Bronze für deutsche Dressur-Equipe - Ziel verfehlt Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 29. September 2010 um 09:34

 

Lexington. Bei den Weltreiterspielen in Lexington musste die deutsche Dressur die bitterste Niederlage seit 1966 einstecken. Statt Silber gab es nur Bronze. Klarer Gewinner Favorit Holland vor Großbritannien.

 

Das gesteckte Ziel klar verfehlt. Silber sollte es werden, so Bundestrainer Holger Schmezer im Vorfeld der Weltreiterspiele in Kentucky. Mit insgesamt 220,6 Prozentpunkten erreichten Anabel Balkenhol (Rosendahl) auf Dablino, Christoph Koschel (Hagen) auf Donnperignon, Matthias Alexander Rath (Kronberg) auf Sterntaler und Isabell Werth (Rheinberg) auf Warum Nicht gerade noch Bronze vor den US-Amerikanern (218,13). „Wir haben einen guten Job gemacht“, sagte die fünfmalige Olympiasiegerin und Noch-Immer-Weltmeisterin Isabell Werth (41) anschließend, „aber einen Super-Job lieferte Laura ab.“ Damit meinte sie Laura Bechtolsheimer aus der englischen Equipe, die auf Mistral Hojris mit ihren 82,51 Punkten des Grand Prix die Insel-Equipe (224,77)  zu Silber führte.

 

Weit weg von allen aber war am Ende die niederländische Equipe mit nur drei Reitern – Edward Gal auf Totilas, Hans Peter Minderhoud auf Nadine und Imke Schellekens.Bartels auf Sunrise -, die erstmals in der Geschichte der Weltmeisterschaften die Goldmedaille gewann: Mit 229,75 Zählern. Da liegen nun Lichtjahre zwischen den Holländern und dem Rest der Welt. „Jahrelang sind die Niederländer hinter uns hergeritten – nun haben sie uns überholt“, sagt die frühere Weltmeisterin Ulla Salzgeber (Bad Wörishofen), „das muss man akzeptieren.“ Und sie sagt: „Auch reiterlich sind die Niederländer Klasse geworden. Aber wir werden auch mal wieder vor ihnen stehen.“

 

Seit 1966 hatte Deutschland zehnmal den Team-Titel gewonnen, lediglich 1970 in Aachen lag die Auswahl der ehemaligen UdSSR vor einer deutschen Mannschaft.

 

Totilas auch in Lexington magischer Punkt

 

Auch in Lexington schwebte Edward Gal auf dem Hengst Totilas der Konkurrenz einfach davon. Der Gribaldi-Nachkomme hatte bereits auf dem Abreiteplatz die Zuschauer magnetisch angezogen, seit einem Jahr wird der Rappe wie ein Götze verehrt und gefeiert. Und Doppel-Europameister Gal, wie immer mit gutem Sitz, lieferte die erwartet gute Vorstellung ab. Was der Hengst zeigt in Passage und Piaffe, ist für das Lehrbuch geschaffen. Über den spektakulären Trab spricht kaum noch jemand, der wird eben als gottgegeben hingenommen. Kleine Patzerchen sind fast gewollt, um aufzuzeigen, dass auch Totilas immer noch von dieser Welt ist. 84,043 Punkte gaben die fünf Richter, damit lag er deutlich an erster Position im Grand Prix von 61 Startern.

 

Die vom früheren deutschen Bundestrainer Klaus Balkenhol betreute Laura Bechtolsheimer als Zweitbeste des Grand Prix freute sich anschließend zurecht, „denn mein Wallach ging die Prüfung seines Lebens, und ich selbst habe noch nie eine solche Punktzahl erreicht.“ Laura Bechtolsheimer (25) gehörte bereits im Vorjahr zur Equipe, die hinter Holland bei der Europameisterschaft Silber gewann und dazu in der Einzelwertung Bronze holte im Grand Prix Special.

 

Mit-Favoritin Adelinde Cornelissen nur noch Zuschauerin

Unglückliche Adelinde Cornelissen - im Grand Prix abgeläutet...

(Foto: U.L.)

 

Das Glück des Augenblicks hatte im niederländischen Team auch eine große Verliererin. Weil ihr Wallach Parzival im Maul blutete, musste Doppel-Europameisterin Adelinde Cornelissen (31) abgeläutet werden, dabei lag das Paar in der Zwischenwertung gar bei 82 Prozentpunkten in der Prüfung. Der Pole Wojtek Markowski, Technischer Delegierter des Weltverbandes (FEI): „Das Reglement ist ganz klar. Wenn ein Pferd blutet, muss es zum eigenen Schutz aus der Prüfung genommen werden.“ Adelinde Cornelissen, für die damit die Weltreiterspiele vorzeitig beendet sind: „Parzival muss sich auf die Zunge gebissen haben. Schon auf dem Weg zum Stall hörte das Bluten auf. Ich bin natürlich bitter enttäuscht, aber auf der anderen Seite wiederum froh, dass es sich bei Parzival um keine ernste Angelegenheit handelt.“ Hollands Chefcoach Sjef Janssen: „Wir sind natürlich alle nicht glücklich, aber wird akzeptieren die Entscheidung.“

 

Alle Deutschen im Grand Prix Special – als Außenseiter

 

Für den Grand Prix Special und der damit verbundenen ersten Konkurrenz um die Einzelmedaillen sind alle deutschen Starter qualifiziert. Aus diesem Feld von 30 Reitern erreichen die 15 besten die Kür, dort haben pro Nation nur noch drei Teilnehmer Startrecht. Die Favoriten auf Einzelmedaillen sind nach dem Grand Prix  Edward Gal auf Totilas in Grand Prix Special und Kür, Laura Bechtolsheimer, der letztjährige amerikanische Weltcupsieger Steffen Peters auf Ravel als Dritter im GP (78,596). Isabell Werth als Vierte des GP, in Aachen vor vier Jahren auf Satchmo Weltmeisterin, ist im Special auf dem Hannoveraner Warum Nicht eine der Außenseiterinnen.

 

 

 

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