Voltigierer begeistern zum CHIO-Auftakt in Aachen Drucken
Geschrieben von: Offz   
Samstag, 09. Juli 2016 um 20:19

Aachen. Zum Auftakt des 101. CHIO`s von Deutschland feierten die Voltigierer aus dem Gastgeberland erste Erfolge.

 

Als Thomas Brüsewitz in den Wettkampfzirkel für die Kür der Herren beim CHIO Aachen einlief, hatte der deutsche Voltigierer es in der Hand. In der Gesamtwertung lag er an zweiter Stelle. Sein ärgster Konkurrent, der Österreicher Stefan Csandl, hatte eine sehr gute, aber keine unschlagbare Kür hingelegt. Doch um ihn zu überflügeln, musste Brüsewitz über sich hinaus wachsen – trotz dessen, dass er und sein Pferd Bigstar (Longe: Irina Lenkeit) erst seit September ein Team sind. Und es gelang. Brüsewitz zelebrierte seine Kür mit einer Eleganz und Leichtigkeit, an die kein anderer Konkurrent herankommen sollte. Die Endnote von 8,681 spricht für sich. Nach der Verkündung des Ergebnisses gab er zu: „Ich war aufgeregt, wie noch nie zuvor in meinem Leben und stand wahnsinnig unter Druck!“ Er hat heute bewiesen, dass er mit Druck umgehen kann – eine gute Ausgangsbasis, um für die Weltmeisterschaften der Voltigierer vom 18. bis 21. August in Le Mans, Frankreich, nominiert zu werden. Welche Athleten dort die deutschen Farben vertreten dürfen, wird morgen bekannt gegeben. In der Gesamtwertung kam Brüsewitz auf eine Endnote von 8,168.

 

Stefan Csandl wurde Dritter in der Kür mit seinem Tanz unter dem Motto „Poseidon“ zur Musik aus dem Film „Der weiße Hai“ (8,536). In der Gesamtwertung bedeutete das Rang zwei (7,983). Er hat seinen WM-Startplatz mit der Stute Diva, longiert von Carolyn Bland, schon sicher.

 

Auf Platz drei hielt Vincent Haennel die französische Fahne hoch. Er hatte auf seinem Quartz d’Olbiche (Longe: Fabrice Holzberger) die Pflicht gewonnen und belegte sowohl in der Technik als auch in der Kür Rang fünf. Das ergab insgesamt eine 7,908.

 

Hochspannung beim Voltigieren der Damen. Als Kristina Boe nach ihrem Abgang in der Kür der Damen sicher auf den Füßen gelandet war, stieß sie einen Schrei des Triumphes aus und riss die Arme in die Höhe. Kein Wunder, die Unfallchirurgin aus Hamburg hatte vielleicht beste Kür ihres Lebens auf Don de la Mar an der Longe von Winnie Schlüter (Motto: „Zombie“) gezeigt. Bundestrainerin Ursula Ramge sagt, die Choreografie sei sportlich hoch anspruchsvoll mit einem „Feuerwerk an Schwierigkeiten von Anfang bis Ende“. Die aktuelle Weltcup-Zweite schaffte es dennoch, das Programm wie ein Kinderspiel aussehen zu lassen. Perfekt ausbalanciert gelangen die stehenden Übungen. Mit Leichtigkeit die kraftbetonten Elemente. Wie bei gut geölten Zahnrädern glitten die Bewegungen ineinander über, kein Wackler, kein Hakler. Die Richter belohnten die außergewöhnliche Leistung mit der Gesamtnote 8,654. Aber würde das reichen, um der in der Gesamtwertung führenden Janika Derks den Rang abzulaufen? Ja. Mit einem Tausendstelpunkt Vorsprung holte Kristina Boe ihren ersten großen Sieg beim CHIO Aachen und konnte ihr Glück kaum fassen: „Das ist einfach unbeschreiblich“, japste sie noch ganz außer Atem und mit Freudentränen in den Augen. Sie kam auf eine Gesamtnote von 8,108, Janika Derks auf eine 8,107.

