Drei Siege für Isabell Werth - die Gefühle für Edward Gal Drucken
Geschrieben von: Dieter   
Sonntag, 21. November 2010 um 14:53

 

Stuttgart. Für Isabell Werth war die Reise nach Stuttgart fast vom totalen Erfolg gekrönt, nur einmal wurde sie Zweite, doch dreimal Erste. Aber die Herzen gehörten dem niederländischen Weltmeister Edward Gal – auch ohne Sieg...

 

Ob ganz früher der unvergessene Dr. Reiner Klimke, Hans Günter Winkler als erfolgreichster Springreiter der Geschichte, die Dänin Annegret Jensen oder Nicole Uphoff als kleine Beispiele – Stuttgart war immer für sie mehr als ein normales Hallenturnier. Stuttgart gehörte nicht zum Turnier-Alltag. Bei Isabell Werth ist das nicht anders. Sie gewinnt in der Schleyerhalle nicht nur, sie setzte sich auch wie die anderen genannten immer für diese Veranstaltung ein,  die vor 26 Jahren Premiere hatte in einem Landstrich, wo der Reitsport nicht unbedingt ein Zuhause hat wie in Holstein oder Nordrhein-Westfalen. Das hat sich längst geändert. Und im Springreiten ließ sich die Schleyerhalle ebenfalls an den Weltcupzug ankoppeln, wenn auch zunächst mit Widerwillen. Schwaben denken vielleicht auch über vieles gründlicher nach, ehe sie handeln.  Turnierchef Gotthilf Riexinger und Projektleiter Manfred Parlow haben bis jetzt alles richtig gemacht. Die Zuschauerzahlen stehen als Beweis.

 

Gal hat vielleicht schon die Totilas-Nachfolge

 

In der Dressur müssen die Sportler nicht wie in der Dortmunder Westfalenhalle immer öfter vor menschenleeren Sitzreihen reiten, in der Schleyerhalle sind die Plätze besetzt. Wie jetzt auch bei den großen Prüfungen. Und die Besucher sind nicht nur Kenner, sie haben auch ein Gespür für besondere Momente. Wie zum Beispiel nun für den dreifachen Weltmeister Edward Gal (40). Der Niederländer hatte auf seinem Rapphengst Totilas vor einem Jahr seinen großen Auftritt in der Schleyerhalle, er gewann danach den Weltcup und wurde vor einigen Wochen in Lexington dreifacher Weltmeister. Totilas wurde vom Besitzer für Millionen an Pferdehändler und Gestütsbesitzer Paul Schockemöhle verkauft. So ritt Edward Gal in Stuttgart auf der Totilas-Halbschwester Sisther de Jeu diesmal nicht zu Siegen in der Schleyerhalle, aber in die Herzen der Zuschauer. Keinem Teilnehmer schlug dieser herzliche Beifall entgegen wie eben dem Weltranglisten-Ersten, der auf der elfjährigen Rappstute im Grand Prix zunächst Dritter und im Grand Prix Special mit 73,958 Prozentpunkten nochmals Dritter wurde. Und dabei hatte er sich auch noch verritten, was Punktabzüge brachte, „aber“, so sagte der deutsche Bundestrainer Holger Schmezer, „ich weiß, wie schmerzlich das ist, wenn einem Reiter sein Spitzenpferd genommen wird, ich glaube jedoch, dass die Stute eine echte Nachfolgerin von Totilas werden kann. Ich freue mich für ihn.“ Und auch Edward Gal meinte, die Stute habe kaum weniger Qualität als der Hengst, „ich wünsche, dass ich bald mit ihr an die Leistungen von Totilas anknüpfen kann.“

 

Für Mitgefühle kaum noch Platz

 

Isabell Werth, wie auch Ulla Salzgeber, kennen dieses Stadium im Sport, ohne den entsprechenden Beritt nicht mehr zu den Auserwählten zu gehören, für Championate oder Olympische Spiele nicht mehr nominiert zu werden. Man wird in den B-.Kader zugestuft, man ist niemand wer. Und auch viele Verbandsoffizielle greifen dann auch kaum mal zum Telefon. Ulla Salzgeber kennt das, nachdem ihr Erfolgs-Wallach Rusty vom Sport verabschiedet wurde, um Isabell Werth kümmerte sich niemand mehr, nachdem sie wegen selbst nicht verursachten Dopings bei einem Nachwuchspferd gesperrt und aus dem Kader gekippt worden war. Und von Heike Kemmer, spricht da überhaupt noch jemand, immerhin gewann sie vor gerade mal zwei Jahren in Hongkong bei den Olympischen Reiterspielen nach Gold mit dem Team auch noch Einzel-Bronze?

Der Hochleistungssport wird immer härter, gefühlloser und macht viele einsam.

 

Schönheit drückt El Santo nicht...

 

Doch darüber muss sich Isabell Werth zur Zeit wahrlich keine Gedanken mehr machen. Sie kann auf fünf Grand Prix-Pferde zurückgreifen. Und in Stuttgart siegte sie deshalb fast logisch. Nur einmal wurde sie auf dem neunjährigen Wallach El Santo Zweite, im Grand Prix der Special-Tour, doch im GPS am Schlusstag gewann sie überlegen mit 76,875 Prozentpunkten vor der Östereicherin Victoria Max-Theurer auf dem Oldenburger Hengst Augustin (74.583) und wie bereits gesagt Edward Gal auf Sisther de Jeu. Dahinter auf dem ebenfalls erst neunjährigen Wallach Donnelly (71.625) Reitmeister Hubertus Schmidt (Borchen). Isabell Werth über den Rheinländer El Santo, den zwar keine Schönheit drückt, „der aber immer alles noch besser machen will, der voller Ehrgeiz steckt und von Natur aus über die großartigen drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp verfügt.“ Die Juristin, die auf Satchmo auch den anderen Grand Prix und die Kür gewann, nahm in Stuttgart auch noch den Otto-Lörke-Preis für El Santo entgegen, eine Auszeichnung, die in jedem Jahr einem höchstens zehnjährigen Dressurpferd und dem Reiter aufgrund ausgezeichneter Leistungen in Grand Prix-Prüfungen zuerkannt wird. Isabell Werth gewann diesen Preis nun bereits zum neunten Mal.

 

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