Martin Sterzenbach - der kaum bekannte deutsche Springreiter-Champion Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 14. April 2019 um 18:31

Martin Sterzenbach auf dem 13-jährigen Holsteiner Hengst Balougraf ESC von Baloubet du Rouet, mit dem war der Brasilianer Rodrigo Pessoa dreimal hintereinander 1998,1999 und 2000 Weltcupgewinner geworden und außerdem Olymopiasieger 2004 in Athen

(Foto: Kalle Frieler)

Bad Oeynhausen. Martin Sterzenbach heißt der neue deutsche Champion der Profispringreiter, die Meisterschaft hat echt Aufmerksam verdient: Einziges Championat mit Pferdewechsel im Seniorenbereich…

 

Der deutsche Springreiter-Sport hat einen weiteren deutschen Meister. Er heißt Martin Sterzenbach (55). Der Pferdewirt war bereits zweimal Zweiter, 2015 und 2016, nun wurde er beim Turnier in Bad Oeynhausen Champion nach Pferdewechsel im Stechen gegen Titelverteidigerin Sandra Auffarth (Ganderksesee), den dritten Platz zum dritten mal belegte wieder Michael Kölz (34) aus Leisnig bei Leipzig auf der belgischen Schimmelstute Cicero`s Isaura (11) mit acht Fehlerpunkten. Zwischen der Doppel-Weltmeisterin von 2014 und Mannschafts-Olympiasiegerin 2012 in London und Sterzenbach musste ein Stechen um die Meisterschärpe entscheiden, auf dem 13-jährigen Holsteiner Hengst Balougraf ESC von Baloubet du Rouet (berühmt unter dem Brasilianer Rodrigo Pessoa geworden) war der sympathische und geradezu unbegreifbar unauffällige Martin Sterzenbach vom Reiterverein Gahlen fast zwei Sekunden schneller als Sandra Auffarth (32) mit dem elfjährigen Wallach Landlord. Beide blieben im Stechen ohne Strafpunkte, für Sterzenbach gab es als Prämie 1.500 Euro, 1.000 gingen an Sandra Auffarth. Da Sterzenbach und Kölz jeweils auch die erfolgreichsten Pferde im Finale stellten, kassierte jeder nochmals extra 1.250 Euro.

Im sonstigen Seniorensport der Springreiter war der Pferdewechsel durch den Weltverband (FEI) abgeschafft worden. Eine schlüssige Erklärung oder Begründung dafür gibt es nicht, etwas seltsam, war doch das Finale mit Pferdewechsel stets der Höhepunkt einer Springreiter-Weltmeisterschaft.

Martin Sterzenbach ist nun deutscher Champion der Profispringreiter, einige werden es registrieren, in den Medien dürften kaum Worte oder Zeilen anfallen. Dabei ist der Mühlheimer ein ganz Großer, wenn es um die Ausbildung oder Vorbereitung von Pferden geht. Am besten kennt ihn Reitmeister Karl-Heinz Giebmanns (Krefeld). Jahrelang arbeiteten sie zusammen, noch heute haben sie ständig Kontakt. Giebmanns: „Ich habe ihn angerufen und gefragt, wie denn die Platzierungen gewesen wären“, da habe ihm Sterzenbach aufgezählt, wer Zweiter und Dritter geworden wären, „und Du?“ Sterzenbach, so Giebmanns: „Ich wurde Erster.“ Mehr sagte er nicht.

 „Kalle“ Giebmanns hält Martin Sterzenbach für einen der besten Ausbilder im deutschen Turniersport, „er kennt nur Arbeit, Reiten, ist unendlich fleißig.“ Der Pferdewirt macht zudem alles selbst, er ist Pfleger und Reiter, „und nichts ist ihm zuviel“. Er gehe mit Pferden um, wie sie es verdienten. Sein wahres Meisterstück lieferte er mit der Ausbildung des Hannoveraner Wallachs Dulf ab. Giebmanns: „Ich sagte Martin am Anfang, er solle den sensiblen Wallach nicht auf Sieg reiten, doch möglicherweise stets fehlerlos in Prüfungen vorstellen. Bis zum Turnier in Düsseldorf, dort durfte er auf Erfolg gehen – und gewann.“  

Über verschiedene Zwischenbesitzer kam Dulf in die Schweiz, dafür hat dem Vernehmen nach der damals bekannte Mäzen Arthur Schmid  1,2 Millionen Mark hingelegt. Der setzte Lesley McNaught darauf. Mit der eingebürgerten Britin, in jener Zeit eine der weltbesten Springreiterinen, drehte Dulf  in Aachen als einzige im Preis der Nationen 1999 zwei fehlerfreie Runden. Mit Dulf in der Schweizer Equipe wurde Lesley McNaught 1999 Europameisterin mit dem Team und holte dazu noch Einzel-Bronze, außerdem stand das Paar 2000 in der Olympia-Silber-Equipe in Sydney hinter Deutschland.

Leistungen wie die von Martin Sterzenbach und anderen werden in Zukunft auch weiterhin nur den Insidern bekannt bleiben nach dieser Meisterschaft. Wie überhaupt das deutsche Championat der Springreiter in Bad Oeynhausen mit dem unermüdlichen Turniermanager und Vereinsvorsitzenden Wilfried Schormann. So sagt auch der 39-malige Nationen-Preisstarter Marco Kutscher (43), der in Bad Oeynhausen um den Titel nicht mitritt: „Wir müssen froh sein, dass solche Turniere überhaupt organisiert werden. Der deutsche Turniersport braucht diese Veranstaltungen.“ Er meint aber auch, vielleicht sollte man an der Ausschreibung etwas ändern.   

 

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