Johann Hinnemann gegen Kritik an Sjef Janssen Drucken
Geschrieben von: DL   
Freitag, 24. Februar 2012 um 13:45

 

Voerde. Reitmeister Johann Hinnemann (63), Schüler von Dr. Reiner Klimke, Medaillengewinner bei Championaten, früher Nationaltrainer von Kanada und in Deutschland Bundestrainer 1997/ 98 sowie in der Niederlande (2003/ 2004), weist vor allem die Kritik seines deutschen Berufsverbandes am holländischen Nationalcoach Sjef Janssen vehement zurück. Bekanntlich soll Sjef Janssen offiziell das Training von Matthias Rath und Totilas nach Olympia in London übernehmen.

 

In seiner Stellungnahme schreibt Johann Hinnemann: „Als (Noch-) Mitglied der Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) im DRFV e.V. möchte ich mich ausdrücklich von der Art und Weise distanzieren, wie in der o.a. Pressemitteilung der niederländische Berufsreiterkollege Sjef Janssen als notorischer Tierquäler diffamiert wird. Das ist unsportlich und nicht zukunftsweisend!

 

…Wer Sjef Janssen als „Erfinder der Rollkur“ darstellt und ihn darauf reduziert,

der hat keine Ahnung von der Geschichte der Reiterei. Schon Kaiser Wilhelm hatte vor 1900 einen Rittmeister der Kavallerie, Paul Plinzner, der versuchte ein entsprechendes „System der Pferde-Gymnastik“ zu etablieren, bis heute als „Plinznern“ überliefert.

 

…der hat sich noch nie ernsthaft mit Sjef Janssen`s hoch erfolgreicher Arbeit

im Training und auf den Turnierplätzen befasst bzw. sich persönlich mit ihm

über Trainingsmethoden ausgetauscht – ich habe die Wortführer des BBR

noch nie auf den internationalen Abreiteplätzen dieser Welt gesehen.

 

…der verdrängt auch, dass in jüngerer Zeit verschiedene, sehr namhafte, hoch dekorierte deutsche Olympiasiegerpferde (Dressur und Springen) mit intensiv aufgerollten Hälsen zu beobachten waren, die bestimmt nicht von Sjef Janssen trainiert wurden – das nannte man englisch modern „Stretchen“.

 

Die sicher nötige Diskussion wurde bis in die höchsten Gremien der FEI geführt. Nun hieß es „Hyperflexion“ und ist jetzt in sehr reduzierter, maßvoller, aggressionsfreier  Form  als „LDR“ (Long,Deep,Round) zugelassen. Mit großem Erfolg:  Das reiterliche Verhalten auf den Abreiteplätzen hat sich stark verbessert und ist richtig „ansehnlich“ geworden.

 

Dafür sollte sich der BBR engagieren: Für noch mehr Öffnung und Öffentlichkeit und damit Kontrolle in der Trainingsarbeit, und für noch mehr Förderung der Berufsreiter in ihrer Ausbildung, Fortbildung und Beteiligung.

 

Wir sollten gelassen zusehen, wenn sich ein junger deutscher Reiter bei einem ausländischen Berufsreiterkollegen Rat und Hilfe holt. Das haben – zum Glück für den gesamten Reitsport – die Reiter und Reiterinnen anderer Nationen umgekehrt mit dem Import deutscher Berufsreiter jahrzehntelang sehr erfolgreich gemacht, und sie machen es heute noch. Daran sollten wir weiterarbeiten.“

 

Veröffentlichung der Bundesvereinigung der Berufsreiter:


„Mit großem Bedauern hat die Bundesvereinigung der Berufsreiter (BBR) im DRFV e. V. die geplante Zusammenarbeit zwischen Matthias Rath, seinem Pferd Totilas und dem niederländischen Trainer Sjef Janssen zur Kenntnis genommen. Das Argument ‚Der Erfolg gibt ihm recht‘, das einige Menschen für den Trainer der niederländischen Nationalequipe ins Feld führen, nimmt der Vorstand der BBR so nicht hin. Immerhin hatte die Diskussion um fragwürdige, nicht tiergerechte Ausbildungsmethoden, gerade dazu geführt, dass sich ein verstärktes Bewusstsein für den Sinn einer Reitweise nach klassischem Vorbild gebildet hatte. Und schließlich gibt es genug Vorbilder, die durch reelle Ausbildungsmethoden mit zufriedenen Pferden top Leistungen erbringen. So erscheint die Nachricht über den neuen Trainer für das Paar Rath/Totilas absolut unverständlich. Unter ihrem Slogan „Dem Pferde verpflichtet, dem Sport verbunden‘ verfechtet die BBR seit Jahrzehnten ein pferdegerechtes Ausbilden unter klassischen Gesichtspunkten und kämpft für die Erhaltung der klassischen Reitkunst.

 

Es geht der BBR nicht darum, Matthias Rath anzuprangern, weil er einen ausländischen Trainer engagiert. Im Fokus steht die Trainingsmethode des Sjef Janssen. Der Niederländer gilt quasi als Erfinder der Rollkur, gegen die sich die BBR seit Jahren vehement einsetzt. So hatte die Bundesvereinigung bereits im Jahr 2006 mit einem deutschlandweit verschickten Plakat auf die tierschutzwidrige Methode der Rollkur hingewiesen und sich in diversen Artikeln und Stellungnahmen dagegen ausgesprochen. Dass sich nun ein A-Kaderreiter diesem fehlgeleiteten System anschließt und dies als „Bewusstseinserweiterung“ ansieht, kann von der Bundesvereinigung der Berufsreiter nicht akzeptiert werden.

In der Broschüre „Ethik und Moral des Berufsreiters“ (herausgegeben von der BBR) weist Reitmeister Günter Festerling unmissverständlich auf die Bedeutung des Berufsreiterstandes hin: „Es wird ihm vorbehalten bleiben, die klassische Reitweise und damit unsere zeitgemäße Reiterei zu erhalten. Immer vordringlicher wird sein Auftrag, zunehmender Abkehr von den als richtig erkannten Grundsätzen der Reiterei zu wehren und deren Richtigkeit und Unumgänglichkeit stets neu unter Beweis zu stellen.“ Diesem Credo fühlt sich die Berufsvereinigung gerade heute verpflichtet.“

 

 

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