Isabell Werth oder mit Weihegold zu höchsten Weihen |
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL |
Mittwoch, 03. Februar 2016 um 11:13 |
Amsterdam/Rheinberg. Die im Hinblick auf die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro am besten berittene Dressurreiterin des Erdballs ist ohne Zweifel Isabell Werth. Sie hat nicht weniger als vier Olympia-Pferde unter dem Sattel – Favoritin fürs Olympia-Viereck ist Bella Rose…
Die deutsche Olympia-Dressurequipe in Rio wird aus vier Reiter/Pferd-Paaren bestehen – drei für die Teammedaille und eine Kombination als Einzelstarter. Rein theoretisch könnte allein Isabell Werth (46), die bereits fünfmalige Olympiasiegerin, genau vier Weltklassepferde ins brasilianische Viereck bringen – einzigartig!
Ob sie damit die am besten berittene Dressurreiterin der Welt ist, „die Beurteilung überlasse ich anderen“, sagt die Rheinbergerin in ihrer typisch saloppen Art. Macht nichts, der Weltcup am letzten Wochenende in Amsterdam lieferte ohnehin den eindrucksvollen Beweis für diese These. Isabell Werth gewann – aber nicht mit ihrer Weltmeisterin Bella Rose, nicht mit ihrem EM-Pferd Don Johnson, auch nicht mit ihrem Nachwuchsstar Emilio. Für den Wettbewerb in der (holländischen) Höhle des Löwen zauberte sie Weihegold aus dem Ärmel, eigentlich das Turnierpferd ihrer Bereiterin Beatrice Buchwald (26), die gerade erst mit der elfjährigen Stute in den deutschen B-Kader berufen worden ist. Um ihr bei ihrem ersten Weltcup Sicherheit zu geben, sattelte die erfahrene Chefin die so versammlungsfähige Don-Schufro-Tochter in Amsterdam – und gewann die Kür mit fabelhaften 83,45 Prozent sowie Neuner-Wertungen für Piaffe und Passage. Vor arrivierten vierbeinigen Stars wie Jessica von Bredow-Werndls starken Hengst Unee, Edward Gals Voice oder Charlotte Dujardins Uthopia.
Im einleitenden Grand Prix mussten sich Pferd und „Jockey“ noch zusammenfinden. Probleme in den Einerwechseln „waren keine klassischen Fehler, sondern reine Abstimmungsfragen. Das zeigte, wie dicht wir dran waren. Dass es am Ende in Holland zum Sieg reichen würde, war allerdings überraschend“, berichtete Isabell Werth der RHEINPFALZ und stellte gleich klar, wie es nun mit der schwarzen Burgpokal-Siegerin 2013 und Louisdor-Preisträgerin 2014 weitergehen soll. „Beatrice wird ,Weihe’ auch zukünftig reiten dürfen! Es ist aber eine klar besprochene Tatsache, dass das Pferd zunächst mir zur Verfügung steht, sollte es sportlich notwendig sein“, spricht die deutsche Rekordmeisterin wie üblich Klartext. Auch beim kommenden Weltcup in Neumünster wird sie Weihegold vorstellen.
Werths „absolute Traumwahl für Rio“ bleibe Bella Rose, die sich nach langer Verletzungspause im Frühjahr wieder zeigen soll. Doch neben dem gereiften Don Johnson („er ist mittlerweile angekommen“) und Emilio sei nun eben auch Weihegold eine Olympia-Option. „Elegant und leichtfüßig“ findet Bundestrainerin Monica Theodorescu die Oldenburger Stute, die trotz ihrer Sportkarriere per Embryotransfer bereits mehrmals Mutter ist – jedenfalls züchterisch gesehen.
Übrigens: Ihr erfahrenes Grand-Prix-Pferd El Santo hat Isabell Werth jüngst dem Spanier José Antonio Garcia Mena für Olympia zur Verfügung gestellt. Wer sich diesen Luxus leisten kann, ist definitiv die am besten berittene Dressurreiterin der Welt. Der EM-Team-Vierte von Aachen aus Jerez de la Frontera wiederum kennt den Wallach gut, gab er ihm doch mehrmals Nachhilfe zur Verbesserung der Piaffe... |