Gold - Silber - Bronze zu Beginn für deutsche Voltigierer Drucken
Geschrieben von: fn-press/ Uta Helkenberg/ DL   
Dienstag, 09. August 2022 um 08:13

Herning. Mit drei Medaillen begannen die Finals der Voltigier-Weltmeisterschaften in Herning für die deutschen Tielnehmer. Gold holte im Gruppen-Voltigieren die Mannschaft Norka des VV Köln-Dünnwald.

Gleich dreimal Edelmetall holten bei den Weltmeisterschaften in Herning die deutschen Voltigierer zum Auftakt ihrer Wettkämpfe. „Gold, Silber, Bronze – die ganze Palette vollgemacht, es ist gut gelaufen!“, brachte es Bundestrainerin Ulla Ramge auf den Punkt. Gold gab es für das Team NORKA des VV Köln-Dünnwald in der Königsdisziplin, dem Gruppenvoltigieren, Silber sicherte sich Einzelvoltigiererin Julia Sophie Wagner aus Leipzig, und Jannik Heiland erkämpfte die Bronzemedaille bei den Herren.

„Ich bin glücklich und dankbar. Die Teamwertung ist die Krone des Ganzen, und Teamweltmeister zu werden ein Riesenerfolg, den haben sie sich wirklich verdient“, sagte Ulla Ramge nach einem langen und sportlich erfolgreichen Tag für die deutschen Voltigierer. Die Voltigiergruppen bildeten dabei den Höhepunkt, 14 Teams kämpften in der Jyske Bank Boxen um die Medaillen. Zwei Mannschaften standen dabei besonders im Fokus, das deutsche Team aus Köln und das aus Top-Einzelvoltigierern zusammengesetzte französische Sextett, das sich in der Pflicht einen leichten Vorsprung hatte verschaffen können. Begeistert angefeuert von vielen deutschen Fans auf den Rängen boten die Kölner eine präzise geturnte, mit Schwierigkeiten gespickte und gleichzeitig aus einem Guss wirkende Kür. 9,063 gab es dafür von der achtköpfigen Jury. Danach blieb die spannende Frage: Würde der Endstand von 8,614 reichen und welches Feuerwerk würden die Franzosen als letzte Starter im Zirkel entfachen? Wie zu erwarten war, hatte auch die Equipe Tricolore Höchstschwierigkeiten in ihren Auftritt eingebaut, wirkte aber nicht ganz so eingespielt und machte auch Fehler.

Allein an der Lautstärke des Applauses ließ sich erahnen, dass das Publikum hier nicht die Sieger gesehen hatte. Die Jury kam auf die Note 8,869 für die Kür, was am Ende mit 8,549 Silber für Frankreich und Gold für das deutsche Team bedeutete. „Den entscheidenden Ausschlag hat wohl gegeben, dass wir gut als Team zusammengearbeitet haben, sowohl im ganzen Training zuvor, als auch jetzt im Zirkel, sowohl auf dem Pferd als auch neben Pferd. Und dass wir uns einfach in- und auswendig kennen, gut verstehen und jetzt schon einige Jahre zusammenarbeiten“, sagte der Co-Trainer des Teams, Torben Jacobs.

Für das Team NORKA starteten Thomas Brüsewitz sowie das Duo Chiara Congia und Justin van Gerven, die in Herning gleich in doppelter Funktion am Start sind, außerdem Mona Mertens, Rebecca Verlage sowie Gianna Ronca. Vorgestellt wurde die Gruppe wie gewohnt von Ex-Weltmeister Patric Looser an der Longe des 14-jährigen Holsteiners Calidor. „Es war ein ganz ganz enges Rennen auf jeden Fall. Ich hatte aber direkt ein gutes Gefühl, wie der Calli da mit mir reingelaufen ist. Er war ein bisschen nervös, aber ich habe mir die Zeit genommen, ihn zu mir zurückzuholen“, sagte Looser erfreut darüber, dass das Team zusammen mit dem Pferd seine Leistung so habe abrufen können. Den Bronzerang belegte das Schweizer Team mit 8,279 Punkten.

Silber für Julia Sophie Wagner

Auch wenn die französischen Voltigierer am Abend auf Teamgold verzichten mussten, dominierten sie die beiden Einzel-Konkurrenzen. Bei den Damen war es Manon Matinhou, die als erste Französin einen Weltmeistertitel gewinnen konnte. Mit einem Topergebnis von 9,296 für ihre Kür (Endstand 8.963) war ihr Gold nicht zu nehmen. Auf dem Silberrang landete Championatsneuling Julia Sophie Wagner aus Leipzig. Sie lief als Vorletzte mit ihrem Pferd Giovanni an der Longe von Mutter Katja Wagner in den Wettkampfzirkel ein und erzielte für ihre Kür zum Thema Poetry Slam die Note 8,748 und damit ein Gesamtergebnis von 8,529 Punkten. Die Eins auf der Anzeigetafel deutete an, dass ihr nun außer der Französin keiner den Rang ablaufen konnte. „Ich hab die ganze Nacht an nichts anderes gedacht. Man will zwar nicht daran denken, aber ich konnte kaum schlafen und hab immer gedacht: Was ist wenn, und was muss da stehen, wenn man fertig ist? Natürlich kann ich es jetzt trotzdem noch nicht glauben, aber realisiert habe ich es in dem Moment, als die eins da stand“, sagte die 24-Jährige hinterher.

