Deutsche Equipe mit Rath und Totilas bei der Europameisterschaft in Aachen Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 12. Juli 2015 um 18:12

Totilas unter Matthias Rath - beim 45. CDIO von Deutschland in Hagen a.T.W. eher eine fast unauffällige, aber umso geglücktere Rückkehr in die Dressur-Equipe unter den Augen des in Deutschland nicht überall gepriesenen Coaches Sjef Janssen/ Niederlande (ganz rechts auf dem Foto) und von Pferdemitbesitzer Paul Schockemöhle daneben

(Foto: Kalle Frieler)

Hagen a.T.W. Mit Matthias Rath und Totilas zur Europameisterschaft in Aachen. Doch die Euphorie um den Rappen ist verrauscht. Ohne Bella Rose mit Isabell Werth ist der Hengst Desperados mit Kristina Bröring-Sprehe inzwischen das Glanzstück der deutschen Dressur.

 

Mit Blaulicht und Polizei-Eskorte zum Turnier und wieder weg, Stand mit T-Shirts und gar der fast peinlichen Aufschrift „We are the Champion“, Extra-Box bei der Deutschen Meisterschaft in Balve vor drei Jahren, Rudelbildung beim CHI in München Riem, alles Vergangenheit. Der Glanz und die früheren Glanzlichter des Rapphengstes Totilas sind Geschichte. Noch im letzten Jahr in Aachen beim CHIO großer Auftritt, nur zweimal, in Grand Prix und Grand Prix Special, dann die Kür kurzfristig abgesagt, murrende Zuschauer in der Soers, die eigens dafür bezahlt hatten, nämlich um Totilas zu sehen. Verletzungen, vieles andere, was nicht gerade das Image förderte. Nun nach genau einem Jahr wurde der in Holland gezogene und inzwischen 15 Jahre alte Nachkomme von Gribaldi beim 45. Internationalen Offiziellen Dressurturnier – CDIO – von Deutschland in Hagen am Teutoburger Wald erstmals wieder von Matthias Rath vorgestellt. Er gewann den Grand Prix mit 80,0 und den Grand Prix Special mit 80,039 Prozentpunkten. Das Paar gehörte aber nicht zur offiziellen deutschen Mannschaft, doch Totilas musste gebracht werden, „will er eine Chance für die Europameisterschaft haben“, so Bundestrainerin Monica Theodorescu. Rath ritt den Hengst in der sogenannten Internationalen Tour.

 

Der Ideal-Vorstellung von Losgelassenheit entsprach der Rappe nicht. Und in einem Alter von 15 Jahren lässt sich auch kaum noch etwas umstellen. Zumal der Hengst ja auch noch im Deckgeschäft beschäftigt ist. Doch Matthias Rath, wahrlich mit Druck zusätzlich belastet, meisterte seine Aufgaben gut. Er sagte danach, er habe Fehler gemacht, teils für ihn selbst nicht ganz erklärbare, es sei aber noch Luft nach oben. Doch sehenswert nach wie vor die Piaffen und Passagen von Totilas, damit werden Punkte eingesammelt in einer Prüfung.

 

„Luft nach oben…“

 

„Luft nach oben“ war überhaupt der Slogan bei den offiziell gewandeten Verbandsmenschen. Bundestrainerin Monica Theodorecsu sprach davon, der Ausschuss-Vorsitzende Klaus Röser jonglierte mit dem Ausdruck und auch Dr. Dennis Peiler, Vorsitzender der Abteilung Sport beim Deutschen Olympiadekomitee für Reiterei (DOKR) in Warendorf. Paul Schockemöhle, 70, der Herrscher über die Samenbank des Hengstes, der unmittelbar nach den Weltreiterspielen 2010 in Kentucky – dreifacher Triumph von Totilas unter Edward Gal – den Rappen für neun Millionen Euro erwarb und sicher keinen Cent an dem Geschäft verlor, sagte dann, „wer 80 Prozent in einem Grand Prix herausreitet, an dem kann man nicht im Hinblick auf eine Europameiserschaft vorbeigehen“. Und von der Dressur versteht der frühere dreimalige Springreiter-Europameister sicherlich auch ein bisschen, startete er doch 1962 mit seinem Verein im Mannschaftskampf mit L-Dressur und Kür sowie Springen in Vechta…

 

An Totilas konnte der Ausschuss bei der Nominierung somit wirklich nicht vorbeisehen. Das wusste auch Reitmeister Hubertus Schmidt (Borchen), der mit dem Hengst Imperio in der Offiziellen Equipe ritt neben Isabell Werth, Kristina Bröring-Sprehe und Jessica von Bredow-Werndl. Er sagte nach seinem achten Platz im Grand Prix mit 73,627 Punkten: „Wer um die 80 Zähler reitet, den muss man mitnehmen zu einer Europameisterschaft.“

 

Equipe wie nicht anders erwartet

Kristina Sprehe (28), seit 20. Juni Frau Bröring, zweifache deutsche Meisterin 2014 und 2015, Team-Europameisterin 2013 in Herning, Mannschafts-Gold und Einzel-Bronze (Grand Prix Special) bei den Weltreiterspielen 2014 in der Normandie, mit ihrem Rapphengst Desperados von De Niro beim 45. CDIO von Deutschland in Hagen die alle überragende Teilnehmerin mit Totalerfolg in allen drei genannten Prüfungen

(Foto: Kalle Frieler)

 

So barg dann nach Grand Prix, Grand Prix Special und Kür die Nominierung der deutschen Dressur-Equipe für die EM in Aachen keine Überraschung. Für Deutschland reiten die augenblicklich alle überragende zweifache deutsche Meisterin – wie im Vorjahr Doppel-Gold - Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit dem Rappen Desperados, Isabell Werth (Rheinberg) mit Don Johnson, Jessica von Bredow-Werndl (Aubenhausen) auf dem Hengst Unee BB und Matthias Rath (Kronberg) mit Totilas. Als Ersatzreiterin wurde Anabel Balkenhol (Rosendahl) mit Dablino benannt. Die deutsche Mannschaft ist in dieser Besetzung und mit den Leistungen von Hagen nicht zu schlagen, weil der Konkurrenz meist ein starker dritter Reiter fehlt, gewertet werden in einem Team die besten Drei.

 

Die große Gewinnerin des CDIO, zu dem die Zuschauer wahrlich nicht drängelten, vor allem nicht an den ersten drei Tagen, war Kristina Bröring-Sprehe (28). Die Mannschafts-Weltmeisterin gehörte zum siegreichen Team und gewann alle drei angesetzten Konkurrenzen: Grand Prix, Grand Prix Special und die Kür. In der Kür näherte sie sich nicht gerade mit Wucht, doch deutlich erkennbar erneut den Punkten der augenblicklich immer noch alle überragenden britischen Olympiasiegerin und Weltranglisten-Ersten Charlotte Dujardin auf Valegro, nämlich mit 87,575. Als erste Deutsche hatte sie im Vorjahr beim Gewinn der deutschen Kür-Meisterschaft in Balve mit dem De Niro-Nachkommen mit 90,15 die 90er-Punkte-Schallmauer durchbrochen. Kür-Zweite in Hagen wurde die fünfmalige Olympiasiegerin Isabell Werth auf dem Hannoveraner Wallach Don Johnson (82,775), Dritte die Weltcup-Dritte Jessica von Bredow-Werndl auf Unee (82,45), die Bayerin war im Grand Prix Special Zweite geworden vor Isabell Werth.

 

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