Isabell Werth - die eigentliche Gewinnerin mit Bella Rose auf dem Peterhof Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"   
Montag, 30. Juni 2014 um 19:31

 

Perl. Die eigentliche Gewinnerin bei der ersten Sichtung in Richtung Weltreiterspiele im August in der Normandie war auf dem Peterhof in Perl-Borg - Isabell Werth mit Bella Rose…

 

Seit zwei Jahren, als sich Matthias Rath und Totilas wegen Krankheit und Verletzungen aus der Turnierszene zurückzogen, war die deutsche Spitzendressur reine Frauensache, jedenfalls im Sattel. Doch mit seinem Doppelsieg am Wochenende bei der WM-Sichtung im saarländischen Perl gibt’s wieder so etwas wie eine Männerquote im Viereck. Dennoch: Die eigentlichen Gewinner von Perl waren, klar, zwei Frauen ...

 

Genauer gesagt die im Grand Prix Special zweitplatzierten Isabell Werth und ihre erst zehnjährige Stute Bella Rose. In Mannheim noch hatte die fünfmalige Olympiasiegerin wegen eines „Einschusses“ – eitrige Entzündung z.B. im Hufbereich - bei ihrem Pferd passen müssen. Doch nun hat sie gerade noch rechtzeitig zur ersten Sichtung das bestätigt, was spätestens seit dem fulminanten Auftritt der hochbeinigen Westfalenstute im Dezember in Frankfurt viele vermutet hatten: Dass dieses junge Ausnahmepferd ihre Trumpfkarte für die WM im Spätsommer sein kann. „Ich bin euphorisiert von Bella“, bekannte Werth. Siebenmal, vor allem bei Piaffe und Passage, stand gestern im Grand Prix Special die Zehn auf ihrem Punkteprotokoll - machte 81,647 Prozent und Rang zwei knapp hinter dem 14-jährigen Superstar Totilas mit Rath (82,196 Prozent). Das Comeback-Paar hatte gestern „ziemlich viele Fehler in einer Prüfung“, gestand Rath: Zweierwechsel, Galopppirouette (in der sich der Hengst selbst trat) und folgende Einerwechsel. „Solche Prüfungen gehören auch dazu“, sagte der Kronberger, der natürlich trotzdem von Bundestrainerin Monica Theodorescu für die deutsche Nationenpreis-Equipe in Aachen in zwei Wochen nominiert wurde - ebenso wie die gestern drittplatzierte Kristina Sprehe mit Desperados, die ohnehin gesetzte und in Perl pausierende Helen Langehanenberg mit Damon Hill und eben Isabell Werth mit Bella Rose.

 

Als „Riesenüberraschung“ bezeichnete Theodorescu gestern ironisch diese Nominierung, die natürlich mehr ist als nur ein Fingerzeig Richtung WM. „Sehr erfreulich“, betonte die Bundestrainerin, „ist die Entwicklung von Bella Rose.“ Die junge, laut Werth „unglaublich motivierte und extrem überengagierte“ Stute ließ sich vom Applaus beim Einreiten ganz kurz aus der Fassung bringen, Doch nach einer netten „Ermahnung“ der Reiterin ans Publikum und in der sofortigen Stille „hat sie das sehr gut akzeptiert“. Werth zur RHEINPFALZ: „Ich wollte das Aufbauen von Spannung vermeiden.“ Heiß machen muss dieses Pferd fürwahr niemand mehr.

 

Auf Platz acht (genau 72 Prozent) ritt gestern die Karlsruherin Jenny Lang mit ihrem Holsteiner Loverboy. Die Pfälzerin Uta Gräf fehlte in Perl, weil ihr Wallach Dandelion nach einer Erholungspause erst seit kurzer Zeit wieder voll im Training ist.

 

Da sie im Grand Prix mit ihrer Kaderstute Forward Looking am Freitag hatte aufgeben müssen, schaute die „Lokalmatadorin“ gestern im Special nur zu. Doch ansonsten war es ein extrem erfolgreiches Turnier für Peterhof-Chefbereiterin Dorothee Schneider, die zweimal wöchentlich zwischen der edlen Anlage im Saarland und ihrem eigenen Gestüt St. Stephan in Framersheim bei Alzey pendelt. Die 45-Jährige gewann sämtliche Nachwuchspferdeprüfungen, in denen sie antrat, platzierte überdies den Peterhof-Hengst Silvano in der „kleinen“ Grand-Prix-Tour zweimal auf Rang zwei, jeweils hinter Isabell Werth mit Don Johnson. Und sie präsentierte dem staunenden Publikum ein Pferd, dem bereits - man verzeihe das in diesem Sport hochtrabende Wortspiel - ein Ruf wie Donnerhall vorauseilt: Sezuan, den fünfjährigen Hengst, dem gleichermaßen eine große Zukunft im Sport wie in der Zucht vorausgesagt wird. „Sezuan ist grandios, ich hatte noch kein vergleichbares Pferd unter dem Sattel“, schwärmt Schneider vom Peterhof-Neueinkauf aus Dänemark. Wenn er antrabe, dann berühre er den Boden „nur aus Gefälligkeit“. Das ist wahre Reiterpoesie! Aber auch gerne von ausgebufften Pferdehändlern bei Verkaufsverhandlungen so hingeworfen…

 

 

 

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