Para-EM - aus der Sicht einer erfolgreichen Teilnehmerin Drucken
Geschrieben von: Hanne Brenner/ DL   
Montag, 21. September 2015 um 13:00

Deauville. Aachen wollte oder konnte nicht, jedenfalls wurden die Europameisterschaften der Parareiter nicht in das Programm der kontinentalen Titelkämpfe vor einigen Wochen in der Soers eingebettet. Die Franzosen machten es – und zwar gerne…

 

Wenn nicht in Aachen, wo denn sonst? Nun: Deauville in der Normandie hatte sich bereit erklärt, die European Championships für die „Para-Equestrian´s“ auszurichten. Und sie haben es in ganz wunderbarer Art und Weise vom 17. bis 20. September 2015 durchgeführt. Die Organisatoren ließen sich jeden Tag eine neue Überraschung einfallen mit Lifemusik, leckerem Essen und vor allem dem internationalen „get together“.


Die Teams aus Europa wurden willkommen geheißen, die Organisation war perfekt und die Bedingungen sehr gut. Für den Regen konnten sie ja nichts. Aber irgendwann hatte Petrus auch ein Einsehen, und der Regen flaute ab. Die beiden letzten Tage, Samstag und Sonntag waren sogar sonnig!

An drei Tagen hintereinander ritten alle 5 Grades ihre Prüfungen. Und zwar zum großen Teil parallel. Grade 1a, 1b und 2 hatten ihr Prüfungsviereck in der sehr schönen, aber für Pferde auch sehr beeindruckenden Halle. Grade 3 und 4 waren auf dem Außenviereck. Nur so war es möglich, 75 Pferde aus 20 Nationen in drei Tagen starten zu lassen.

 

Der warm-up Test am ersten Tag (Freitag, 17.September) zählte nicht für eine Einzelmedaille, sondern nur als Teilnote für das Teamergebnis. Hier lagen wir als Team abends auf dem dritten Platz, allerdings nur sehr knapp vor Norwegen, Dänemark und einigen anderen Nationen. Im Prinzip setzte sich das am nächsten Tag, als die Individual Aufgabe (also die Pflicht) geritten wurde, fort.

Die Nationen an der Spitze rücken auch im Para Equestrian Sport immer näher zusammen!

 

Im Individual-Test am Samstag gelang es allen Reitern, die für das Team nominiert waren (Caro Schnarre, Grade 4; Hanne Brenner, Grade 3; Steffen Zeibig, Grade 2 und Elke Phillip, Grade 1A)in die Medaillenränge zu kommen. Das gab es noch nie! Dreimal Einzelbronze, einmal Gold und Teambronze waren das Endergebnis. Fünf Medaillen am ersten Tag!
Zur Erklärung: Die Teammedaille setzt sich aus den zusammengezählten Ergebnissen des warm-up und des individual tests aller Teamreiter zusammen, wobei nur die drei besten Reiter gewertet werden.

 

Women of the World, hat gezeigt, dass sie auch mit 20 Jahren noch lange nicht zum alten Eisen gehört. Sie war frisch und ausdrucksstark und trug mich trotz kleiner Patzer zu Gold mit einem Vorsprung vor zwei Prozentpunkten zur Zweitplatzierten. Die Stute weiß ganz einfach, wann es darauf ankommt. War sie beim Abreiten noch etwas nervös, zog sie in der Prüfung ausdrucksstark und souverän ihre Runden. Ich  kann es manchmal wirklich selbst kaum glauben, dass ich so ein fantastisches Pferd mein Eigen nennen und reiten darf! Doch ohne Dorte, meine wunderbare Partnerin und Trainerin, wären Ollie und ich niemals dahin gekommen, wo wir jetzt stehen. Sie hilft mir so sehr, gut in die Prüfungen zu kommen und motiviert und trainiert uns das ganze Jahr lang. Diese Erfolge sind mindestens zu einem Drittel ihr Verdienst!

 

Geli (Angelika Trabert) hatte an allen drei Tagen sicherlich den schwersten Job. Ihre Stute First Lady Melody, die sie seit März reitet und nun ihr erstes internationales Championat mit ihr bestritt, war einfach noch nicht so beständig und rund, wie sie es sein kann und für dieses Starterfeld auch sein muss. Nichtsdestotrotz kommt die Stute an und ist mit Sicherheit ein Pferd mit Perspektive für Geli.