 

Die so knapp geschlagene Derks hinterließ in allen drei Prüfungen einen starken Eindruck. Dies ist ihr erstes Jahr bei den Damen. Zuvor hatte sie mit dem RSV Neuss-Grimlinghausen in der Gruppe bereits Gold bei Welt- und Europameisterschaften gewonnen. „Janika ist eine sportliche, akrobatische und ausdrucksstarke Voltigiererin“, lobte Bundestrainerin Ursula Ramge. Aber die  26-Jährige hatte nach dem Abgang mit den Händen den Boden berührt, ein sogenannter „mittlerer Fehler“. „In einem Starterfeld wie diesem hier kostet einen das zwei bis drei Plätze“, ordnete die Bundestrainerin das Missgeschick ein. So wurde es Rang vier in der Kür (8,255).

 

Dritte der Gesamtwertung wurde mit der Endnote 7,931 die Italienerin Anna Cavallaro, Zweite bei den Weltmeisterschaften in der Normandie 2014, auf Monaco Franze an der Longe von Nelson Vidoni.

 

Dank des großen Vorsprungs aus der Pflicht konnte sich der VV Köln-Dünnwald I den Gesamtsieg der Gruppen sichern. „Wir werden nicht nur unseren Vorsprung verwalten“, hatte Longenführer Patric Looser, selbst ehemaliger Weltmeister und Europameister der Voltigierer, gestern nach der Pflicht angekündigt. Er hatte allen Grund, optimistisch zu sein. In seinem Team turnen mit Corinna Knauf, Thomas Brüsewitz, Miro Rengel und Torben Jacobs Athleten, die allesamt auch schon Einzelmedaillen auf Championaten gewonnen haben. Die sechs fingen stark an und präsentierten ihr Motto „König der Löwen“ mit Energie, Ausdruck und einem hohen Schwierigkeitsgrad. Doch dann passierte ein Unglück. Dem Untermann, der Jonna Hohbach in eine Hebefigur stemmen wollte, rutschte der Fuß aus der Schlaufe am Voltigiergurt. Hohbach verlor das Gleichgewicht, fiel Pferd Danny Boy auf den Hals und rutschte in die Longe. Die Turner auf Danny Boys Rücken griffen beherzt zu und konnten verhindern, dass Jonna unter die Hufe geriet. Schreck! Aber die Routiniers der Mannschaft turnten ihr Programm souverän zu Ende und erhielten großen Trostapplaus. In der Kür hatte es damit nur zu Platz 4 gereicht (8,094), aber zusammen mit der überragenden Pflicht gestern war dem Kölner Team der Gesamtsieg trotzdem nicht zu nehmen, Endnote: 7,862. Patric Looser resümierte: „Es ist nun leider doch knapper geworden als wir gedacht haben. Im Nationenpreis am Sonntag machen wir es besser!“

 

Der Kürsieg ging nach einer spektakulären Kür zu futuristischen Klängen an die österreichische Gruppe von der VG Schloss Obersiebenbrunn auf Leokado (Longe: Cornelia Trimmel, Gesamtnote 8,490). CIM Italy belegte Rang zwei auf Hot Date Tek, longiert von Laura Carnabuci (8,193). Platz drei holte die französische Gruppe Noroc auf Wizner mit Sandra Tronchet an der Longe (8,142).

 

Für Österreich bedeutete der heutige Sieg Platz zwei in der Gesamtwertung (Gesamtnote 7,709). Untermann Stefan Csandl, der mit seiner Partnerin Theresa Thiel am Vormittag auch schon die Pas de Deux-Kür hatte gewinnen können, war glücklich: „Ich bin super zufrieden. Theresa (Thiel, Anm. d. Red.) hatte bis vor zwei Wochen noch einen Gips, und wir hatten kaum Gelegenheit zum Trainieren. Aber wir als Team verstehen uns super, und das Pferd ist ganz toll.“ Unabhängig vom Erfolg ist Aachen für Csandl sein Jahreshighlight: „Es gibt nichts genialeres für einen Voltigierer als hier in Aachen einzulaufen. Die Weltmeisterschaften sind nichts gegen die Albert-Vahle-Halle!“

 

Rang drei der Gesamtwertung holten die Turner vom CIM Italy mit Hot Date Tek, longiert von Laura Carnabuci (7,553). Hinter Köln-Dünnwald I auf Rang vier belegte das Schwesterteam vom VV Köln-Dünnwald II Platz fünf in der Kür (7,872) und Rang fünf insgesamt (7,250). Das ist umso bemerkenswerter, weil das Team eigentlich gar nicht vorgesehen war für einen Start in Aachen. Da aber die anderen A-Kaderteams wie der VV Ingelsberg oder der RSV Neuss-Grimlinghausen absagen mussten, bekam Köln II die Chance und nutzte sie.

 

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