Kent Farrington vor Marcus Ehning im Grand Prix der Global Tour Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 21. Mai 2017 um 16:49

Madrid. Das vierte Springen der neuen Global Champions Tour gewann in Madrid der Weltranglisten-Erste Kent Farrington vor Marcus Ehning. Unter den bisherigen Top Ten der Großverdiener der 2006 kreierten Serie sind nicht weniger als fünf Deutsche – warum die Tour so gut funktioniert…

 

 

In der Politik lautet der Wahlspruch: Wer das Bild hat, besitzt die Macht. Im Internationalen Turniersport heißt die Maxime: Wer das Geld hat, bekommt die besten Springreiter. Und der Niederländer Jan Tops hat nicht nur die nötigen Moneten, auch die besten Verbindungen als Chef der Global Champions Tour. Er machte von Anfang alles nicht nur richtig, auch besser als zum Beispiel in Deutschland, wo die Ideengeber zur Riders Tour ähnliches im Sinne hatten, aber an sich selbst scheiterten und daran, dass die TV-Anstalten der Öffentlich-Rechtlichen nicht oder nur zögerlich mitzogen, alteingesessene Veranstalter ihre treuen Geldgeber ins zweite Glied schieben sollten, ständig die Regeln geändert wurden,  die Turnierfolge nicht gewährleistet wurde, Orte absprangen oder wechselten, und auch am Ende das ganz große Geld fehlte. Jan Tops (56), Mannschafts-Olympiasieger 1992 in Barcelona, hat alles nicht nur richtig, sondern besser durchgezogen.

 

Der gewiefte und beispielhafte holländische Geschäftemacher mit Wohnsitz im Steuerparadies Monaco, Reitstall in seinem Heimatort Valkenswaard, überzeugte zunächst und holte Sponsoren ins Boot, eurosport als TV-Sender mit festen Übertragungszeiten, und er ging mit seinem Unternehmen nicht in irgendwelche alte Reitanlagen, sondern mitten in weltbekannte Städte mit Sehenswürdigkeiten oder dorthin, wo sich Menschen gerne aufhalten und sich wohl fühlen, wie am Strand von Miami Beach oder Estoril, sein Reitsport-Zirkus gastiert in Rom, Madrid, Mexiko City, Paris unter dem Eifelturm, in London oder nun auch in Berlin. Und wer dabei sein will, hat zu zahlen oder muss so gut sein, dass er zum Kreis der oberen Sattel-Hautevolee gehört.

 

Der Weltverband, FEI, rebellierte lange, knickte letzten Endes ein. Auch hier dominierte die Macht des Geldes, denn schließlich verdient die Internationale Föderation ordentlich mit, nämlich durch die Lizenzgebühren, sonst wären die Springen ja illegal, und schließlich war FEI-Präsident Ingmar de Vos (Belgien) ja früher mal gar Mitarbeiter bei Tops...

 

Wenn Jan Tops ruft…

 

Und wenn Tops ruft, stehen die Ohren auf Empfang. Geld glättet eben alles. An diesem Wochenende  war das traditionelle Internationale Turnier um die begehrte Peitsche in Nörten-Hardenberg, doch die deutsche Spitze, und jene, die sich das Einkaufen erlauben können, sattelten im exklusiven Club Campo von Madrid die Rösser. Dort, wo Hans Günter Winkler 1954 erstmals Weltmeister wurde und Deutschland in Hochstimmung versetzte,  gewann vor nicht gerade proppevollen Tribünen der Weltranglisten-Erste Kent Farrington aus den USA auf der elfjährigen Stute Gazelle den Großen Preis der Global Tour und ein Preisgeld von 99.000 Euro. Zweiter wurde der dreimalige Weltcupsieger Marcus Ehning (Borken) auf dem Wallach Pret a Tout (60.000), im Stechen um eine halbe Sekunde geschlagen. Team-Europameister Maikel van der Vleuten (Niederlande) platzierte sich auf dem Hengst Verdi als Dritter (45.000). Als Vierter -  ebenfalls fehlerfrei-  war der Italiener Lorenzo de Luca auf Armitages Boy (30.000) geblieben. Bassem Hassan Mohammed (Katar) hatte mit Gunder ebenfalls die letzte Runde geschafft, doch zwei Abwürfe machten ihn zum Fünften – 18.000 Euro für Position 5, das Preisgeld der Global-Tour macht andere Veranstalter durchaus machtlos.

 

Deutsche Sieger im Team-Springen

 

Einmal ganz vorne waren auch einmal zwei Deutsche, im von der FEI geradezu verhassten Mannschaftsspringen der zusätzlich eingeführten Champions Global League, nämlich der deutsche Rekord-Internationale Ludger Beerbaum (Riesenbeck) auf Chiara und sein ehemaliger Angestellter Marco Kutscher (Bad Essen) auf Clenur. Das Duo war als einziges Team in beiden Umläufen fehlerlos geblieben, was ein Preisgeld von 26.431,80 Euro brachte. Hinter dem Siegerduo, das für Cannes in den Parcours geht, belegten Harrie Smolders (Niederlande) auf Don und Audrey Coulter (USA) auf Capitol Colnardo – in eigens angefertigten Jackets für Hamburg – den zweiten Rang (4 Strafpunkte/ 22.026,50), Dritte wurden David Will (Pfungstadt) auf Mic Mac du Tillard/ Philip Houston (Leichlingen) auf Kanella (8/ 18.502,26).

 

In der Einzelwertung führt nach vier Turnieren Lorenzo de Luca mit 133 Punkten vor Maikel van der Vleuten (124) und Harrie Smolders (86). Bester Deutscher ist als Neunter – punktgleich mit Farrington – Marco Kutscher (je 67).

 

Dafür geben jedoch auf der Geldrangliste die Deutschen den Ton an. Seit Beginn der Serie 2006 kam Tops-Ehefrau Edwina Alexander auf bisher 3.463.942,00 Euro. Hinter der Australierin, die sich wegen der Schwangerschaft vom Sport zunächst verabschiedete, folgen als Prämien-Millionäre Rolf-Göran Bengtsson (Schweden) mit 3.112.705,00, der Brite Scott Brash (2.851.530,00), Ludger Beerbaum (2.111.472,00), die für Portugal reitende Brasilianerin Luciana Diniz (1.983.857,00), Christian Ahlmann aus Marl (1.965.751,00), Marcus Ehning (1.745.260,00), Marco Kutscher (1.618.291,00), der Franzose Simon Delestre (1.483.217,00) und die frühere Team-Weltmeisterin Meredith Michaels-Beerbaum (Thedinghausen), die mit 1.407.211,00 Euro geführt wird.

 

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