Gerd Lemke wird 80 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 09. März 2010 um 19:07

 

Berlin. Dort, von wo er auch innerlich nie weg war, dort feiert er an diesem 10. März seinen 80. Geburtstag, nämlich in Berlin: Gerd Lemke. Und er versammelt mit Ehefrau Gisela und weiteren Familienangehörigen alle jene um sich in der Gaststätte „Lemke“, die aus seiner Klasse noch leben. Auch das ist Gerd Lemke. Er will und muss ganz einfach auch Erinnerung um sich haben. Und Erinnerung ist für ihn nicht unbedingt sein Wohnort Langenfeld, sondern eben Berlin mit dem Fußballclub Hertha BSC und der Zeitung „Berliner Tagesspiegel“.


Irgendwann beim CHIO in Aachen: Von lks Olympiasieger Alwin Schockemöhle, Gerd Lemke (dpa), Bodo Müller (Bild) und Dieter Ludwig (sid)

Foto: Werner Ernst

 

Im Grunde war Gerd Lemke bei der Deutschen-Presse-Agentur (dpa) in erster Linie Wirtschaftsjournalist. Und er kannte sich aus, ob in den Vorstandsetagen oder bei den wichtigen Vorzimmerdamen, bei denen er gekonnt antichambrierte, dass sie ihm eben auch  schneller als anderen die Tür zum Chef öffneten. Und man kannte ihn auch ganz oben, auch in den entsprechenden Ministerien.

 

Weil dpa vor vielen Jahren mal kein spezielles Redaktionsmitglied für das Internationale Offizielle Turnier (CHIO) von Deutschland in Aachen hatte, wurde Gerd Lemke von der Außenredaktion Düsseldorf ausgeguckt, der habe ja schon immer Interesse am Pferdesport gehabt, hieß es bei der Aachen-Nominierung, Aachen sei ja auch nicht so weit. Es war die Zeit, als Journalisten noch nicht in Hotels übernachteten, sondern sich abends wieder ins eigene Bett zu legen hatten.

 

So begann die zusätzliche Laufbahn des Gerd Lemke im Reitsport. Und seine besondere Vorliebe gehörte der Dressur, er war gut Freund mit Liselott Linsenhoff, Gabi Grillo (von den Kollegen auch „seine Braut“ genannt),  von Dr. Reiner Klimke, Harry Boldt und Herbert Krug, der ihn während des Dortmunder Hallenturniers auch jeweils noch mit einer Kiste Wein der eigenen Reben versorgte. Er war Freund oder guter Bekannter auch mit vielen anderen, die den internationalen Sport in Frack und Zylinder prägten oder am Rande des Vierecks die Richtung vorgaben.

 

Als Journalist war er nie verliebt in große Formulierungen, er tendierte auch nie zum Fabulieren, dass sich Wahrheit und Dichtung irgendwo im Nebel verliefen. Er, der Agentur-Journalist, stand knochenhart für genaues Recherchieren, und am Ende einer Story oder Meldung hatte mit dem letzten Punkt die Nachricht zu stimmen. Basta.

 

Gerd Lemke hatte aber auch andere amüsante Auftritte, die bis heute im Kollegenkreis immer wieder gerne erzählt werden. So betanzte er zum Beispiel vor Jahren beim „Heldengedenktag“ in Warendorf, wo einmal im Jahr alle mit Orden behängt werden, die bei Championaten oder in der Zucht oder sonst wo Meriten erworben haben, mit einer Dame, die er nicht kannte. Jedenfalls musste er ausgerechnet bei ihr einiges los werden über einen hohen Verbands-Funktionär, wobei er in den Titulierungen auch nicht gerade zimperlich war. Nach dem Schwof meinte er, jetzt sei ihm wohler. Auf die Frage, ob er wisse, mit wem er getanzt habe, sagte er: „Nein.“ Den Hinweis, er habe die Gattin des Generalsekretärs übers Parkett geschoben, konterte er damit: „Aber ich hatte doch Recht...Es musste mal gesagt werden.“

 

Auf dem Bonner Rodderberg ließ er 1992 vor den Spielen in Barcelona auch einen Memo-Spruch los. Als nämlich die Funktionsträger der deutschen FN  nach der angeblich entscheidenden Sichtung zur Nominierung der Olympia-Equipe herumeierten und sich nicht eindeutig beim Namen Ingrid Klimke erklärten, stand Gerd Lemke auf und verließ mit dem Spruch: „Ich bin hier doch nicht im Zirkus Roncalli...“ die Pressekonferenz.

 

Was ihn immer noch vehement in Rage bringt, das sind die unwahren Behauptungen wie zuletzt wieder in den PM-Nachrichten, wenn Olympia 1976 in Montreal ein Thema wird. Alwin Schockemöhle war auf Warwick-Rex bereits Olympiasieger, erst danach stürzte der Regen sintflutartig vom Himmel, und zwar genau in jenen Minuten, als der Kanadier Michel Vaillancourt, Francois Mathy (Belgien) und Debbie Johnsey (Großbritannien) um Silber und Bronze stechen mussten. Gerd Lemke weiß es, er war nämlich dabei.

 

 

 

 

 

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