Clenbuterol - oder wie die WADA vorgeführt wurde... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 21. Oktober 2011 um 14:55

 

Frankfurt/ Main. Der Weltfußball-Verband (FIFA) mit Chef Sepp Blatter ist einmal nicht der böse Bube, sondern in einem speziellen Fall die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada), die wurde nun gar vorgeführt im Falle von Clenbuterol. Der Reiterweltverband war in diesem Falle gar der WADA 20 Jahre voraus…

 

Laut Meldung des Fußball-Weltverbandes (FIFA) waren bei der Weltmeisterschaft U 17 in Mexiko nicht weniger als 109 von 208 Nachwuchskickern mit der verbotenen Doping-Substanz Clenbuterol belastet. Bei Tests von 24 Teams wurde das Mittel zur Kälbermast nur bei fünf Mannschaften nicht gefunden. „Bekannt“ machte das verbotene Mittel die frühere Weltrekordsprinterin Katrin Krabbe 1992, doch damals stand Clenbuterol noch nicht auf der Verbotsliste.

 

Und hätte FIFA-Chefmediziner Jiri Dvorak nicht selbst geforscht, Fakten gesammelt, trügen 109 Nachwuchs-Fußballer nun möglicherweise das Kainmal eines Dopers auf der Stirn, wenn auch bei einigen nur in geringem Maße Clenbuterol nachgewiesen wurde. Bereits gegen einige Nachwuchsfußballer ausgesprochene Strafen wurden zurückgezogen, und das mexikanische Gesundheitsministerium erklärte, den Kampf gegen die Fleischmafia im Lande zu intensivieren. Erst auf die Warnung der Nationalen Anti-Doping-Agentur (NADA) von Deutschland, ein Einspruch vor dem höchsten Sportgericht (CAS) verspreche keinen Erfolg, gab auch die WADA kleinlaut bei. Beim mexikanischen Siegerteam fiel übrigens keiner auf, allen war nämlich nur Gemüse und Fisch serviert worden.

 

Pferdefutter in Barcelona 1992 getestet

 

Dr. Peter Cronau

 

Clenbuterol ist im Pferdesport seit Jahren ein Thema - und auch verboten. Der für die Olympischen Reiterspiele 1992 in Barcelona zuständige internationale Veterinär Dr. Peter Cronau (Wangen) erinnert sich noch gut,  „war es neben der Aufgabe dopingrelevante Substanzen beim Pferde zu finden, immer auch ein Anliegen, unbescholtene und faire Sportler nicht unschuldig positiv werden zu lassen. Dazu gehörte beispielsweise auf den Olympischen Spielen 1992 in Barcelona die Untersuchung sämtlicher im Olympiastall angebotenen Futtermittel, einschließlich Heu und Nahrungsergänzungmittel, bevor sie in den Verkauf gerieten. Diese aufwendige Untersuchung war nicht billig. Ich hatte die Futtermittelhändler `zur Kasse` gebeten. Da diese das Futter ja verkauft haben, stimmten sie dieser wirtschaftlichen Lösung zu, und wir hatten Futter, was mit Sicherheit nicht kontaminiert war.“

 

Und weiter meint Cronau, wer allerdings Veranstaltungen organisiere (IOC, FIFA, UEFA usw.) und u.a. für die Organisation der Athleten verantwortlich sei, stehe ebenso in der Pflicht. Clenbuterol-Fälle durch „Food Contamination“ seien hinreichend bekannt. Mit Nichtwissen könne und dürfe man nicht argumentieren.

 

Mit dem leider 2003 allzu früh verstorbenen Professor Manfred Donike habe er eine sehr konstruktive Zusammenarbeit betrieben, „weil wir in unserer Pferdeklinik für das Institut für Biochemie seinerzeit Ausscheidungsversuche durchführten. Manfred Donike erzählte mir einmal, dass bei eigenen Mitarbeitern Urinproben für Routinebestimmungen verwendet würden. Plötzlich und aus zunächst unbekannten Gründen wäre bei einer der Routineuntersuchungen ein Angestellter positiv auf Clenbuterol getestet worden. Nach einer Recherche stellte sich heraus, dass der Angestellte seinen Wohnort und auch seinen Hausmetzger gewechselt hatte.“ Dieser habe wohl Clenbuterol-kontaminiertes Fleisch verkauft. Das wäre seinerzeit eine interne Information an mich gewesen, juristisch ohne Konsequenzen, zeigte aber damals immerhin schon auf, dass solche Kontaminationen möglich seien.

 

Man könne also durchaus konstatieren, „dass wir vor 20 Jahren schon der Zeit voraus waren, auch wenn es sich nur um den Pferdesport handelte. Offensichtlich kommen solche Gedanken bei der FIFA bzw. IOC nicht auf.“ An der Bezahlung geeigneter Maßnahmen zur Dopingprophylaxe sollte es eigentlich nicht liegen. „Aber wie schon in der Politik fehlen uns auch in der globalen Dopingbekämpfung Visionäre, Personen, die vorausahnend Dinge erkennen und sie umsetzen, bevor der Schaden eintritt.“

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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