Begeisterung einer ehemaligen Großen über Grand Prix Special von Isabell Werth... Drucken
Geschrieben von: Marianne Fankhauser-Gossweiler/DL   
Dienstag, 16. August 2016 um 15:30

Zürich. In einer Email an einen Dressurrichter und Landsmann schildert Marianne Fankhauser-Gossweiler begeistert den Ritt im Grand Prix Special bei Olympia in Rio von Isabell Werth. Sie selbst gewann als 21-jährige mit der Schweizer Equipe 1964 in Tokio Team-Silber und vier Jahre danach in Mexiko  Bronze mit dem Team.

 

 

Guten Morgen lieber... (Name der Redaktion bekannt)

 

ich hoffe, dass Du auch ein bisschen gesehen hast von der Dressur. Ich leider nur vom Special. Was die Werth dort geboten hat, das war ganz, ganz großes Reiten. Wenn Du es nicht gesehen hast, solltest Du irgendwo noch danach suchen im Internet.

 

Ich sagte es ja immer schon, die Werth ist für mich d i e  herausragende Reiterin. Immer schon gewesen.

 

Der Unterschied zwischen ihr und allen Andern ist für mich der, dass Werth ihr Pferd durch die Prüfung reitet und die Andern führen in der Prüfung ihre Pferde vor...und eben dieses "Reiten" finde ich ganz toll und das zeichnet sie auch so aus.

 

Das war jetzt wirklich einmal wieder etwas, woran ich mich ehrlich und richtig freue. Super geritten, das Pferd immer vor sich und immer wieder von Neuem, während der Aufgabe, vor den Schenkel geritten, einfach ganz tolle Leistung. Sie hat nicht einfach den Special absolviert so gut es ging, nein, sie hat den Special  mit ihrem ganzen Können "gearbeitet". In Puncto Reiten-können und Einwirkung macht ihr das ganz einfach keiner nach.

 

Das hat nichts zu tun mit Erfahrung, sondern nur mit Reiten-Können, Fühlen usw. Dieses Reiten hat sie immer schon ausgezeichnet und unterschieden von den Andern. Darum hat sie auch so viele verschiedene Pferde heraus gebracht. Wenn sie merkt (und zwar schon bevor es passiert!), dass ihr Pferd irgendwo ausweichen will oder eine Unebenheit sich einschleichen will, reagiert sie sofort, wirkt dank ihrem Können richtig ein und es geht, eben mit diesem Einwirken und Reiten, weiter. Während der Prüfung ist sie eigentlich immer am Korrigieren und am Arbeiten ihres Pferdes und deshalb wird es immer wieder schön, man kann sagen, ihre Reiterei "lebt" während der Vorführung immer wieder aufs Neue und deshalb schaut man so interessiert hin.

 

Die Andern nehmen Taktstörungen in Passage, in Piaffe, schleppende und/oder ungleiche Tritte oder den "Hasengalopp", das "Gehüpfe" in den Wechseln ihrer Pferde hin und reiten einfach weiter, ohne etwas dagegen zu unternehmen. Meistens werden sie nicht mal dafür bestraft.

 

Es gibt noch einige Reiterinnen, welche gut ausschauen, vor allem tolle Pferde haben, aber Werth, die kann ganz einfach reiten. Sie gehört zu den Reitern, von denen es früher einige mehr gab. So ist sie auch fähig, aus "Klamotten Pferde zu machen" und die Andern benötigen "Pferde", damit sie nach vorne kommen....

 

Du siehst, über gutes Reiten kann ich mich echt begeistern und das auch sagen. Es war einfach toll. Der einzige "Wermutstropfen" war, dass sie im starken Trab ein bisschen im Bügel stand anstatt zu sitzen. Aber auch die Werth wird halt älter und vielleicht hat sie es ja auch ein bisschen im Rücken, nicht?  Da drücke ich jetzt alle Augen zu.....

 

Weshalb z.B. die Dujardin so viele Punkte im Special bekommen hat, ist mir schleierhaft.  Eine sehr, sehr matte Vorführung, hauptsächlich mit kurzem Zügel durchs Programm gesteuert, ohne Lastaufnahme des Pferdes, was besonders in der Piaffe zum Ausdruck kam. Da weicht das Pferd bei jedem Tritt mit der Hinterhand nach der Seite aus anstatt unter sich zu treten. Und mit einem entscheidenden Fehler in der Trabtraversale, welcher lange nicht korrigiert werden konnte, weil Dujardin ihr Pferd nicht "vor" sich hatte.  Sie hat sehr viel Bonus bekommen.

 

Aber angesichts des guten Reitens der Werth im Special …ist das für mich persönlich eigentlich zweitrangig. Ich freue mich einfach über den Ritt von Isabelle Werth. Und was auch sympathisch ist, Werth wirkt immer bescheiden, freut sich über ihr Reiten und über das Pferd und wenns mal nicht so gelingt, dann sucht sie nicht nach faulen Ausreden und nach "Schuldigen".

 

So, jetzt habe ich Dich wieder einmal "vollgeschwatzt" und bin wieder still.

 

Herzlichen Gruss

Marianne

 

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