Leipzig: Jessica Kürtens sportliche Hauptstadt Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 24. Januar 2010 um 18:10

 

Leipzig. Verkehrte Welt. Die arbeitenden Menschen verlassen teilweise enttäuscht den Osten Deutschlands – die Reiter finden dort verstärkt eine neue Heimat. Vor allem in Leipzig, dort zieht inzwischen das von Volker Wulff organisierte Hallen-Turnier in der Messe die meisten Zuschauer in Deutschland an, in diesem Jahr über 60.000 – und die lieben inzwischen die Dauersiegerin Jessica Kürten. Zu Recht enttäuscht ist Wulff über die Beteiligung in der Dressur...

 

Jessica Kürten (40) liebt Leipzig – und Leipzigs Zuschauer lieben die Irin. Zum dritten Mal in Folge gewann „Goldllocke“ auf der Stute Libertina den Großen Preis und als Preisgeld 39.600 Euro. Jessica Kürten, die als Jessica Chesney nach Deutschland kam und seit 1998 in Hünxe am Niederrhein ihr Zuhause hat, war im Machtkampf der besten drei Amazonen im Stechen die Stärkste und bezwang auf einem wahren Parforceritt um nicht einmal zwei Zehntelsekunden die ebenfalls fehlerfreien Edwina Alexander (Australien) auf Itot du Chateau und die Französin Penelope Leprevost auf dem Hengst Mylord Carthago, die noch ein bisschen langsamer war, aber ebenfalls fehlerfrei blieb. Alexander, Freundin von Global Champion Tour-Erfinder Jan Tops, kassierte 24.000 €, Leprevost 16.800. Jessica Kürten sagte hinterher zum Publikum, das sich teilweise nach ihrem weiteren Sieg im Großen Preis von Leipzig in den Armen lag: „So phantastische Zuschauer erlebt man nicht überall. Danke Leipzig.“

 

Marcus Ehning – Vierter und bester Deutscher

 

Als bester Deutscher platzierte sich Marcus Ehning in dieser achten von 13 Weltcup-Konkurrenzen der Westeuropaliga auf dem Hengst Plot Blue als Vierter (10.000 Euro), der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum (Riesenbeck) wurde auf Couleur Rubin Fünfter (8.400), sein Schüler und deutscher Meister Philipp Weishaupt auf Catoki Sechster (7.200), Lars Nieberg (Homberg/ Ohm), am dem 1. April sein eigener Herr auf Gestüt Wäldershausen, belegte auf Levito den siebten Rang (6.000), alle waren ebenfalls fehlerlos geblieben.

 

In der Gesamtwertung der Westeuropaliga  führt vor den nächsten fünf Springen der Niederländer Eric Van Der Vleuten mit 57 Punkten vor Jessica Kürten (51) und dem Schweizer Mannschafts-Europameister Pius Schwizer und Leprevost (je 48) sowie Ludger Beerbaum und Frankreichs Europameister Kevin Staut (je 46) sowie Ehning (44).

 

Christoph Koschel zweimal Dressursieger

 

In der nicht gerade üppig besetzten Dressur war der fertige Jurist Christoph Koschel (Hagen a.T.W.) auf  dem elfjährigen Donnerhall-Nachkommen Donnperignon in Grand Prix und Grand Prix Special jeweils der beste, in der anderen Abteilung kam die Schweizer Tierärztin Dr. Marcela Krinke-Susmelj auf dem Oldenburger Wallach Corinth nach dem zweiten Rang im Grand Prix zum Sieg in der Kür.

 

Absagen ohne Begründung

 

Zurückhaltend verbittert zeigte sich Wulff über das Verhalten einiger deutscher Dressurreiter. Der Chef von „En Garde“: „Wir haben die Dressur eigens in das gesamte Programm eingebaut, mit kleinen Starterfeldern, ich habe ohne einen Sponsor die Dotierung über 50.000 Euro persönlich übernommen. Das Resultat: In den letzten Tagen sagten sechs Reiter ab, eine Reiterin, deren Namen ich nicht nennen möchte, sagte gar nichts, sie kam nicht. Da macht es doch wirklich keinen Spaß mehr, den Dressurreitern entgegen zu kommen, die sich so gerne darüber beklagen, sie würden gegenüber den Springreitern benachteiligt.“

 

Früher sagte man: Ein Fall für den Ausschuss oder den Bundestrainer. Der Bundescoach blieb der gleiche, der Ausschuss setzt sich inzwischen aus anderen zusammen – geändert hat sich bisher nichts, oder nur ganz wenig. Von einem Ruck in eine neue deutsche Dressurzukunft ist weiter nichts zu spüren. Und was wollte man alles anders unternehmen – unmittelbar nach der Pleite der Europameisterschaft in Windsor, wo die Dressur-Großmacht Deutschland mit dem schwächsten Resultat aller bisherigen Championat heimwärts zog. Nicht einmal von vielen Worten blieb etwas übrig. Vom Willen gar nichts.

 

2011 erstes Weltcup-Finale in drei Disziplinen

 

Erstmals seit Einführung der Weltcups in Springen, Dressur und Fahren treffen sich im nächsten Jahr die Weltbesten zum Finale um ihre Pokale zu einem Dreier-Finale in Leipzig. Da rechnet Volker Wulff mit insgesamt über 80.000 Zuschauer. Von Leipzig kann inzwischen das übrige Deutschland lernen, wenigstens, was Reitturniere betrifft.

 

 

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