Erstes Reitturnier nach der Wende mit zwei Währungen Drucken
Geschrieben von: Hans-Joachim Begall/ DL   
Donnerstag, 16. Januar 2020 um 14:05

Auf dem Foto (von links) Wolfgang Jung (Vorsitzender PZV Brandenburg-Anhalt), FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, Herbert Ulonska und Peter Krause (Präsident LV Berlin-Brandenburg). Aus der Hand von Breido Graf zu Rantzau hatte kurz davor war Herbert Ulonska mit dem "Deutsches Reiterkreuz in Silber" geehrt worden.

(Foto: Achim Begall)

Rostock. Nach der Wende brachte der Bremer Rolf Ehlers den großen Springsport in den Osten Deutschlands. An einigen Orten gingen die Lichter aus, aber Leipzig ist inzwischen ganz oben, und Herbert Ulonska hat auch noch mehr vor…

 

In den Grenzen der früheren DDR gab es wenige internationale Reitturniere,   Leipzig (Sachsen), Trinwillershagen (Vorpommern) und zuletzt Gera (Thüringen) waren Austragungsorte u.a. von Mannschafts-Wettbewerben (vor der FEI-Mitgliedschaft) und Nationenpreisen – vorwiegend im Vergleich mit osteuropäischen Ländern. Mit der Wende war es Rolf Ehlers aus Bremen, der die Weltcup-Turniere in Jüterbog und Gera in die Marktwirtschaft führte. Die Brandenburgische Stadt verabschiedete sich nach wenigen Jahren wieder vom internationalen Sport, während in Thüringen bald die Marketing-Firma En Garde noch einige Versuche unternahm, ein Internationales Springreiter-Turnier (CSI), auf die Beine zu stellen. Doch nach einer Überflutung des Platzes in infolge Wetterunbilden gingen auch in Gera die Lichter im internationalen Reitsport aus.

Einer, der im Osten erst einmal klein international angefangen hat, war Herbert Ulonska. Der Hamburger Kaufmann folgte dem Ruf des Dummerstorfer Franz Wego und begann vor den Toren Rostocks ein CSI zu etablieren. Die Premiere fand 1990 noch national mit zwei Währungen statt, neben der Ost- gab es auch die West-Mark. Von 1992 bis 1999 ging es in Dummerstorf international über die Hindernisse, ehe auf Anraten von Mecklenburgs Landwirtschaftsminister Till Backhaus das Turnier ins Landgestüt Redefin umzog. Vor der malerischen Kulisse des klassizistischen Hallenportals starteten weitere zehn Jahre unter Federführung von Herbert Ulonska Springreiter vieler Länder, während parallel national die Dressurreiter im Viereck antraten.

20 Jahre ist der Hamburger nun auch schon Veranstalter des CSI Neustadt-Dosse. Geholt hat ihn zur Jahrtausendwende der einstige Landstallmeister Dr. Jürgen Müller. Die Graf-von-Lindenau-Halle hat Ulonska inzwischen von den finanziell angeschlagenen Betreibern übernommen und selbst gepachtet.

Seit seinen Anfängen im Osten Deutschlands verfolgt Herbert Ulonska, der in seinen CSI auch immer wieder internationale Amateurprüfungen einbettet, auch ein sportliches Ziel: Das Goldene Reitabzeichen. Während sein langjähriger Freund Siegfried Kludt dieses schon in der Tasche hat, fehlen dem inzwischen 70-jährigen Ulonska noch einige Siege in schweren Parcours, besonders der eine auf Zwei-Sterne-Niveau. Doch er gibt nicht auf, auch wenn es immer wieder mal vorkommt, dass er im Parcours zu Boden geht. Der Hamburger ist eben ein „Stehaufmännchen“.

Für sein Turnier-Engagement in wirtschaftlicher Eigenständigkeit bekam er nun von FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau, der als aktiver Reiter auch schon an den Turnieren von Ulonska teilgenommen hat, das Deutsche Reiterkreuz in Silber. Denn neben den jeweils 20 Turnieren in Redefin und Neustadt/Dosse stellte der Hamburger in der deutschen Hauptstadt auch das CSI Olympic Derby Berlin (1998 – 2000) und die Riders Tour (2001) auf die Beine.

Den CSI Redefin organisiert inzwischen Bettina Schockemöhle, Ehefrau des Multi-Unternehmers und Besitzers des nahen Gestüts Lewitz, Paul Schockemöhle,  erfolgreich. Neben Jüterbog und Gera gab es auch einmal internationale Turniere in Dresden sowie auf dem Flughafen Tempelhof im Osten Deutschlands. Sie waren nur kurz im Kalender des Weltverbandes (FEI). Der CHI Berlin in seiner einstigen Form, der nach der Wende nur einen kurzen Aufschwung erlebte, gibt es auch nicht mehr.

Lediglich Volker Wulff verstand es in Leipzig, ein bis heute großes internationales Turnier mit Weltcup-Qualifikationen mit anerkennendem  Zuspruch zu etablieren. Sein zweites Ost-Produkt ist die Station der Global Champions Tour im Berliner Sommergarten unter dem Funkturm seit 2017. Und im Norden ist es der Springreiter Holger Wulschner, der auf Vier-Sterne-Niveau ein Turnier von „Reitern für Reiter“ vor den Toren Rostocks ins Leben rief. In diesem Jahr legt der CSI4* in Groß Viegeln aber wegen Terminschwierigkeiten infolge der Olympischen Spiele eine Pause ein.

Somit gibt es zwischen Rostock und Leipzig jährlich mindestens vier internationale Springturniere. Nur im Dressursport hat der Osten Deutschlands ein weißes Fleckchen. Ob im kommenden Jahr Herbert Ulonska bei den vielen Möglichkeiten in Neustadt-Dosse die Lücke schließen kann? Er hat es jedenfalls vor…

 

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