Miterfinder der Weltreiterspiele Fritz Widmer tot Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Freitag, 09. Oktober 2015 um 14:20

Fritz Widmer als FEI-Generalsekretär bei den Olympischen Spielen 1980 in Moskau

(Foto: Werner Ernst)

 

Bolligen bei Bern. Im Alter von 93 starb in Bern der frühere Generalsekretär des Weltverbandes, FEI, Fritz O.Widmer. Der ehemalige Major der Schweizer Armee gilt als Miterfinder und Ideengeber der Weltreiterspiele.

 

 

Nach längerer Krankheit starb in seinem Schweizer Heimatort Bolligen der ehemalige Generalsekretär und Reiter in den drei Olympischen Disziplinen, Fritz O. Widmer. Er war am 28. Mai 93 Jahre alt geworden. Im Gegensatz zu einigen seiner Nachfolger gab er in seiner Amtszeit die Richtung an und auch vor. Ohne Umwege, ohne Schmeicheleinheiten, ohne Katzbuckeln. Fritz Widmer war ein Diplomat mit Rückgrat und wahrlich nicht immer bequem oder gar geliebt.

 

1976 wurde er Generalsekretär, die Amtszeit endete 1989.1995 sagte er in einer Unterhaltung: „Der Sport muss das Pferd in den Mittelpunkt rücken, die Öffentlichkeitsarbeit muss endlich intensiviert werden, der Kommerz hat zurückzutreten.“ Er schlug wie ein Martin Luther Thesen an die Wand: „Die Europäer, die Kanadier und US-Amerikaner müssen im Weltverband mit ihren Stimmen mehr Gewicht erhalten“, und er sagte: „Der Reitsport braucht Leuchtfiguren.“ Alles hat noch Gültigkeit. Umgesetzt wurde wenig.

 

Wahrer Erfinder der Weltreiterspiele

 

Fritz Widmer darf zurecht  „Erfinder der Weltreiterspiele“ genannt werden. Für den  früheren Major der Schweizer Armee, der Springen, Dressur und Vielseitigkeit ritt, sollte diese Idee zunächst für 1990 in Stockholm „ein einmaliges Ereignis ohne Fortsetzung bleiben“. Die Veranstaltung in der schwedischen Hauptstadt galt als Erinnerung an die Reiterspiele von 1956, die wegen der strengen Quarantänebestimmungen für Pferde vom eigentlichen Olympia in Melbourne nach Schweden ausgelagert wurden. Die Skandinavier waren an Fritz Widmer herangetreten, und er hat diesen Gedanken dem damaligen FEI-Präsidenten Prinz Philip vorgetragen, der segnete sie ab.

 

Inzwischen sind die Weltreiterspiele ein fester Bestandteil im Turniersportkalender,  vor allem aus Gründen zum Abkassieren. Die entsprechenden Lizenzgebühren müssen nämlich von den einzelnen Veranstaltern garantiert und im voraus bezahlt werden. Die bisherigen Weltmeisterschaften – bis auf Aachen - endeten in bitteren Miesen für die Gastgeber, in Stockholm beglich der Staat aus Steuermitteln das Defizit in Höhe von umgerechnet fünf Millionen Euro, 1994 meldete das Organisationskomitee in Den Haag Konkurs an, die Schulden bezifferten sich auf 3,5 Millionen Euro, in Rom 1998 sprang ein Sponsor ein, von Jerez de la Frontera war vier Jahre später wenig zu vernehmen, ein Plus hätte man sicher hinausposaunt, die WM in Kentucky 2010 endete mit einem Defizit, obwohl die frühere FEI-Präsidentin Prinzessin Haya selbst in die private Schatulle als Gönnerin griff,  nur Aachen 2006 machte nach eigenen Angaben eine „schwarze Null“. Die offizielle Abrechnung von den Weltreiterspielen 2014 in der Normandie liegt bisher nicht auf dem Tisch.

 

Vorbild FIFA – aber nicht FIFA werden…

 

Der Schweizer mit dem aufrechten Gang und durchgedrücktem Kreuz, stets jeder Situation angemessen gewandet, hatte die FEI zu einer der größten Sportverbände der Welt nach oben gewuchtet, ohne unfaire Methoden. Vorbild war für ihn von der Konstruktion her immer der Weltfußball-Verband, FIFA, gewesen, „doch ich wollte aus der FEI nie eine FIFA machen.“.

 

Seine Vorstellung von der FEI war immer „eine gute Teamarbeit zwischen dem Präsidenten oder der Präsidentin und den nationalen Föderationen, dafür aber müssen der Generalsekretär und auch die Verbandsspitze eng zusammen arbeiten“. Er setzte dabei immer voraus „Kenntnis einer modernen Sportführung und Kommerzialisierung, Wissen um die Sportpolitik und die Eigenheiten unseres komplexen Sports mit seinen verschiedenen Disziplinen, in deren Mittelpunkt aber immer das Pferd steht“. Die FEI, so sagte er oft, brauche Manager und Sponsoren. Die Manager sollten aus dem Sport selbst kommen, Geld müsste der Kommerz herbeischaffen. Er wetterte dagegen, dass Mehrausgaben der FEI über Beitragserhöhungen beglichen wurden. Und er hielt für ungut, dass die FEI ihren Sitz von Bern nach Lausanne verlegte, „diese zusätzlichen Kosten hätte man sich ersparen können“, sagte er damals.

 

Fritz Widmer predigte nicht nur, er handelte auch. Für die damalige Serie um den  Präsidenten-Cup der Nationen-Preise, heute vergleichbar mit den Ligen dieses Teamwettbewerbs, gewann er zunächst das italienische Unternehmen Gucci, danach den koreanischen Weltkonzern Samsung als Titel-Sponsor. Und als Generalsekretär des Weltverbandes stand er für das, was er sagte.

 

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