu Polly. Die war dabei ganz rot geworden. Heimlich hatte sie schon gehofft, dass sie sich eines der neuen Pferdchen fertig machen durfte.

 

„Super“, sagte Anne voll Anerkennung zu Polly. „Hatte ich nicht gedacht, dass Du schon soweit bist. Du reitest doch erst seit letztem Herbst, oder?“ „Keiner hat an Dich gedacht, Polly“, sagte auch Harald voll Anerkennung. Man sah richtig, dass Rolf sich ärgerte, weil er seinen Rih reiten musste und nicht eines der neuen Schulponys. Sonst war er ja immer so stolz, dass er ein gemietetes Pony hatte. Heute war das anders. Er hätte nur zu gerne gezeigt, was für ein toller Reiter er war, zumal Klaus heute nicht da war.

 

Zum dritten Mal erschien Herr van Hopps im Ponystall. Sonst war er hier fast nie anzutreffen. „Und gebt den drei neuen Pferdchen Namen. Wenn ich in die Bahn komme, will ich Namen hören, ok?“, sagte er zu den Kindern.

 

Beim Putzen und satteln überlegten die Kinder, welche Namen für die Ponys passen würden. Harald wollte dem braun-weißen Schecken selber einen Namen geben. Das ließ er sich nicht nehmen. Max und Moritz, Fix und Foxi, Stan und Olli, oder Romolus und Remus waren die Vorschläge, die für beiden schwarzen Ponys kamen. „Geht nicht!“, sagte Anne. „Es sind Stuten. Die können keine Männernamen bekommen“, sagte sie bestimmt.

 

Beim Putzen der neuen Ponys gab es Probleme: die Ponys kannten den Umgang mit den Kindern nicht. Sie waren unruhig und blieben nicht stehen. Vorsichtshalber hatten die Kinder den Ponys schon Halfter übergestreift und sie mit Stricken angebunden. Polly ahnte, dass sie nicht von hinten an das Pferdchen herantreten durfte. „Erst die Tiere ansprechen, damit sie Euch kommen hören und nicht erschrecken“, hatte Anne gesagt. „Besser, von vorne an die Tiere herantreten“, hatte sie empfohlen. Polly hielt sich daran. Sie achtete darauf, nicht zwischen das Pferd und Boxenwand zu geraten. Das Pferdchen versuchte, sie einzuquetschen. Je mehr sie das Pony von sich weg drückte, je mehr lehnte dieses sich gegen das Mädchen. Den beiden anderen Kindern mit den fremden Ponys erging es genauso. „Wir schenken uns das Hufeauskratzen heute“, wies Anne sie an. „Die Pferde werden sich schon mit der Zeit daran gewöhnen“, beruhigte sie die Freunde. Die ganze Zeit mussten die Kinder aufpassen, dass die herumzappelnden Ponys ihnen nicht auf die Füße traten.

 

Die Reitstunde geriet zu einer Katastrophe. Vor allem die beiden schwarzen Ponys liefen nicht. Sie hingen nur aneinander wie Kletten. Sie ließen sich nicht lenken, nicht vorwärts reiten und schon gar nicht in die Abteilung einordnen. Sie blieben in der Mitte der Bahn und drehten sich nur um einander. Schließlich musste jemand die Ponys führen und selbst das gestaltete sich schwierig, weil sie „klebten“.

 

Das braun-weiße Pony hing zwar nicht an den anderen, war aber extrem faul. Es wollte nicht laufen und vor allem nicht hinter der Abteilung hermarschieren. Harald bekam es kaum angetrieben. Er bekam sogar eine Reitgerte in die Hand. Er „titschte“ das Pony damit an. Aber auch das half nichts. Es würde ein gutes Stück Arbeit für die Kinder werden, die Ponys für den Schulbetrieb tauglich zu machen.

 

Für alle war diese Reitstunde heute frustrierend. Wenigstens hatten die Kinder Namen gefunden. Harald nannte seinen Neuen „Schecki“, was Polly ziemlich einfallslos fand. Sie hatte sich mit Anne für die beiden Rapp-Stütchen auf Heidi und Naomi geeinigt.

 

Auf dem Weg zum Reitlehrer begegnete ihnen Anton, der in Bermuda-Shorts, die Hände tief in die Hosentaschen vergraben, gerade herein kam. Sofort kamen die anderen Kinder auf ihn zu, um von den neuen Ponys zu erzählen. Anton hörte sich alles an und ließ sie ausreden. Dann sagte er ganz ruhig und wissend: „Glaubt ihr wirklich, Eure Ponys sind auf die Weide gekommen? Die haben sie doch zum Schlachter gebracht!“ Entsetzen bei allen!!! Anton beobachtet genüsslich die Reaktionen in den Gesichtern der jungen Reiter. Fröhlich rief er: „Lasst uns Cola trinken gehen.“ Ein Liedchen pfeifend ging er in die Tränke.

 

In diesem fatalen Moment kam der Pitter um die Ecke, die Mistgabel hielt er hoch in die Luft. Daran baumelte ein Mädchen-Slip.... Er war im Stroh in Burnus` Box gelegen.

 

(Fortsetzung folgt...)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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