Rebellion im Modernen Fünfkampf Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 06. November 2021 um 21:13

Wassenberg. Das gab es noch selten: Nicht weniger als 650 Aktive revoltieren gegen das Präsidium, diesmal Aktive des Modernen Fünfkampfes – Echo auf Tokio und den Folgen.

Im Grunde genomen haben sie recht. Seit Wochen wird gegen die olympische Disziplin Moderner Fünfkampf in den Medien zu Felde gezogen wegen des Vorfalls der Reiterin Annika Schleu, die kurz vor dem Gewinn der Goldmedaille in Tokio auf dem ihr zugelosten Pferd „verhungerte“, wie Reiter sagen, wenn ein Pferd im Parcours die Gefolgschaft verweigert. Die in alle Welt ausgestrahlten TV-Bilder erregten vor allem vom Pferdesport unberührten Zuschauer, garantiert Tausende. Und die sozialen Medien durften außerdem ungestraft ihre Giftbrühe über der Reiterin ausschütten. Niemand fragte nach den Gründen, ob vielleicht nicht der Parcours zu schwer oder zu unpassend gebaut war, niemand ging auf den offiziellen Tierarzt zu, denn der hätte aus ärztlicher Sicht, nachdem das Tier bereits vorher bei einem anderen Teilnehmer verweigert hatte, das Pferd aus der Prüfung nehmen können. Annika Schleu sieht sich weiter an den Pranger gestellt, ungeschützt, hilflos, für alle Zeiten als Tierquälerin gebrandmarkt. Und niemand vom Verband stellte sich schützend oder erklärend vor sie.

 

Doch was man eigentlich stets von Mitgliedern großer Verbände erwarten müsste, dass sie bei Unstimmigkeiten und Ungerechtigkeiten aufstehen gegen die Obrigkeit, wagten nun rund 650 Mitglieder des Modernenen Fünfkampfes. Sie fordern das Präsidium der Union Internationale de Pentathlon Moderne (UIPM) hart zum Rücktritt auf, sicherlich im Wissen darauf, dass damit möglicherweise der Streichung der Sportart vorschub geleistet wird. Im Branchendienst "Inside the Games" rebellieren die Unterzeichner des Offenen Briefes gegen die Entscheidung der Oberen, nämlich Springreiten nach den Olympischen Spielen in Paris 2024 als Wettbewerb - Schwimmen, Fechten, Reiten und Laufen sowie Schießen mir Laserpistolen - zu streichen. Selbstherrlich habe das Präsidium um den Vorsitzenden Klaus Schormann nach Meinung der Aktiven gehandelt. In dem veröffentlichten Mißtrauen heißt es: "Als ehemalige und gegenwärtige Moderne Fünfkämpfer sind wir schockiert über die Entscheidung des UIPM-Vorstands, die Disziplin Reiten abzuschaffen.“ Und weiter heißt es: „Ohne seine Athleten und Mitgliedsverbände zu konsultieren, hat der Vorstand 109 Jahre Modernen Fünfkampf untergraben."

 

Der Erneuerer der Olympischen Spiele, Baron Pierre de Coubertin, führte den Modernenen Fünfkampf 2012 bei Olympia ein, nun soll Reiten als Disziplin letztmals in Paris zum Programm gehören. Das hat die UIPM am Donnerstag bestätigt. Ein Ersatz für Reiten hat man jedoch noch nicht. Auch das werfen die Aufrührer der Führung vor.

 

 

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