Zweites Gold für Charlotte Dujardin - zweites Silber für Helen Langehanenberg Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 29. August 2014 um 17:44

Das Kür-Besten-Trio von Caen: Helen Langehanenberg (lks), Weltmeisterin Charlotte Dujardin (Mitte) und Adelinde Cornelissen. Charlotte Dujardin: "Valegro und ich waren in acht Jahren nur einmal nicht gut - vor einigen Wochen beim deutschen CHIO in Aachen." Gut war das Paar in der Soers nur in der Kür mit einem Erfolg, doch im Grand Prix sprang leidiglich ein sechster Platz heraus, Zweite wurden sie im Grand Prix Special hinter Matthias Rath mit Totilas.

(Foto: Kalle Frieler)

Caen. Mit dem erwarteten Sieg der Britin Charlotte Dujardin auf dem Wallach Valegro endete nach dem Grand Prix Special auch die Kür der Dressurreiter der Weltreiterspiele in der Normandie, und wie im GPS vor Helen Langehanenberg mit Damon Hill Zweite.

 

 

Sie stellte zwar keinen neuen Punkterekord in der Kür auf, den hält sie sowieso mit 93,975, doch noch nie wurde in einer Prüfung wie enthemmt die Höchstnote „10“ wie beim Karneval Konfetti geworfen. Auf die Britin Charlotte Dujardin (29) regneten vor 21.000 Zuschauern im Fußball-Stadion von Caen nicht weniger als 18-mal die „Zehner“ wie Goldtaler auf sie herab. Lediglich die Kanadierin Elizabeth McMullen wagte sich nicht an die „10“ heran, vielleicht traute sie sich auch aus Unerfahrenheit nicht, doch sie zog siebenmal die 9 und fünfmal die 9,5. Der deutsche Richter Dr. Dietrich Plewa gab zweimal die 10, zweimal ebenfalls Francis Verbeek (Niederlande), Liselotte Fore (USA) ließ viermal das Bestergebenis aufschreiben, Chefjurorin Isabelle Judet (Frankreich) dreimal, zweimal Susan Hoevenaars (Australien) und wie kaum anders zu erwarten war, verabschiedete sich der britische „Unparteiische“ komplett von der sonst so sprichwörtlichen Zurückhaltung: Fünfmal zückte er die 10, sechsmal die 9,5 und fünfmal die 9. Beim starken Schritt konnte er nicht mehr als eine „8“ verantworten.

So war der zweite Weltmeistertitel für die sympathische Britin mit ihrem Valegro beschlossene Sache, sie ritt in ihrer Kür – fünfmal gab es die 10 für die Musik – 92,161 Punkte heraus, saß wie verschmolzen mit dem Pferd im Sattel,  damit lag sie wahre Ewigkeiten vor der erneuten Silbermedaillengewinnerin Helen Langehanenberg (Billerbeck) auf dem Hengst Damon Hill (88,286), die von allen sieben Richtern auf Platz 2 gesetzt worden war. Auch sie lenkte fehlerfrei ihren Donnerhall-Nachkommen durch die Lektionen, doch zeigten sich beim „Zehner-Verteilen“ die Feingewandeten in ihren Richterhäuschen bei ihr mehr als reserviert, lediglich die Amerikanerin für die Pirouette rechts und Stephen Clark für die Musik gaben die Bestnote. Damit ist Helen Langehanenberg seit letztem Jahr Zweitbeste Dressurreiterin der Welt nach Charlotte Dujardin: Seit der Europameisterschaft in Herning, seit Ostern in diesem Jahr beim Weltcup und nun bei den Weltreiterspielen. Doch ihre stolze Bilanz der Normandie: Einmal Gold, zweimal Silber. Man darf aber auch behaupten: Die Richter haben sich festgesehen an Valegro, verguckt in den Wallach, verzeihen leichter Patzer, wie einstmals die Juroren bei einem Granat von Christine Stückelberger, bei Marzog von Anne-Grete Jensen,  Corlandus von Margit Otto-Crepin, Rembrandt von Nicole Uphoff, Ahlerich von Dr. Reiner Klimke, bei Gigolo mit Isabell Werth, Salinero bei Anky van Grunsven  und danach bei Totilas mit Edward Gal und fast schon auch unter Matthias Rath. Pferde sind eben auch Zeiterscheinungen, aber sie müssen nicht nur schick, auch gut sein.

 

Die Britin, die nun alle möglichen Einzeltitel in den letzten zwei Jahren gewann, zweimal Gold bei Olympia, Weltcupsieg, zweimal Gold bei der letzten Europameisterschaft und ganz logisch Weltranglisten-Erste, ohne sich auf jedem Turnier jenseits der Insel im restlichen Europa zu tummeln, sagte hinterher: „Ich bin natürlich glücklich. Es ist unglaublich, was Valegro geleistet hat. Am Ende war er ein bisschen müde, wie fast alle anderen Pferde auch, verständlich, denn so eine Weltmeisterschaft ist eben kein normales Turnier. Da überträgt sich manche Aufgeregtheit auch auf ein Pferd.“ Zur Prämie von 19.000 Euro im Special kam nun nochmals die gleiche Summe in der Kür, außerdem der Anteil vom Silberrang der Mannschaftswertung hinter Deutschland in Höhe von 13.000 €.

 

Ziemlich glücklich kann Adelinde Cornelissen (Niederlande) aus der Normandie abreisen. Mit dem bereits 17 Jahre alten Wallach Parzival wurde die Olympiazweite von London Dritte (85,714) nun in Caen Team-Dritte und Kür-Zweite, von den Punkten her aber so weit weg von Silber wie Helen Langehanenberg von Gold. Den vierten Rang belegte Kristina Sprehe (Dinklage) auf dem Hengst Desperados (83,125). „Ich bin mehr als zufrieden mit dem Abschneiden bei diesen Weltreiterspielen, hatte ich doch nicht damit gerechnet, zusätzlich zur Goldmedaille mit der Mannschaft auch noch Bronze zu holen im Grand Prix Special“, sagte die Studentin.

 

Auf den weiteren Plätzen landeten die Amerikanerin Laura Graves, die eigentliche Entdeckung der Weltreiterspiele, auf Verdades (82,036) und die Österreicherin Victoria Max-Theurer auf Augustin (81,036).

 

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