Offenburg hätte bereits vier "Sterne" verdient... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 11. Februar 2015 um 19:01

 

Offenburg. Das Offenburger Springreiterturnier hätte mehr als zwei Sterne verdient, weil es kann – aber es fehlen Sponsoren, obwohl zum Beispiel der Weltkonzern Burda in der 60.000 Einwohnerstadt seine Wurzeln hat und auch pflegt, aber dem Reitsport nicht sein Sponsorenherz öffnet.

 

 

Baden-Württemberg ist nicht gerade von Hallenreitturnieren überflutet. Seit 30 Jahren gibt es die Veranstaltung in der Stuttgarter Schleyerhalle, seit acht Jahren im Vergleich dazu in beschaulichem kleinen Rahmen das Turnier in Offenburg. In Stuttgart sitzt Mercedes Benz, in Offenburg der Weltkonzern Burda. "Der Daimler", wie man dort sagt, war von Anfang an in der Schleyerhalle einer der Hauptsponsoren, in Offenburg regt sich bei Burda nichts, obwohl der elegante Pferdesport zur Burda-Gazettenwelt passen müsste. Und die Kreisstadt Offenburg macht gerademal 4.000 Euro locker, relativ wenig im Bezug auf die Werbewirksamkeit einer solchen Veranstaltung nach draußen. Außer Reiten findet in den Messehallen Offenburgs ansonsten nichts statt.

 

Thomas Kohler, Miterfinder des CSI in Offenburg, mit Lebenspartnerin Yuko Itakuba aus Japan

(Foto: Kalle Frieler)

 

Die Idee zu den BadenClassics am Rande des Schwarzwaldes hatte Thomas Kohler (54). Der Reitlehrer aus Kehl-Kork, der 14 Jahre als Stallmanager bei Jan Tops – Team-Olympiasieger 1992 und Erfinder der Global Champions Tour -  im niederländischen Valkenswaard arbeitete und u.a. Alexander Schill (24) trainiert, sagte vor zehn Jahren zu dessen Vater Reinhard, in diese badische Ecke würde ein Reitturnier passen. Sie holten Gotthilf Riexinger (67), den erfahrenen Turnierleiter des CHI der Stuttgarter Schleyerhalle, dazu. Unternehmer Reinhard Schill (52) aus Kehl-Goldscheuer (Maschinenfabrik MAJA), Kohler und Riexinger tragen auch das finanzielle Risiko. Kohler, Besitzer u.a. des Goldenen Reiterabzeichens: „Es darf da nichts passieren, womit man normalerweise nicht rechnet. Wie zum Beispiel mit einem plötzlichen Kälteeinbruch wie vor vier Jahren, als die Heizungskosten zusätzlich 30.000 Euro betrugen.“

 

Ärger wegen Abgaben an Warendorf


 

Gerhard Ziegler, Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg, überreichte Turnierchef Gotthilf Riexinger für die Verdienste um den Pferdesport das Deutsche Reiterkreuz in Gold, die höchste Auszeichnung des nationalen Verbandes

(Foto: Olaf Rutschek)

 

Die Menschen in jener Region scheuen jedes Risiko. Deshalb blieb man bisher auf dem Niveau einer Zwei-Sterne-Veranstaltung, 5 Sterne sind das höchste, womit sich ein Turnier schmücken kann. Das schlägt sich auch im Preisgeld nieder. Offenburg wäre durchaus in der Lage, ein 5-Sterne-CSI zu organisieren auf einer Hallenfläche mit 14.000 qm, „von der Logistik her wahrlich ideal“, sagt Riexinger, „Abreiteplatz und Arena fast nebeneinander, auch gut geeignet für Besucher, besser geht es doch wohl nicht.“ Es mangelte bisher auch nicht an Weltklassereitern. So war am letzten Wochenende der schwedische Ausnahmeathlet Rolf-Göran Bengtsson in der Ortenau, der Weltcupsieger Daniel Deußer kam schon, Frankreichs Ex-Europameister Kevin Staut, sie fahren gerne in die Rheinebene, „weil man hier einfach willkommen ist, weil wir junge Pferde vorstellen können, weil man das bietet, was Reiter und Pferde brauchen“, wie Österreichs ewiger Star Hugo Simon sagt.

 

Für den ganz großen Durchbruch als Turnier fehlen eben die Mittel. Und dazu gesellt sich Ärger wegen der Lizenzgelder, die abzudrücken sind an die nationale Föderation (FN) und an den Weltverband (FEI). Der Große Preis in Offenburg war – ohne den Ehrenpreis „Smart-PKW“ - mit 16.700 Euro dotiert, an Gebühren insgesamt – Turnier-Etat 500.000 Euro -  kassierte die deutsche FN in Warendorf 27.000 € ab, „aber ohne jede Gegenleistung“, wie Riexinger moniert. Thomas Kohler: „Statt einem entgegenzukommen, dass man das Risiko einer Turnierveranstaltung auf sich nimmt, wird man nur gemolken…“

 

Schweiz als Paradies

 

Dr. Kaspar Funke (ESCON), Veranstalter u.a. des Turniers in der Dortmunder Westfalenhalle, sagt: „Eine Unverschämtheit, wie Warendorf mit den Veranstaltern umgeht, für was man alles zahlen muss. Alles ist inzwischen gegen einen gerichtet.“ Beim deutschen Verband mache man sich keine Gedanken darüber, dass doch alles ein Teufelskreis sei, man jammere, dass die Zahl der Turniere in Deutschland zurückgehe, merke aber nicht, dass sich damit auch die zusätzlichen Einnahmen verringerten. Funke weiter, es sei doch krass,  dass die FN mehr nehme als die FEI, „der Weltverband verlangt zwischen zehn und elf Prozent vom Preisgeld als Gebühr, Warendorf aber 20 Prozent…“

 

Da erscheint die teure Schweiz ja wie ein Schlaraffenland für einen Turnierveranstalter. Gotthilf Riexinger: „Pro Pferd gehen fünf Franken an den nationalen Verband…“

 

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