 

Steffen Zeibig konnte seine Stute Feel Good an allen Tagen super präsentieren und vermochte sich somit im Individual wie auch in der Kür Einzel-Bronze sichern. Feel Good ist ein eher schreckhaftes Pferd, und es war beeindruckend zu sehen, wie viel Vertrauen sie in ihren Reiter gewonnen hat. Und jetzt kommt noch der Ausdruck und die Kraft hinzu.

 

Elke Philipp war für das Team sicherlich die wichtigste „Punktegeberin“. Mit zwei sehr hohen Noten trug sie erheblich zur Teammedaille bei. Ihr schwarzer Wallach Regaliz war super in Form und ging sehr beständig und gleichmäßig. Auch sie konnte in der Individual die Bronzemedaille erkämpfen. Elke reitet aufgrund ihrer Behinderung und Einstufung in Grade 1A nur Schrittlektionen. Da muss das Pferd natürlich ganz andere Voraussetzungen erfüllen, als ein „normales“ Dressurpferd. Und das hat es echt toll gemacht! Super vorbereitet und versorgt von Carolin Schnarre und ihrer Mutter Kerstin, bei denen Regaliz auch normalerweise „wohnt“.

 

Und genau Carolin Schnarre, das Küken der Mannschaft, war die wohl größte Überraschung für das Deutsche Team. Für Grade 4 (Reiter mit den geringsten Einschränkungen) startend, muss sie Lektionen reiten, die von den Anforderungen her vergleichbar sind mit denen aus M bis S Dressuren aus dem  Regelsport. Sie reitet seit einiger Zeit Del Rush, ein Pferd von Elke Philipp. Dalli, wie sie ihn nennt, ist  nicht so einfach zu reiten, auch wenn er ein schickes, ausdrucksstarkes Pferd ist. Caro hat es bei ihrem zweiten internationalen Championat nach den Weltreiterspielen in Caen im letzten Jahr geschafft, sich in der Spitze zu behaupten. Zweimal Einzel-Bronze und Teambronze sind ein geniales  Resultat für dieses Paar. Caro ist über sich hinaus gewachsen und das trotz Doppelbelastung! Denn sie hatte auch noch die Verantwortung für Regaliz, den Rappen von Elke Philipp, den sie vorbereitet und abgeritten hat. Chapeau!

 

Für die Kür qualifizierten sich die besten 7 Reiter aus einem Grade, und das haben alle fünf Deutschen geschafft. Hier kamen dann noch 3 Medaillen hinzu. Bronze für Steffen und Caro und noch einmal Gold für Hanne.

Seit 2009 zum ersten Mal wieder konnten wir die Freestyle Prüfung bei einer Europameisterschaft gewinnen. Die Individual-Goldmedaille haben wir immer verteidigen können, sind jetzt aber überglücklich mit Doppel-Gold!

Doch natürlich konnte ich nicht damit rechnen, dass wir wieder mit Doppelgold nach Hause gehen würden. 77,95 Prozent sprechen eine deutliches Sprache und ich bin so glücklich, dass Women of the World auch mit 20 Jahren kein bisschen alt ist. Zur Medaillenzeremonie konnten wir uns Geli´s Stute „ausleihen“, weil Ollie schon beim Bandagieren langsam aber sicher „hochdrehte“. Sie kann einfach keine Siegerehrungen - Dabei hat sie inzwischen schon 13 mal bei internationalen Championaten Gold geholt…

 

Fazit: 2 Gold- und 5 Bronzemedaillen plus  Team-Bronze.  8 Medaillen –eine Super Bilanz!

 

Ein ganz großes Dankeschön geht an die Helfer und an die Teamleitung. Man kann sich nur sehr schwer vorstellen, was für ein Druck auf jedem Einzelnen „lastet“. Und jeder Einzelne hat einen Super-Job gemacht, um die Reiter bestmöglich auf die Prüfungen vorzubereiten.

 

(Hanne Brenner mit Unterstützung von Angelika Trabert, im Bus auf der Heimfahrt am 20. September 2015)

 

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