Am Ende fehlte Deutschland nur ein Punkt zu Gold... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 22. August 2013 um 20:44

 

Herning. Olympiasieger Großbritannien wurde in Herning/ Dänemark zum vierten Mal Springreiter-Europameister. Silber ging an Titelverteidiger Deutschland, Bronze holte Schweden.

 

 

In einer beispiellosen imaginären Aufholjagd gewann die deutsche Springreiter-Equipe in der Besetzung Daniel Deußer auf Cornet d`Amour, Christian Ahlmann auf Codex One, Carsten-Otto Nagel auf Corradina und Ludger Beerbaum auf Chiara bei der Europameisterschaft im dänischen Herning die Silbermedaille. Gold ging an Olympiasieger Großbritannien, am Ende lag die deutsche Mannschaft mit 12,77 Fehlerpunkten nach drei Umläufen der speziellen Championatswertung – im Gegensatz zum klassischen Nationen-Preis mit zwei gleichen Durchgängen – nicht einmal einen Zeitfehlerpunkt hinter den Briten (12,88). Deutschland hatte nach dem ersten Tag an neunter Stelle gelegen, rückte dann vor dem letzten Umlauf an die vierte Position vor und wäre fast im Hocken auf der Tribüne noch Europameister geworden, nachdem beim britischen Schlussreiter und Team-Olympiasieger Scott Brash auf Hello Sanctos eine Stange fiel – ein Zeitfehler hätte den Deutschen als Titelverteidiger von Madrid 2011 die Goldmedaille offeriert.

 

Die Spannung war greifbar, vor allem, als Carsten-Otto Nagel, zuletzt zweimal Vize-Europameister, mit der Schimmelstute Corradina mit insgesamt neun Miesen aus dem Parcours ritt. Daniel Deußer, erstmals bei einer internationalen Meisterschaft für Deutschland im Sattel („das war immer mein Traum“), drehte zwar zwei makellose Lehrbuchrunden mit seinem Schimmelwallach, doch den anderen durften keine Patzer unterlaufen, sollte aus eigener Kraft und eigenem Können eine Medaille geholt werden. Der Weltranglisten-Erste Christian Ahlmann legte mit dem Hengst Codex One einen Nuller hin, aber Großbritannien schien bereits enteilt, die Schweizer und auch Frankreich hatten schon die Hand näher an einer Medaille als die deutsche Equipe. Dann drängelte sich auch noch Schweden Dank Rolf-Görans fehlerfreiem Ritt mit dem Holsteiner Hengst Casall in die Nähe von Bronze, er machte anscheinend die Konkurrenz total nervös. Exeuropameisterr Kevin Staut (Frankreich) häufelte nicht weniger als 17 Fehlerpunkte, was die Equipe aus den Medaillenträumen riss, und bei der Schweiz trat ausgerechnet Goldross Nino des Buissonnets von Olympiasieger Steve Guerdat auf das Band am Wassergraben, und bei der Niederlande endete der Tagtraum von Silber oder Bronze mit Jeroen Dubbeldam auf Utascha, erst null, dann acht Fehlerpunkte – aus und vorbei, sechster Platz.

Hoffnung blieb auf eine Medaille bei Schweden, Frankreich und der Schweiz, sollte Ludger Beerbaum vielleicht auch einen schwachen Moment bekommen. Hatte er nicht. Vier Tage vor seinem 50. Geburtstag steuerte er die Holsteiner Stute Chiara fehlerlos über die Klippen und den Wassergraben, das war jedenfalls eine Medaille, für den deutschen Rekord-Internationalen die zehnte bei einer Europameisterschaft seit 1997 in Mannheim.

 

Es gewann Großbritannien mit 12,18 Fehlerpunkten vor Deutschland (12,77) und Schweden (13,44), Frankreich (15,15) und der Schweiz (17,45) – zwischen Sieg und dem bitteren medaillenlosen Rang lag am Ende nicht einmal ein Abwurf. Otto Becker: „Das ist eben unser Sport. Für uns ist das eine zusätzliche Genugtuung, weil wir ja vom Finale um die Nationen-Preis-Trophy Ende September in Barcelona ausgeschlossen sind – wir haben nun bewiesen, dass wir zu den besten Teams der Welt nach wie vor zählen.“

 

Und Geld gab es auch in Herning an diesem Abend. Großbritannien erhielt 19.000 Euro Prämie, an die deutsche Mannschaft gingen 15.000 und an Schweden 11.000. Zusätzlich kassierten jedoch besser ab die fünf Erstplatzierten der Prüfung, die alle ohne Fehler waren: Daniel Deußer, Ben Maher (Großbritannien) auf Cella, Roger-Yves Bost (Frankreich) auf Myrtille Paulois, Bengtsson und Ludger Beerbaum. Auf jeden entfielen 10.000 Euro.

 

In der Einzelwertung führt vor dem Finale mit zwei Durchgängen am Samstag (ab 13.15 Uhr)  der Brite Ben Maher auf Cella (0 Fehlerpunkte) vor Roger-Yves Bost (0,58), Titelverteidiger Bentgsson (1,63), Daniel Deußer (2,01), Ludger Beerbaum (3,34), Steve Guerdat (4,29), der Schweizerin Janika Sprunger auf Pallobet d`Halong (4,32), dem Franzosen Patrice Delaveau auf Orient Express (5,66), dem Niederländer Jur Vrieling auf Bubalu (5,70) und Scott Brash (6,72) sowie Cristian Ahlmann (7,42).

 

Als Christian Ahlmann auf Cöster vor zehn Jahren in Donaueschingen Europameister wurde, saß er bereits hoffnungslos auf der Tribüne, als zunächst Neunter der Endwertung. Doch alle, die vor ihm lagen, sammelten Fehlerpunkte en gros, am Ende hieß der Europameister Christian Ahlmann knapp vor Ludger Beerbaum…

 

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