IOC wird Feigheit vorgeworfen... Drucken
Geschrieben von: sid/ afp/ dl   
Mittwoch, 27. Dezember 2017 um 16:53

New York/ Lausanne. Grigorij Rodtschenkow, Kronzeuge im russischen Staatsdopingskandal, erhält nach Ansicht seines Anwalts zu wenig Rückendeckung durch das Internationale Olympische Komitee (IOC). Das teilte Jurist Jim Walden mit und warf dem IOC “Feigheit” vor.

 

Angesichts der russischen “Vergeltung” gegen den früheren Leiter des Moskauer Anti-Doping-Labors und der Bemühungen um eine Auslieferung aus den USA, müsse Rodtschenkow um sein Leben fürchten und benötige mehr Unterstützung. Sollte der Kronzeuge ausgeliefert werden, “dann erwarten ihn Folter und Tod”, schrieb Walden. Als Rodtschenkows Anwalt müsse er daher abwägen, ob dieser nun “weiterhin seine eigene Sicherheit aufs Spiel setzen sollte, um dem IOC Beweise zu liefern”, so Walden: “Wenn die Untätigkeit des IOC das ist, was ein Whistleblower erwarten darf, dann sollte sich nie wieder jemand mit Informationen über Betrug bei Olympia vorwagen. Hätte ich von der Feigheit des IOC gewusst, hätte ich ihm vielleicht zu einem anderen Vorgehen geraten.”

 

Das IOC müsse nun “agieren. Ich wollte mich mit den Offiziellen treffen, auch mit Präsident Thomas Bach. Ich habe Vorschläge gemacht, wie das IOC diese Kampagne gegen Rodtschenkow beenden könnte, indem man Russland auffordert, seine Vergeltung gegen ihn einzustellen. Mir wurde gerade heraus gesagt, dass das IOC in dieser Hinsicht nichts gegen Russland unternehmen werde.” Vielleicht, so Walden, “wären die korrupten Personen, die gegen eine Komplett-Sperre gegen Russland gekämpft haben, ja glücklich, wenn Grigorij Rodtschenkow ‘nicht mehr verfügbar wäre'”.

 

Diese Aussage Waldens bezeichnete ein IOC-Sprecher in einer Stellungnahme am Mittwoch als “lächerliche Behauptung” und wies den Vorwurf, man ergreife keine Maßnahmen, “kategorisch” zurück: “Das IOC hat sich mit der WADA abgestimmt, diese wandte sich an das russische Sportministerium, das IOC zudem an Russlands Olympisches Komitee. Es wurde deutlich gemacht, dass Herr Rodtschenkow als Whistleblower Anspruch auf Schutz hat.”

Gleichzeitig stellte das IOC allerdings klar, dass es nicht in seiner Macht stehe, “Zeugen zu schützen oder gerichtliches Vorgehen zu kommentieren, sei es in den USA oder in Russland”.

 

Walden schrieb, im Sport habe nur das IOC genügend Macht, um Russland in die Schranken zu weisen. So könne es zum Beispiel doch noch einen kompletten Olympia-Bann aussprechen: “Doch leider weigert es sich, einen Finger zu rühren, um Rodtschenkow zu helfen.”

 

Das IOC hatte Russland wegen systematischen Dopings von den Winterspielen 2018 in Pyeongchang (9. bis 25. Februar) ausgeschlossen, sauberen Athleten aber gestattet, unter gewissen Bedingungen teilzunehmen. Rodtschenkows Aussagen spielen bei den Entscheidungen eine gewichtige Rolle. Auch im Zuge der Berufung der lebenslang für Olympia gesperrten russischen Athleten vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS sind sie von entscheidender Bedeutung.

 

 

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