Michael Jung - oder: Planung ist entscheidend... Drucken
Geschrieben von: Jörn Rebien/ DL   
Freitag, 26. August 2016 um 11:05

Horb. Planung bis ins kleinste Detail – das ist der Baustein für die großen Erfolge von Michael Jung. Olympische Goldmedaillen und Titel aller Sorten stehen als Beweis dahinter.

 

Der Grand Slam-Sieg von Vielseitigkeitsreiter Michael Jung war jedoch eine letztendlich mutige Entscheidung in letzter Minute. Darüber plauderte der Olympiasieger in seinem Stall. „In unserem Sport weiß man nie, was alles passiert“, sagt Vater und Trainer Joachim Jung, und es ist der Schlüsselsatz für alle Überlegungen im Vorfeld. Weil beim inzwischen dreimaligen Olympia-Goldmedaillengewinner stets diese großen Wettkämpfe absoluten Vorrang haben, wurden in der Reitschule Jung im Horber Stadtteil Altheim alle Eventualitäten durchgespielt. „Wir haben uns das nicht zwei-, sondern tausendmal durch den Kopf gehen lassen“, ist die rückblickende Erkenntnis. Nämlich nach dem Sieg im britischen Burghley mit seiner Nummer eins La Biosthetique Sam Anfang September des letzten Jahres würden Erfolge in Kentucky und Badminton den grandiosen Gewinn im mit 350000 Dollar (315.000 Euro) dotierten Grand Slam bedeuten.

 

Und Jung hatte dann auch noch ein Luxusproblem. Denn Goldross La Biosthetique Sam gehörte neben FischerRocana und Youngster FischerTakinou zum für Olympia in Rio qualifizierten Beritt im Stall Jung. Deshalb wollte man eigentlich kein Risiko eingehen und den 16-jährigen Württemberger Medaillensammler nicht in den Vielseitigkeits-Klassiker im britischen Badminton schicken. Vielmehr dachte das Jung-Team daran, Sam zusammen mit der schon erfahrenen FischerRocana Ende April nach Lexington (USA) mitzunehmen, wo dem Routinier unter Michael Jung mit der Doppel-Weltmeisterschaft 2010 der erste große Titelgewinn gelungen war.

 

Letztendlich gab ein Gespräch mit Bundestrainer Hans Melzer (Salzhausen) das Signal zum Umdenken. Der 65-Jährige, berichtete Jung, hat mit seinen Worten: „Ihr habt die Chance, die müsst ihr nutzen“, das Projekt Grand Slam in den Gedanken verankert und damit überhaupt erst in Gang gesetzt. Also wurden Nägel mit Köpfen gemacht. Nur die elfjährige Stute FischerRocana flog Ende April in die Vereinigten Staaten nach Kentucky zum Vier-Sterne-Wettbewerb, wo sie mit ihrem überlegenen Sieg den zweiten Baustein zum Triple setzte.

 

Derweil war Sam bereits auf dem Weg nach Badminton, weil dort nur eine Woche später die Entscheidung auf Michael Jung wartete – um Titel und Preisgeld.

 

Bekanntlich verlief der Pferdetransport zusammen mit Freundin Faye Füllgraebe auf die britische Insel ohne Probleme. Nur der Transport des Reiters mit Anhang gestaltete sich zum Abenteuer. Der geplante Flug von Lexington nach London Heathrow war nämlich überbucht, doch drei Vielseitigkeitsfans überließen ihre Plätze der Familie Jung – und trugen so wahrlich maßgeblich zum Gewinn des Grand Slam  bei.

 

Es wurde ein großartiger Erfolg für Michael Jung in Badminton. Der 33-jährige Multichampion Michael Jung wurde damit erst der zweite Gewinner des Grand Slam seit 2003 und der erste deutsche Sieger in Badminton, wo noch zusätzlich eine Siegprämie von 80000 Pfund (105.000 €) ausgeschüttet wurde.

 

Geschuldet war dieser Erfolg neben der reiterlichen Leistung sicherlich auch der komfortablen Lage, gleich mehrere Pferde für die großen Ereignisse im Vielseitigkeitssport zur Verfügung zu haben. „Bisher hatten wir immer nur ein Championatspferd zur Verfügung. Dann kommen derartige Gedanken erst gar nicht auf“, analysiert Joachim Jung, „umso mehr durften wir uns freuen, zumal die Prämien in der Vielseitigkeit meistens eher klein sind.“

 

Hinter diesem Eintrag in die Geschichtsbücher der Vielseitigkeit stand auch eine logistische Meisterleistung des gesamten Teams und die blendende Verfassung des Ausnahmereiters Michael Jung und seiner immer auf den Punkt perfekt vorbereiteten Pferde.

 

 

 

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