Alexander Onischenko - moderner Rattenfänger... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 29. Dezember 2014 um 21:22

Alexander Onischenko beim Turnier 2013 in Paderborn

(Foto: HP Viemann)

Wassenberg. Wie ein moderner „Rattenfänger“ sammelt Alexander Romanowitsch Onischenko weiter gute Springreiter um sich für die Ukraine als Verbands-Präsident und Finanzier. Nun holte er sich auch den dreimaligen deutschen Meister Rene Tebbel. Die Verweildauer der Söldner ist bisher recht absehbar – und ob Ulli Kirchhoff bleibt, scheint ziemlich fraglich…

 

 

Von Alexander Romanowitsch Onischenko (45) weiß man persönlich ziemlich wenig. Als Geburtsort wird die Kleinstadt Matwejew Kurgan am Don angegeben, er soll eigentlich Kadirow heißen und den Familiennamen Onischenko von seiner zweiten Frau angenommen haben. Er ist oder war Mitglied in der ukrainischgen Regierung und ist Präsident der Reiterlichen Vereinigung (FN) seines Landes.  Und er soll, so wird erzählt, mit Erdöl und Gas täglich eine Million Dollar verdienen. Er hat also „Asche“, wie Geld bei den Springreitern heißt, und Asche zieht. Er spricht neben russisch auch deutsch, französisch und englisch. Und im Knast war er in Belgien auch schon wegen Steuervergehen.

 

Onischenko, der bei der Sunshine Tour 2008 in Andalusien ständig andere Models um sich herum hatte, auch mal u.a. mit dem früheren Schweizer Tennis-Star Martina Hingis liiert war,  entdeckte den großen Sport für sich erst 2002. Unbedingt begabt war er nicht, aber über Geld, Trainer und gute Pferde kam er langsam weiter. Mit dem geleasten Hengst Codar des Spaniers Luis Astolfi qualifizierte er sich für die Olympischen Spiele 2008 in Hongkong, dort wurde er im ersten Wettbewerb abgeläutet. Ukrainische Equipen waren immer dann am erfolgreichsten, wenn der Geldgeber nicht in der Mannschaft ritt. Doch wer bezahlt, kann sich selbst nominieren…

 

Kathi Offel aus Enttäuschung für die Ukraine

 

Als erste „Gastarbeiterin“ holte er 2005 Katharina Offel ins Team der Ukraine. Kathi Offel, inzwischen 38, geboren in Rosenheim, damals wohnhaft in Buchloe, ritt in der Vielseitigkeit bis zur mittelschweren Klasse, wechselte dann ins Lager der Springreiter und konnte im Reitstall Moksel unter Ludger Beerbaum trainieren. 2004 wurde sie auf A La Ballerina deutsche Meisterin und hoffte auf eine Startgenehmigung für das Offizielle Internationale Reit- und Fahrturnier (CHIO) von Deutschland in Aachen. Sie hoffte vergebens, „daher fiel mir der Wechsel zur Ukraine leicht, denn ich merkte, dass ich in Deutschland keine Chance hatte, nach oben zu kommen.“ Mit Pferden von Onischenko und anderen Besitzern ritt sie sich inzwischen in die internationale Spitze. Wahrscheinlich auch deshalb, weil sie nicht nur für Onischenko reitet.

 

Im gleichen Jahr mit Katharina Offel angelte sich der Geschäftsmann mit Reitsportambitionen die beiden Belgier Jean-Claude Vangeenberghe und Gregory Wathelet. Vangeenberghe, der zweimal den Großen Preis in Aachen gewann, zog gar um mit seiner zweiten Frau in die Ukraine und starb dort am 8. Mai 2009 bei einem Turnier in Donetzk unter mehr als mysteriösen Umständen. Angeblich sei er aufgrund eines Herzinfarkts nach einem Springen vom Pferd gefallen, andere behaupten, er sei Opfer der Pferdemafia geworden. Der Tod wurde nie geklärt, er war 47 Jahre alt. Gregory Wathelet(38) startete bis 2008 für die Ukraine, danach wieder für seine Heimat Belgien.

