Wenn einer das vereinbarte Schweigen bricht... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Mittwoch, 06. April 2016 um 14:51

Stuttgart. Unruhe beim neben Leipzig einzigen deutschen Hallenreitturnier auf 5-Sterne-Niveau: Stuttgart. Nach einer internen Sitzung von drei maßgeblichen Personen wurde Stillschwiegen vereinbart, einer ging an die Öffentlichkeit…

 

Das Internationale Reitturnier in der Stuttgarter Schleyer-Halle auf Fünf-Sterne-Niveau mit Dressur, Vielseitigkeit, Fahren und Springen fand erstmals vor über 30 Jahren statt. Es war von Anfang an auf Hochleistung im Sport, auf Ambiente und beste Unterhaltung für den Zuschauer und allgemeine Harmonie angelegt. Die Harmonie ist inzwischen im engeren Zirkel der Macher zerstört. Nicht zuletzt, weil einer nach einer Sitzung unter drei Personen das vereinbarte Schweigen brach und sich in der Öffentlichkeit ziemlich beleidigt ausließ. Die Rede ist von Turnierdirektor Gotthilf Riexinger (68), der bei der Premiere des Hallenturniers noch nicht dabei war. In den „Stuttgarter Nachrichten“ ließ er sich dahingehend aus, dass er früher als zunächst überlegt, ausscheide, nämlich bereits nach dem kommenden CHI Mitte November, nicht erst nach 2017, wie angedacht. Gekränkt sagte er, er hätte gerne noch bei der Suche nach einem Nachfolger mitgewirkt, „leider hat man mich übergangen, hinter meinem Rücken die Gespräche geführt, übrigens auch mit Sponsoren“.

Am kommenden Freitag findet eine weitere Sitzung der Veranstaltungsgesellschaft über die Vorkommnisse der letzten Tage statt. Insider gehen davon aus, sprechen davon, man werde Gotthilf Riexinger wegen zerrüttetem Vertrauensverhältnis den sofortigen Rücktritt nahelegen.

 

Zu den Vorfällen sprach Roland Kern vom ReiterJournal mit Andreas Kroll, dem Geschäftsführer der in.Stuttgart:


Herr Kroll, Ihr langjähriger Turnierdirektor Gotthilf Riexinger hat angekündigt, ein Jahr früher aufzuhören als bislang besprochen, nämlich unmittelbar nach dem Turnier 2016. Liegt das in Ihrem Interesse?

Kroll: „Wir haben nach dem 30. STUTTGART GERMAN MASTERS im Herbst 2014 über die Zukunftsplanungen gesprochen und vereinbart, dass wir spätestens 2017 die Führungsstruktur verjüngen möchten. Eine solche Veränderung ist von vielen Faktoren abhängig. Deshalb haben wir ab 2015 Jahresverträge abgeschlossen, um in diesem Punkt flexibel reagieren zu können.“


Den vorzeitigen Rückzug hat er in der Tagespresse bekannt geben lassen, ohne mit Ihnen zu sprechen. Was halten Sie von diesem Vorgehen?

Kroll: „Wir haben Gotthilf Riexinger im März über unsere personellen Überlegungen informiert und im Hinblick auf die betroffenen Personen Stillschweigen vereinbart. Dass er dies nun gebrochen hat, verwundert uns doch sehr.“


Wie war denn Ihr Zeitplan, erstens für die Bekanntgabe, zweitens für den „Stabwechsel“ an sich?

Kroll: „Wir wollten den Stabwechsel ab dem Jahr 2017 am kommenden Freitag, 8. April, im Zuge einer ersten Sitzung unseres Organisationskomitees öffentlich bekanntgeben. Einerseits galt es noch einige wichtige Detailfragen abzustimmen, andererseits wollten wir den handelnden Personen, die bedingt durch eigene Urlaubsplanungen und die Osterferien sich auf Reisen befunden haben, die Zeit geben, ihr berufliches und persönliches Umfeld zu informieren.“

 

Warum war Herr Riexinger offensichtlich damit nicht einverstanden?

Kroll: „Das ist schwierig nachzuvollziehen. Wir haben seit 2015 mit ihm immer wieder über eine mögliche Nachfolgeregelung gesprochen und ihn dabei gebeten, uns Vorschläge zu machen. Dass wir als Veranstalter selbst nach Lösungen suchen, um personell und sportlich die Weichen für die Zukunft zu stellen, ist unsere Turnierverantwortung. Er selbst hat sich in unserem vertraulichen Gespräch so geäußert, dass er einige Dinge anders sieht, aber die Vorgehensweise akzeptieren kann.“

 

Es gibt also Nachfolger, nämlich Kai Huttrop-Hage, Andreas Krieg und Carsten Rotermund. Wessen Idee war das?

Kroll: „Wir haben in unserer Führungsebene über verschiedene Personen diskutiert und nach ersten Vorgesprächen hat sich diese Lösung abgezeichnet. Wichtig ist dabei für uns, dass wir das hohe Niveau unseres Turniers halten und weiter ausbauen können. Zudem haben wir schon in den vergangenen Jahren einige organisatorische Verantwortlichkeiten neu strukturiert, insbesondere im Hinblick auf den Kontakt und die Zusammenarbeit mit der FN und der FEI.“


Wie sollen die Aufgaben künftig verteilt sein?

Kroll: „Mit Carsten Rotermund haben wir einen im Parcours erfahrenen Reitexperten, der schon seit einigen Jahren bei unserem Turnier eine wichtige Rolle spielt. Auch Kai Huttrop-Hage kennt das Turnier als Moderator bestens. Er soll mit seinem Wissen und seiner Erfahrung das Turnier u.a. nach außen repräsentieren – auch gegenüber den Medien und bei Pressekonferenzen. Andreas Krieg, der als Springreiter selbst in Stuttgart am Start war, komplettiert das Trio und die neue sportliche Führung. Gemeinsam sollen sie ab 2017 das Stuttgarter Reitturnier gestalten und es fit für die Zukunft machen.“


Jetzt ist April, in einem halben Jahr ist das nächste Turnier. Fürchten Sie, dass sich die schlechte Stimmung negativ auf die Organisation auswirken könnte?

Kroll: „Wir haben keine schlechte Stimmung, sondern stehen vor einer personellen Neuausrichtung, die wir einvernehmlich auf den Weg bringen möchten. Dass dies zu Diskussionen führen kann, ist normal, aber Auswirkungen auf die Gesamtorganisation sehe ich momentan nicht.“


Kann man sich nach der Indiskretion noch eine gute Zusammenarbeit zwischen Riexinger und der in.stuttgart vorstellen?

Kroll: „Herr Riexinger, der sich um das Turnier in seiner mehr als 30-jährigen Tätigkeit viele Verdienste erworben hat, hat sich damit keinen Gefallen getan. Ob und wie wir die kommenden Aufgaben gemeinsam angehen können, werden wir noch abschließend bewerten.“


Wie laufen die Planungen für November 2016?

Kroll: „Die Vorbereitungen sind angelaufen, das neue Plakat fast fertig und der erste Info-Flyer in der Produktion. Der Ticketverkauf, der am 2. Mai beginnen wird, ist in Planung und viele weitere Abstimmungsgespräche auch. Am Freitag, 8. April, haben wir planmäßig unsere erste OK-Sitzung und dabei werden weitere Aufgaben besprochen.“


Haben Sie mit Herrn Riexinger nach der für Sie überraschenden Berichterstattung gesprochen?

Kroll: „Nein, dazu ist es noch nicht gekommen.“

 

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