Edward Gal und Totilas „Fixstern“ der Weltreiterspiele... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 02. Oktober 2010 um 16:11

Lexington/ Wassenberg. Es musste einmal passieren: Einer gewinnt alle möglichen drei Goldmedaillen. In Lexington erreichte dies der Niederländer Edward Gal. Mit dem Rapphengst Totilas ging er somit in die Geschichte ein – und er blieb dennoch bescheiden...

Noch nie in der seit 1966 laufenden Weltmeisterschaft in der Dressur war eine Nation so dominierend wie nun in Lexington die Niederlande: Das kleine Land unterhalb der Meeresoberfläche stellte den dreifachen Weltmeister, nämlich Edward Gal (40). Der künstlich blonde Weltcupgewinner holte auf dem einmaligen Hengst Totilas im Grand Prix mit der Equipe, im Grand Prix Special und in der Kür jeweils die Goldmedaille, nicht knapp vor einem anderen, jeweils überlegen. Er hatte auch seine Fehler in den Vorstellungen, doch mit Höhepunkten am laufenden Band bügelte er alles wieder aus. In der Kür siegte der Doppel-Europameister mit 91,8 Prozentpunkten, und wie im Grand Prix Special gingen auch die anderen Medaillen in gleicher Reihenfolge an die Britin Laura Bechtolsheimer auf Mistral Hojris (85,35) und den aus Wesel/ Niederrhein stammenden Ami Steffen Peters auf Ravel (84,9).

 

Preis für Bescheidenheit an Edward Gal

 

Edward Gal und Totilas sind bereits vorzeitig die wahren Könige dieser 6. Weltreiterspiele. In seiner Disziplin ritt Edward Gal nicht einmal in Sichtweite einer Konkurrenz, er hatte keine. Die Dressur, wahrlich nicht jedermanns Sportart, sollte dankbar sein für dieses Reiterpaar. Zu den drei Goldmedaillen hätte er selbst eine weitere verdient gehabt, nämlich den ersten Preis für Bescheidenheit. Gal, der als Pferdepfleger im Stall der dreimaligen Olympiasiegerin Anky van Grunsven und ihres knochenharten Ehemanns und Nationalcoachs Sjef Janssen begann, hätte sich nun in den Mittelpunkt stellen können, machte er nicht. Und er hätte wahrhaft aufschreien können wegen Ungerechtigkeiten über Widrigkeiten in seiner Vergangenheit, er deutete mit keinem Finger auf einen, ebenfalls nicht, obwohl beispielsweise von ihm ausgebildete Pferde verkauft und ihm Chancen genommen wurden. Auch in der Stunde des Triumphes kein böses Wort, kein Abrechnen, nichts. Er stand da, als wäre es ihm peinlich, gewonnen zu haben. Er lobte vor allem sein Pferd, diese unglaubliche Leistungsbereitschaft des Rappen, diesen Willen, nichts falsch zu machen. Wer nicht mit Tieren lebt, wird ihn nicht verstanden haben, als er sagte: „Ich spüre alles in ihm, jeden Muskel, jede Angespanntheit, ob er gut drauf ist oder nicht. Ich schaue ihn an und weiß, was er denkt. Man darf dennoch nicht vergessen, dass Totilas ein Tier ist – kein Mensch.“ Er gab alles seinem Pferd zurück, so, als wäre er eigentlich unwichtig gewesen. Und dennoch ist er ein ganz großer Reiter. Er selbst sagt es nur nicht.

 

Die Amerikanerin Linda Zang, Chefin der Dressur-Kommission, meinte anschließend: „Totilas ist ein Pferd, das seine Kraft zeigt, doch alles sieht so leicht aus. Man hat den Eindruck, dass der Hengst und Edward Gal Freude daran hätten,  miteinander zu arbeiten.“ Es wurde auch nicht mehr darüber geredet, was gewesen wäre, hätte die Weltranglisten-Zweite und wie Gal zweifache Europameisterin Adelinde Cornelissen nicht aus dem Wettbewerb genommen werden müssen, als ihr Wallach Parzival im Grand Prix zur Mannschaftswertung im Lau blutet, was auf einen "falschen" Biss zurückzuführen ist. Holland fehlte somit eine weitere sichere Medaille.

 

Demut wäre vielleicht mal wieder angebracht

 

Für die deutschen Dressur-Teilnehmer waren diese Weltmeisterschaften fast demütigend. Nie seit 1966 waren sie so weit weg von Einzelmedaillen, und in der Mannschaftswertung rettete den Deutschen die Bronzemedaille nur ein nicht gerade gut aufgelegter holländischer Wallach Ravel unter Steffen Peters, sonst wäre Deutschland Vierter geworden. Ansonsten nicht ein einziger echter Lichtblick. Und es wäre unfair, den Richtern irgendwelche Schuld zuweisen zu wollen. Die vier deutschen Reiter waren auch in der Kür so gut, wie sie beurteilt wurden: Isabell Werth auf Warum Nicht Sechste (80,00), Christoph Koschel auf Donnperignon Zehnter (76,1) und Anabel Balkienhol auf Dablino (73,25) auf Rang 13 von 15 Startern. Vielleicht sollten einige mal wieder demütig werden. Und der sonst so über das Land wallende Jubel der Züchter ist auch nicht mehr angebracht.

 

In zwei Jahren sind Olympische Spiele in London. Ein besseres Abschneiden als in Lexington wird erwartet, oder hat sich Deustchland erstmals ergeben...

 

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