Wenn der große Ron Southern das noch erlebt hätte… Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Montag, 21. November 2016 um 14:46

Ron Southern - er war der große Herrscher über Sprunce Meadows

(Foto: offz)

Riesenbeck. Vor einigen Tagen war Besuch aus Kanada da. Von einem, der sich auskennt im Turniersport. Und er erzählte so nebenbei im Scherz, Ron Southern, der mächtige einstmalige Herrscher auf Spruce Meadows, habe sich tatsächlich im Grabe schon mehrmals umgedreht…

 

 

September 2005, Internationales Offizielles Springreiterturnier (CSIO) von Kanada auf dem riesigen Areal von Spruce Meadows am Rande der Millionenstadt Calgary. Es regnet heftig, Hagel dazwischen, es ist kalt, und man fühlt geradezu einen Schneesturm heranrauschen. Es ist jeweils der bekannte  Samstag,  und der gehört seit undenklichen Zeiten dem Preis der Nationen. Diesmal der Boden unglaublich schwer, morastig. Aber an eine Absage des Mannschaftsspringens denkt keiner. Das Denken gab immer Ron Southern vor, großzügig, aber auch hart, durch und durch Geschäftsmann. Also wird geritten. Doch nur ein Umlauf. Dann wird Ludger Beerbaum von den anderen  vorgeschickt. Der Rudelführer hat dem Hausherrn Ron Southern die einstimmige Botschaft der Teams zu überbringen, man werde zum zweiten Durchgang nicht mehr antreten, das könne man den Pferden nicht abfordern. Streik auf Spruce Meadows. Ein absoluter Fremdbegriff. Patriarch Southern schäumte. Und dann sagte Beerbaum auch noch: „Wir haben einen Umlauf geritten, wir bekommen nach dem Reglement dafür auch Geld und zwar nach der Platzierung des ersten Umlaufs.“ Und er sagte: „Solange nicht gezahlt wird, solange reite ich nicht mehr in Spruce Meadows.“

 

Ron Southern, der im Januar diesen Jahres im Alter von 85 Jahren verstarb,  verweigerte das Preisgeld, er  sah das alles ein bisschen anders und sagte: „Nicht einmal eine halbe Stunde nach dem Streik meldeten alle ihre Pferde für den mit einer Million kanadische Dollar dotierten Grand Prix 24 Stunden später, da war von Schonung der Pferde, schlechtem Boden, Regen und Kälte nichts mehr zu hören, obwohl  noch mieseres Wetter voraussagt wurde.“

 

Der deutsche Rekordinternationale war bis 2005 durchaus Dauergast bei jenen Turnieren, das mit Dollar und sonstigen Vergünstigungen lockte,  wohin alljährlich das höchste Preisgeld jener Zeit magisch jeden Springreiter von Weltgeltung zog. Aber auch Spruce Meadows schmückte sich mit diesem Springreiter Ludger Beerbaum, der immer mehr war als einer, der sich am besten in jedem Parcours der Welt auskannte. Ron Southern, der im Januar diesen Jahres im Alter von 85 Jahren verstarb,  verweigerte das Preisgeld. Der große Unternehmer aus Calgary, der zum CSIO nach Gutsherrenart einlud oder nicht, schickte dem deutschen Ausnahmereiter auch nie mehr eine Offerte. Ludger Beerbaum (53): „Wir haben danach nie mehr miteinander gesprochen.“

 

Wäre Ron Southern selbst Reiter gewesen, wäre sicher einiges anders gelaufen, weicher, irgendwann versöhnlicher. Doch der wahre Sport verbindet. Und wer weiterkommen möchte und auch die Möglichkeiten besitzt mit entsprechenden Verbindungen, kommt an Ludger Beerbaum nicht vorbei. Dort in Riesenbeck wird mehr gelehrt als Förderung von Talenten. Beerbaum schnürt Gesamtpakete, Reiten, Management, Umgang mit dem Pferd, legt Wert auf Disziplin und Ordnung. Er gibt weiter, was ihm angeboren ist und was ihm selbst mal beigebracht wurde, vor allem in seiner harten Lehrzeit bei Paul Schockemöhle in Mühlen.  Und so landete durchaus fast zwangsweise Southern-Enkel Ben Asselin im Betrieb des Ludger Beerbaum. Beerbaum: „Die letzte Verbindung stellte aus meinem Stall Philipp Weishaupt her, der ja mehrere Wochen in Nordamerika ritt, auch in Spruce Meadows und dort eben mit Ben oft zusammen war.“ Den 22 Jahre alten Kanadier schildert Ludger Beerbaum als einen, „der wissbegierig ist, hoch talentiert und alles mitbringt, um mal ein Guter zu werden.“

 

Und Ben Asselin selbst ist einer, der will. Er ist reiterlich auch vorbelastet. Sein Vater Jonathan ritt für Kanada bei den Olympischen Spielen 2000 in Sydney, seine Mutter Nancy (59) war als junge Springreiterin wie auch deren Schwester Linda – Olympiareiterin 1996 und inzwischen Chefin des Turnierunternehmens Spruce Meadows – vom Vater zur reiterlichen Fortbildung nach Mühlen zu Olympiasieger Alwin Schockemöhle nach Mühlen geschickt worden, wo mal der Reitsport gemacht wurde. Nancy Asselin-Southern ist inzwischen eine der mächtigsten Unternehmerfrauen der Welt, sie führt als Präsidentin den von ihrem Vater gegründeten weltweit tätigen Konzern ATCO (9.000 Mitarbeiter, Energie, Bau, Logistik, Umsatz 2,9 Milliarden €) und war u.a. von Bundeskanzlerin Angela Merkel 2015 zum G7-Forum nach Berlin eingeladen worden.

 

Ben Asselin hat als Reiter auch schon einiges an sportlichen Meriten aufzuweisen. Mit der kanadischen Equipe ritt er beim Finale um die Nationen-Preis-Trophy in Barcelona 2014 auf den zweiten Platz hinter die Niederlande. 2010 wurde er als Springreiter-Junior des Jahres von Kanada geehrt, 2011 war er Springreiter des Jahres seines Landes, und im Mai 2012  Springreiter des Monats von Kanada.

 

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