 

Olympiasieger Guerdat wollte Pass nicht hergeben

 

Der Schweizer Olympiasieger Steve Guerdat (32) wurde 2006 geködert, aber nur für zwei Monate. Als er den Schweizer Pass gegen den ukrainischen eintauschen sollte, war der Deal beendet. Dafür ging der Holsteiner Björn Nagel (36) einen Kontrakt mit ihm ein. Nach sechs Jahren endete das Verhältnis. Nagel, der mit der ukrainischen Equipe 2006 bei den Weltreiterspielen in Aachen knapp hinter Deutschland Bronze verpasste, sagte später: „Alexander Onischenko ist ein mehr als ein schwieriger Mann, man weiß nie, woran man ist. Von jetzt auf gleich ändert er alles.“

 

Zu den Fremdenlegionären im Sattel gehören seit 2006 der geborene Brasilianer Cassio Rivetti und seit 2013 auch Ulli Kirchhoff. Rivetti stellte vor einigen Wochen die Zusammenarbeit ein, weil er ein Jahr nichts vom vereinbarten Honorar auf seinem Konto sah, darauf schickte der 34 Jahre alte Südamerikaner die Onischenko-Pferde zurück an den Besitzer, inzwischen sind sie wieder zurück bei ihm, weil die aufgelaufenen Kosten bezahlt wurden.

 

Neues Angebot für Ulli Kirchhoff - von anderswo

 

Bei Ulli Kirchhoff (47) war zunächst alles voller Harmonie. Der Doppel-Olympiasieger von 1996, der wie kein anderer Springreiter bei Olympia seit 1912 mit einer solchen Vorstellung Gold holte und auf der Ehrenrunde im Sattel von Jus de Pomme mit jeweils einem deutschen Fähnchen in der rechten und linken Hand ohne Zügelführung Einerwechsel ritt, war die sicher gewünschte PR-Figur. Am Anfang funktionierte auch alles bestens. Und der Alwin-Schockemöhle-Schüler sah selbst wieder sportlich Land. Vor allem auf der wunderbaren Holsteiner Stute Carlina, die Onischenko für angeblich 2 Millionen Euro dem belgischen Diamantenhändler Francois Leiser abgekauft hatte. Doch irgendwann setzte sich Alexander Onischenko selbst in den Sattel von Carlina, und irgendwann stand sie lahm in der Box. Man hat seit langer Zeit nichts mehr von diesem außergewöhnlichen Springpferd vernommen.

 

Inzwischen ist auch Ulli Kirchhoff nicht mehr der Vorzeigereiter im Team von Onischenko. Über Weihnachten wollten sich  der selbstherrliche Teamchef und Kirchhoff treffen, „aber mehr als ein SMS mit Frohe Weihnachten habe ich nicht vernommen“. Sorgen für die Zukunft macht sich der Südoldenburger nicht. Aus dem Ausland liegt ihm ein sehr lukratives Angebot vor. Vergrätzt hat ihn eher, dass ihn Rene Tebbel (45), den er immer als Freund glaubte und den er ins Ukraine-Geschäft hievte, nun als persönlichen Trainer von Onischenko ablöste. Der dreimalige deutsche Meister aus Emsbüren wird sogar auch ab 1. Januar 2015 für die Ukraine reiten und zusätzlich als Nationaltrainer – als Nachfolger von Heinrich-Wilhelm („Kaiser“) Johannsmann - arbeiten. Den Oldenburger Hengst Light On wird jedoch Tebbel-Sohn Maurice weiter vorstellen, wie lange, ist ungewiss. Besitzer ist inzwischen Alexander Onischenko. Er hat angeblich einen Millionenbetrag hingeblättert.

 

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