Weltreiterspiele und die Aachen-Mär von 1,6 Milliarden TV-Gucker Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 23. September 2010 um 14:59

 

Wassenberg. Championate sind für viele Anfang von Hoffnungen oder Endpunkte großer Karrieren, Treffen nicht nur von Sportlern, auch von manchmal ganz eigenartigen Charakteren, die ein Ort zusammenbringt, wie nun der Horse Park in Lexington im /US-Staat Kentucky, wo ab Samstag in acht Disziplinen um Weltmeistertitel gekämpft wird: In Springen, Dressur, Vielseitigkeit, Gespannfahren, Voltigieren, Reining im Westernsattel und Distanzreiten sowie in der Dressur der Reiter mit Behinderung.

 

Hobby: Luxusautos...

 

Der bald 28 Jahre alte Kronprinz Mohammad Al Maktoum aus dem Scheichtum Dubai nimmt bei der WM im Distanzreiten über 160 km teil. Gefragt nach seinen Hobbies, nannte er Gedichteschreiben, Tauchen – und Sammeln teurer Luxus-Autos...

 

Nur er überlebte Flugzeugabsturz

 

In Mexikos erweiterter Spring-Equipe steht in Lexington Federico Fernandez. Er war bereits Teilnehmer an den Reiterspielen 2002 in Jerez de la Frontera und an den Olympischen Spielen 2004 in Athen. Das Besondere an dem jetzt 42 Jahre alten Geschäftsmann und Landesmeister von 2008 ist Folgendes: Auf dem Flug mit den Pferden von Mexiko zu einem Nachwuchsturnier in die USA 1986 stürzte die Maschine ab – nur er als einziger überlebte. Wegen den vielen Verbrennungen wurde er unzählige Male operiert. Er hat ein schweres Schicksal gemeistert.

 

Aufsteiger Dänemark nicht in Lexington

 

Zwei Dinge überraschen: Dänemark mit Cheftrainer Achaz von Buchwaldt (Hamburg) stieg in die Topliga der Nationen-Preis-Equipen am letzten Wochenende durch einen Sieg in Barcelona in die höchste Klasse auf, aber in der deutschen Verbandszentrale Warendorf wusste man davon auch zwei Tage danach noch nichts. Das wäre vergleichbar etwa damit, wenn es so nun mal so wäre, dass in der deutschen Fußball-Bundesliga auch nur einer der Klubs der höchsten Klasse nicht wüsste, wie die Aufsteiger heißen. Dass die Dänen nicht nach Kentucky reisen, war ganz einfach eine Frage des Geldes.

 

Aachen: Angeblich 1,6 Milliarden TV-Zuschauer...

 

Die Weltreiterspiele 2006 in Aachen verfolgten angeblich 1,6 Milliarden (Rep. 1,6 Milliarden) in 157 Ländern an den Fernsehschirmen. Das behauptet jedenfalls das offizielle Organ der Persönlichen Mitglieder (PM) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung. Wer das glaubt, wird irgendwann selig gesprochen. Da wurden wohl schlichtweg Fernsehgeräte in aller Welt mal rasch hochgerechnet und auf mögliche TV-Seher umgelegt. Oder glaubt jemand allen Ernstes, Millionen Menschen in Asien oder Afrika oder Südamerika hätten die sogar im Reiterland Deutschland an den Rand gedrängte Pferdesportdisziplinen mit Schwitzehändchen an den Bildschirmen verfolgt? Beleg dafür, dass alles anders ist, sind die Zahlen des letzten CHIO von Deutschland in Aachen oder die deutsche Meisterschaft in Münster. In Aachen schwankten die Quoten zwischen 2,2 und 8,9 Prozent, in Münster zwischen 1,6 und 4,9. In Aachen machte nur der Abschied der Nationen eine Ausnahme. Der also nichtsportliche Teil des CHIO hatte 14,0 Prozent.

Wie sagte mal der frühere deutsche Verbands-Generalsekretär Dr. Hanfried Haring: „Wir haben immer mehr Sendeminuten – und immer weniger Zuschauer an den Fernsehgeräten.“

Aber die meisten Veranstalter wollen partout nicht umdenken. Sie meinen tatsächlich immer noch, der Spruch „und das Fernsehen kommt auch...“ erhöhe eine Veranstaltung. Nein, der Zuschauer vor Ort macht den Wert aus, und dem muss etwas geboten werden. Ein Turnier hat so gut zu sein, dass die Fernsehwichtigen und jene, die sich dafür halten,  selbst nach dem Übertragungsrecht gieren...

 

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