Ypern/ Belgien. Zum ersten Mal wurden deutsche Sportler am Freitag zu den traditionellen Gedenkfeiern der Alliierten zum Ende des Ersten Weltkriegs, dem so genannten „Armistice Day“, im belgischen Ypres (Ypern) eingeladen.

Neben Vertretern der belgischen Staatsregierung und des Königshauses nehmen auf Initiative der veranstaltenden Veteranenverbände im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele London 2012 nicht nur die Nationalen Olympischen Komitees der damaligen Siegermächte Großbritannien, Frankreich, Belgien, sondern erstmals auch Deutschland teil. Rund um die flandrische Stadt Ypres starben allein im Kriegsjahr 1917 etwa 500.000 Soldaten.

DOSB-Präsident Thomas Bach sagte in Ypres: “Wie wertvoll Freundschaft und Frieden in Europa sind, wird uns in Momenten des Gedenkens an besonders herausgehobenen Schauplätzen des Krieges wie Ypres schmerzlich bewusst. Umso mehr berührt uns, mit unseren jetzigen Freunden aus den Nationalen Olympischen Komitees der ehemaligen Kriegsgegner Seite an Seite an den Gräbern und Gedenkstätten trauern zu dürfen. Wir sind zutiefst dankbar für diese menschliche und versöhnende Geste.“

Am 11. November wird in zahlreichen Staaten der Opfer des Ersten Weltkrieges gedacht, so ist dieses Datum beispielsweise in Belgien und Frankreich ein Feiertag. Die Gedenkfeier in Ypres ist eine der größten Veranstaltungen in diesem Zusammenhang: Die politische Führung Belgiens wird durch Premier Yves Leterme und den flämischen Ministerpräsidenten Kris Peeters vertreten, für das belgische Königshaus nimmt Prinzessin Mathilde teil, das belgische Fernsehen überträgt live. Thomas Bach wurde in Belgien von der Doppelolympiasiegerin im Rudern, Meike Evers, dem Vorsitzenden der Athletenkommission des Deutschen Olympischen Sportbundes, Christian Breuer, und der Leiterin des DOSB-Ressorts Internationales, Katrin Merkel, begleitet. Zu der Olympischen Delegation zählten neben IOC-Präsident Jacques Rogge und Thomas Bach die NOK-Präsidenten von Belgien, Großbritannien und Frankreich sowie Athleten wie Eddy Merckx, Gaston Roelants oder Isabelle Severino.

Der Tag in Ypres begann mit einem gemeinsamen Gottesdienst in der rekonstruierten Kathedrale von Ypres. Ein weiterer bewegender Moment für die deutschen Vertreter war die Teilnahme an einer Parade durch die Stadt, bei der Meike Evers und Christian Breuer gemeinsam mit olympischen Medaillengewinnern wie David Hemery und Patrick Sercu die Olympische Flagge trugen. Eine besondere Versöhnungsgeste war die Station an der Gedenkstätte Menin-Tor: Gemeinsam mit den NOK-Präsidenten Großbritanniens, Belgiens und Frankreichs legte DOSB-Präsident Thomas Bach dort einen Kranz zum Gedenken aller Opfer des Ersten Weltkrieges auf beiden Seiten nieder. Im Anschluss folgte der Eintrag in das Goldene Buch der Stadt. Am Nachmittag besuchten Belgier, Briten, Franzosen und Deutsche abschließend gemeinsam die Schlachtfelder in der Umgebung.