Denis Lynch Gesamtsieger einer verwässerten Riders Tour Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 07. November 2010 um 19:25

München. Der Ire Denis Lynch wurde in München zum Abschluss der „Riders Tour“ erstmals Springreiter des Jahres. Ihm genügte ein dritter Platz im Grand Prix zum Gewinn eines teuren Automobils.

Denis Lynch Gewinner der "Riders Tour 2010" auf "Abbervail van het Dingeshof" beim Finale in der Münchner Olympiahalle

(Foto: Kalle Frieler)

Der Ire Denis Lynch (36), seit drei Jahren zuhause am Rande Münsters, wurde erstmals „Reiter des Jahres“. Er ritt in der Siegerrunde den zehnjährigen Wallach Abbervail van het Dingeshof als echter Profi ausgebufft auf Platz, der dritte Rang reichte ihm damit auch zum Gewinn der Serie und zum Schlüsselempfang eines 30.000 € teuren VW Tiguan. Zweiter und damit ebenfalls Auto-Gewinner wurde der dreimalige Weltcupgewinner Marcus Ehning (Borken) auf Sandro Boy, der zwar den Großen Preis zum Abschluss des CHI in der Münchner Olympiahalle gewann, aber am Ende drei Punkte weniger hatte als Lynch (60 Zähler). Zweiter im Grand Prix wurde Mario Stevens (Molbergen) auf d`Avignon.

 

Neben Lynch und Ehning kam auch der Riders Tour-Dritte Heiko Schmidt in den Genuss eines PKW. Die Extra-Preise gab es nur für die ersten Drei des Gesamtklassements, im Jahre 2007 kassierte der Gesamterste noch 250.000 Euro, inzwischen wurden zwar die einzelnen Geldpreise bei den Turnieren aufgestockt, aber ein Renner ist die Riders Tour nicht mehr. Und beim Finale in der architektonisch schönen Olympiahalle in München gab es wahrlich kein Zuschauergedränge weder an den Kassen noch auf den Rängen...

 

Die zeitliche Überlegenheit von genau fünf Sekunden gegenüber Denis Lynch nützte am Ende Mannschafts-Weltmeister Marcus Ehning (36) auf dem 17 Jahre alten Hengst Sandro Boy nichts, da der Ire, Gewinner des Großen Preises von Aachen im letzten Jahr auf Lantinus, bei ebenfalls fehlerfreier Runde nicht mehr von der Spitze zu verdrängen war. Immerhin der Sieg lohnte sich für Ehning: 25.000 Euro, an Mario Stevens gingen 18.000, Lynch kassierte zudem noch 12.000 Euro. Auf den nächsten Plätzen dahinter landeten die Schwedin Angelica Augustsson auf Mic Mac (9.000 Euro), der Ungar Balacz Krucso auf Nemo (6.000) und der deutsche Exmeister Philipp Weishaupt (Riesenbeck) auf Souvenir (5.000).

 

Nichts geblieben von der „Formel 1 der Reiter“

 

Das Motto „Riders Tour - die Formel 1 im Springreiten“ klebt längst nicht mehr auf den Litfaßsäulen. Die Serie konnte nicht halten, was sie mal an jenem Mittag in Hamburg versprach. Die Gesellschafter Paul Schockemöhle, Dietrich Walther, Hans-Werner Aufrecht, Ulli Kasselmann, der TV-Produzent Peter Geishecker, der Logistik-Unternehmer Detlef Hübner und Dressur-Olympiasiegerin Ann Kathrin Linsenhoff hatten jeder fünf Millionen Mark in den Topf geworfen, sie wollten den Springsport modernisieren, Interesse wecken. Die entscheidenden Springen sollten immer zu einer fest gesetzten Zeit im Fernsehen übertragen werden. Und es gab Geld, das die Springreiter nicht nur lockt wie Honig die Wespen, was sie auch brauchen, verschlingt doch ein gehobener Turnierstall im Monat mit Personal und Starts auf Turnieren an die 70.000 Euro und darüber. Das europäische Ausland sollte ebenfalls nach und nach zum Mitmachen in der „Riders Tour“ verleitet werden.

 

Am Anfang zogen auch die deutschen Veranstalter mit, Mannheim, Hamburger Derby, Hachenburg, Gera, Balve, Berlin, Donaueschingen, Wiesbaden und Aach unweit des Bodensees waren mit von der Partie. Doch Paul Schockemöhle als Serien-Miterfinder vergraulte mehrere Turnier-Organisatoren, inzwischen wird die Riders Tour nur noch in Hamburg, Wiesbaden und Balve sowie den dazu gekommenen Paderborn, Hannover und München durchgeführt. Von der Tour-Gründern haben auch einige aufgesteckt, denn keines der Ziele wurde erreicht. Es gibt kein Preisgeld mehr für den Gesamtsieger, wenn auch wertvolle Ehrenpreise, doch die Spitzenreiter – sind sie nicht vorne und scharf auf einen teuren PKW – sind längst nicht mehr heiß auf die Riders Tour. Deutschland mit nur drei Fünf-Sterne-Turnieren – Hamburg, Aachen und Stuttgart – ist sowieso nichts mehr Besonderes im Turnierkalender. So tummelte sich am letzten Wochenende fast verständlich das Gros der Weltelite in Verona beim Weltcup-Turnier, wo es nicht nur viel Geld gab, auch Weltcuppunkte. Und Punkte wiederum sind wichtig, um auf der Weltrangliste nach oben zu kommen, denn diese Kladde wiederum ist auch für Startgenehmigungen auf Turnieren von Belang. Wer zu den besten 30 gehört, kann sich die Turniere inzwischen aussuchen...

 

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