Die deutsche Dressur lebt auch ohne Totilas... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner in "Die Rheinpfalz"/ DL   
Montag, 17. August 2015 um 12:35

Aachen. Die Hysterie um den Rapphengst Totilas ist sicher nun endgültig Vergangenheit. Totilas tat der Dressur gut, weniger dem Sport. Dazu ein Kommentar von Oliver Wehner in "Die Rheinpfalz".

 

Matthias Rath hatte im Vorfeld der EM in Aachen ein großes Geheimnis um die Kürmusik für seinen Totilas gemacht. John-Williams-Motive sollten es wohl werden, große Filmmusik also. Am Ende aber wähnten sich die Zuschauer in der Soers im falschen Film. Erneut keine Totilas-Kür, und diesmal lässt sich angesichts der neuerlichen Verletzung des bald 16 Jahre alten Hengstes spekulieren: Es wird wohl auch keine mehr geben. Ein Trost: Die deutsche Dressur hat bisher gut und erfolgreich ohne Totilas gelebt – sie wird es weiter tun.

Sicher war der neuerliche Rummel um das einst beste Dressurpferd der Welt nicht gut fürs Team. „Nervig“ fand Kristina Bröring-Sprehe die Aufgeregtheit der ersten EM-Tage. Aber nach der Enttäuschung des Mannschaftswettbewerbs mit „nur“ Bronze für den Titelverteidiger hat sich das verbliebene Trio berappelt. Und es hat – wie die Briten – wieder geworben für das schöne, feine Reiten auf gut und fair ausgebildeten Pferden. Das ist viel, viel mehr wert als eine Goldmedaille für eine Equipe, deren Ausbildungsphilosophie im Fall Totilas ganz sicher zum Scheitern dieser Pferdekarriere beigetragen hat.

Es mag Zufall, ja Pech gewesen sein, dass sich Edward Gals Wallach Undercover am Samstag auf die Lippe biss und der Niederländer so disqualifiziert werden musste. Aber auch Patrick van der Meers Pferd Uzzo konnte einem gestern im Viereck leid tun: die Nase fast ständig hinter der Senkrechten, der Schweif unruhig – Losgelassenheit sieht anders aus.

Kristina Bröring-Sprehe ist fraglos der deutsche Star im Jahr 2015. Aber, so paradox das klingt, die Älteste im Team hat mittelfristig die größte Perspektive. Isabell Werth (46) muss „nur“ noch ihre Ausnahmestute Bella Rose wieder ins Viereck bringen. Dass sie der erst Elfjährigen in diesem Jahr Zeit lässt, spricht für das deutsche Konzept.

 

 

 

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