Ein dänisches Fahnenmeer wurde vor und nach dem Auftritt von Dänin Sheena Bendixen geschwenkt. Die heimischen Fans hatten dazu auch Grund, denn mit einem Endstand von 8,511 Punkten rückte Bendixen auf den Bronzerang vor. Das Nachsehen hatte Kathrin Meyer, die bis dahin diesen Platz gehalten hatte. Mit 8,484 Punkten wurde die Hamburgerin am Ende Vierte. „Ich bin sehr stolz darauf, dass ich nach einem verpatzten Aufgang noch eine tolle Kür geturnt habe. Früher hätte ich mich davon stressen lassen, das habe ich jetzt nicht“, sagte sie. „Klar, ist es schade, von drei auf vier zu rutschen, aber ich bin trotzdem stolz darauf, was ich bei meinem ersten Championat als Einzelvoltigiererin leisten konnte“, sagte sie. Im vergangenen Jahr war die 21-Jährige noch mit dem Team Fredenbeck Weltmeisterin geworden, wie damals stand auch in Herning Gesa Bührig für sie an der Longe. Ihr Championatspferd war in diesem Jahr allerdings nicht Claus, sondern Capitain Claus. „Man ist sich selbst ausgeliefert. In der Gruppe kann man sich immer auf die anderen verlassen, so muss man wirklich mit dem Kopf vollkommen da sein, muss sich Übung für Übung durchhangeln und es kann einem keiner mehr helfen“, beschrieb sie den Reiz des Einzelvoltigierens.

Mit einer guten Kürleistung und einem versöhnlichen zehnten Platz endete die WM-Premiere für die Deutsche Meisterin Alina Roß aus Userin (Endstand 8,089) „Gestern in der Technik lief es leider gar nicht, Baron war noch nervöser als in der Pflicht. Wir hatten gehofft, dass er sich etwas einkriegt und wieder besser läuft, aber er fand die Halle doch angsteinflößend und fühlt sich hier immer noch nicht so richtig wohl. Dementsprechend konnte ich so gut wie gar nichts vom Programm zeigen. Das mussten wir gestern erstmal alle verdauen“, sagte die 21-Jährige, die in Herning mit dem 1,90 Meter großen Baron R und Vater Volker Roß an der Longe an den Start ging. „Wir sind dann heute ganz entspannt in die Kür gegangen und wollten für uns einfach eine ruhige Runde zeigen. Am Ende sind wir recht zufrieden, wie es heute gelaufen ist. Baron ist auf jeden Fall seine beste von den drei Runden gegangen und ich konnte einigermaßen gut turnen. Das ist natürlich nicht die Leistung, an die wir rankommen wollten. Aber wir haben sehr viel gelernt, wahrscheinlich mehr als auf allen anderen Turnieren bisher. Wenn es mal nicht so läuft, nimmt man natürlich nochmal mehr mit, als wenn es perfekt läuft. An sich war es total schön, wir hatten alle eine schöne Zeit zusammen und Baron ist natürlich trotzdem unser Bester.“

Bronze für Jannik Heiland

Als die am härtesten erkämpfte Medaille bezeichnete DOKR-Sportchef Dr. Dennis Peiler, Chef de Mission der deutschen Pferdesportler in Herning und ehemals selbst Voltigierer, die Bronzemedaille von Jannik Heiland. Dieser musste am Ende nur den beiden Franzosen – Titelverteidiger Lambert Leclezio und Quentin Jabet – den Vortritt lassen. Jabet, Vierter der WM in Budapest 2021, sicherte sich mit 8,837 Punkten Silber, Lambert Leclezio gewann seinen vierten WM-Titel in Folge – und wohl auch den letzten, wie in Herning gemunkelt wurde, da er seine Karriere beenden wolle.

Begonnen hatte Heiland, der auch in Herning mit Dark Beluga FRH und Barbara Rosiny an der Longe an den Start ging, mit einem Platz sieben. „Ich bin in der Pflicht noch etwas unrund in den Wettkampf gestartet, hatte ein paar Probleme mit Beluga, was eigentlich untypisch für ihn ist. In der Technik und Kür haben wir uns dann aber zurückgekämpft. Ich bin jetzt auf jeden Fall mega zufrieden, die Kür war eine richtige Wohlfühlrunde. Das Team war super, Beluga und ich habe die Atmosphäre voll genossen“, fasste der Vizeweltmeister von 2021 seine jüngste WM-Erfahrung zusammen. "Ich habe mir vorgenommen, mein Bestes zu zeigen, und ich denke ich habe mein Bestes abgeliefert. Ich glaube, ich habe noch keine so gute Kür gezeigt wie heute, und im Training hatte ich das auch nicht besser hinbekommen. Ich war mental gut vorbereitet und wusste, dass nach oben und nach unten viel offen ist, dass man keine Fehler machen darf und fit sein muss, wenn es drauf ankommt. Aber da war ich selbstbewusst genug, und ich denke, dass ich in den letzten Jahren immer gezeigt habe, dass man sich auf mich und mein Team verlassen kann. Wenn es wirklich wichtig ist, dann sind wir da, und das haben wir heute auch wieder gezeigt."

Nach Pflicht und Technikprogramm lag Julian Wilfling noch einen Platz vor Heiland mit Schlagdistanz auf eine Medaille. Am Ende bedeuteten 8,816 Punkte Platz vier für den Sportsoldaten aus Untermeitingen auf seinem ersten Senioren-Championat. Vorgestellt wurde Julian Wilfling von Alex Zebrak auf Aragorn. Nicht ganz in gewohnter Form zeigte sich Thomas Brüsewitz, Sieger im Einzelvoltigieren bei der WM-Sichtung in Warendorf und beim CVIO Aachen. Zusammen mit Eyecatcher und Longenführerin Alexandra Knauf landete er mit 8,480 auf Platz sieben, durfte sich aber später über Gold mit dem deutschen Team freuen.

Die Entscheidungen im Pas de Deux und im Nationenpreis fallen am Mittwoch.

 

 

 

 

 

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