"Horses and Dreams" - Noch keine Tradition, aber Herzlichkeit... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 02. April 2015 um 20:57

 

Hagen a.T.W. In genau drei Wochen beginnt die große internationale Freiluftsaison Deutschlands in Hagen am Teutoburger Wald mit „Horses and Dreams“ unter der Schirmherrschaft von Bundes- Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Gesamtetat der Veranstaltung mit Gastland Australien: Zwei Millionen Euro.

 

 

Auf den Plätzen könnte man momentan noch eher schwimmen als reiten, und Sturm Niklas hat auch das große Zelt über der Haupttribüne trotz tonnenschwerer Steinquader als Verankerung hochgehoben wie eine Feder und fallen lassen, doch so etwas verschreckt im Team Kasselmann keinen mehr. Die Organisation steht, die Organisation auf dem Borgberg in Hagen am Teutoburger Wald funktioniert, am Mittwoch (22. April) um 14.00 Uhr geht der erste Springreiter in den Parcours. Wer, steht jetzt noch nicht fest, die Auslosung erfolgt jeweils am Abend vor einem Prüfungstag. „Doch wir rechnen damit“,  so Francois Kasselmann vom Veranstalterteam, „dass auch Marcus Ehning unmittelbar nach der Teilnahme am Weltcupfinale in Las Vegas zu uns kommt.“ Somit fast direkt nach der Rückkehr aus den USA. Erfreut ist man auf dem Kasselmann-Hof über die Teilnahme der drei Whitakers aus Großbritannien: John, Michael und Robert, Sohn des großartigen John Whitaker.

 

Der deutsche Co-Bundestrainer Heiner Engemann (Porta Westfalica): „Horses and Dreams gibt erste Fingerzeige auf die anstehende grüne Saison. Vor allem die Jungen wissen schon mal nach Springen auf Vier-Sterne-Niveau, wo sie zunächst einmal stehen.“

 

Dressur-Bundestrainerin Monica Theodorescu weiß, warum alle nach Hagen kommen wollen, „weil hier einfach die Bedingungen stimmen.“ Für die deutschen Dressurreiter ist „Horses and Dreams“ – neben der Deutschen Meisterschaft in Balve Mitte Juni - so etwas wie ein Pflichtantritt auf dem Weg zur Nominierung für das 45. Offizielle Internationale Dressurturnier (CDIO) von Deutschland – ebenfalls in Hagen (8. bis 12. Juli) – und die Europameisterschaft im Rahmen der Großveranstaltung mit insgesamt fünf kontinentalen Championaten in Aachen (11. bis 23. August). Die Besten haben längst ihre Nennung abgegeben, wie Isabell Werth oder Kristina Sprehe.

 

45.000 € nur an Lizenzgebühren

 

Das Turnier im Teutoburger Wald ist gleichzeitig Auftakt der neuen Riders Tour der Springreiter und in der Dressur vom Louisdor-Preis für Nachwuchs-Grand Prix-Pferde und um den Nürnberger Burgpokal für Nachwuchspferde.

 

Der Gesamtetat von „Horses and Dreams“ beträgt zwei Millionen Euro, das reine Preisgeld beläuft sich auf 291.200 €, abzuführen sind zusätzlich an  Lizenzgebühren u.a. an die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und an den Weltverband (FEI) insgesamt rd. 45.000 €. Übersetzt: Die deutsche Föderation und die FEI kassieren Geld, ohne dafür etwas getan zu haben. Sie bringen keinen Reiter an den Start und sind nicht im Boot bei der Vermarktung oder Organisation, beide Verbände nehmen nur…Sie haken lediglich das Turnier als genehmigt ab und tragen es im jährlichen Kalender ein.

 

Geritten wird auf einem speziellen Bodenbelag, dessen obere Sandschicht mittels einer computergesteuerten Maschine abgezogen wird und somit ganz eben ist bzw. ein gewünschtes Gefälle aufweist. Der Boden ist außerdem aufgrund einer siebenjährigen Studie so ausgetüftelt, dass er Stürze mildert. Turnierchef Ulli Kasselmann: „Ein Sturz aus einer Höhe von 3,20 Meter Höhe ist dann vergleichbar mit einem Fall aus 1,20 m.“ Das Verfahren eines solchen Bodenbelags ist inzwischen patentiert.

 

Wie alles mal begann…

 

Was inzwischen in der nicht einmal 14.000 Einwohner zählenden Gemeinde ohne Zuschuss aus der Ortskasse läuft, ist kein Zufallsprodukt, nicht einer momentanen Laune entsprungen, dafür jedoch das Resultat eines vorausdenkenden Menschen, der nicht das Althergebrachte oder seine eigene Vergangenheit vergaß: Ullrich Kasselmann (67). Er hat nie die Bodenständigkeit verloren, aber auch die eigene Gewinnorientierung nicht vergessen. Der gelernte Hufschmied gehört inzwischen zu einer Gesellschaftsschicht, in die er nicht hineingeboren wurde, aber die ihn aufgrund von Leistung und Achtung anerkennt. Doch er vergaß dabei nie, was Freundschaft heißt und bedeutet. Und er hat um sich herum mit seiner Frau Bianca das Feld bestellt, jene versammelt, auf die er setzen kann. Ullrich Kasselmann dürfte als Unternehmer oder Geschäftsmann in seinem Leben kaum noch zu den Verlierern gezählt werden.

 

Das Turnier „Horses and Dreams“, in der heutigen deutschen Turnierlandschaft ohne Beispiel, begann an einem Abend 2001, bei einer, oder auch, wie Dabeigewesene wissen, mehreren Flaschen Rotwein. Am Tisch in der damals sogenannten Guten Stube in der Finca saß auch Silke Alberty, die Nichte des Hausherrn. Ein kleiner Kreis, darunter Ullis Bruder Hubert, Sohn Francois und Pferdevermarkter Dr. Ulf Möller, dachte nach, wie man ein internationales Turnier griffig, auch in internationalen  Ohren, nennen könnte. Der Begriff „Horses“ lag auf dem Tisch, „Dreams“ brachte Silke Alberty ein. Und noch ein bisschen mehr. Sie warf nämlich damals in die Runde, 20 Jahre hätte sie kein Turnier mehr besucht, doch danach festgestellt, „es hat sich eigentlich nichts verändert.“ Uli Kasselmann sagte zu ihr: „Mach mal, wenn Du meinst.“ Silke Alberty, zuhause in Düsseldorf, Beraterin für Sponsoring von Unternehmen, sich richtig darzustellen, machte. „Horses and Dreams“ - die  Kombination aus Sport, Kultur, Gesellschaft und Messe -  hat zwar noch keine Tradition, aber Herzlichkeit. Und die kann man ebenfalls nicht kaufen oder über Jahre erarbeiten.

 

 

 

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