Das war Aachen 2006 - Tagebuch-Notizen der Weltreiterspiele... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 19. Oktober 2010 um 15:51

 

Wassenberg. Die sechsten Weltreiterspiele in Lexington sind schon wieder Geschichte. In Erinnerung bleibt an Kentucky wenig, zunächst sicher die an das große Areal des Horse Park, sonst vor allem, wie  alle abgezockt wurden von den dollargierigen Amis. Die amerikanische Freiheit besteht inzwischen in erster Linie darin, dem anderen das Geld aus der Tasche zu ziehen...Talent zum Organisieren von Großveranstaltungen im Sport hatten die Amerikaner bisher nicht. Und so erinnert man sich eben wieder an die Weltreiterspiele 2006 in Aachen, die als Beispiel für gute und gelungene Spiele weiter ohne Beispiel stehen.

 

Beobachtungen, Bemerkungen, Aufgeschnapptes in der Soers

 

20.August  Sonntag, Tag der Eröffnung der fünften Weltreiterspiele, Aachener Soers, dort, wo sonst der „Dschio“ nach Aachener Mundart stattfindet. Ein buntes Bild, fröhliche Menschen, die deutsche Equipe ist wieder einmal so gekleidet, dass man nicht gerade behaupten kann, es hätte einer Mut zur Farbe gehabt. Aber das gehört inzwischen schon fast zur  Tradition. Auch Deutschlands Olympiamannschaften, egal wo und wann, bestachen eher durch Unauffälligkeit in Chic oder Farbtupfer. Aber, wie sagte mal der in Reiterkreisen bis jetzt heute unvergessene Helmut Meier vom Bundesausschuss Leistungssport (Bal-Meier genannt): „Wichtig ist doch, dass man die Klamotten auch danach in der Freizeit tragen kann.“ Eine Anzugsordnung gilt übrigens auch für die Medienvertreter. Verboten: Sponsorenaufdrucke auf der Kleidung, Oberteile ohne Kragen und kurze Hosen.

 

Die VIP-Liste bei der Eröffnunsfeier liest sich wohl an Ermangelung mancher echter Größen aus dem öffentlichen Leben eher wie ein Branchenverzeichnis aus dem Telefonbuch mit den gelben Seiten. Beispiel: Herrmann Bühlbecker, Chef der Printenbäckerei in Aachen, Sebastian Kamps, Sohn  von Oberbäcker Heiner Kamps, der seine Großbäckerei bekanntlich längst nach Italien verkaufte, oder Günther Klum, Vater von Model Heidi Klum. Namen, die einen garantiert nicht vom Sitz reißen. Wohl zur Abrundung ließ sich sogar auch Klaus Pavel, der Präsident des Aachen-Laurensberger Rennvereins, aks Konsul Klaus Pavel auf das Tableau setzen...

Nebenbei bemerkt: Die deutsche Mannschaft mit den vielen „Auch-Dabei`s“ beläuft sich auf 233 Personen, was den viermaligen Olympiasieger Ludger Beerbaum zum Spruch verleitete: „Jetzt weiß ich auch, warum die Veranstaltung in Aachen ausverkauft ist...“

 

21.August, Montag, es geht los. Die Distanzreiter machen sich in aller Frühe auf den Weg der 160 km. Nach zehn Kilometern bereits wird der Fuchswallach Dubai der Dänin Ingelise Kristoffersen von den Tierärzten herausgeholt. Der Angloaraber leidet an Muskelkrämpfen. Er wird auf dem Turniergelände behandelt, dann aber in die Tierklinik nach Kerken am Niederrhein gebracht. Im offiziellen Bulletin heißt es: Der Wallach befindet sich in einem stabilen  Gesundheitszustand. Am nächsten Tag ist der Fuchs tot. Kreuzverschlag. Der frühere deutsche Team-Veterinär der Springreiter, Dr. Peter Cronau, vermutet: „Der Wallach war nicht genügend trainiert, die Muskeln übersäuert.“ Der Sport muss etwas unternehmen, will er nicht plötzlich die über Jahre so strittige Position der Vielseitigkeit ungewollt übernehmen.

 

23. August, Mittwoch:  Die Deutsche Dressur-Equipe holt zum zehnten Mal Gold bei einer Weltmeisterschaft in der Besetzung Hubertus Schmidt auf Wansuela suerte, Heike Kemmer auf Bonaparte, Nadine Capellmann auf Elvis und Isabell Werth auf Satchmo. Man erfährt, dass der Frechling Elvis inzwischen zweimal in der Woche von Heiner Schiergen geritten wird. Der Krefelder war mal Lehrling bei Jan und Heidi Bemelmans, wechselte dann in den Stall von Dr. Uwe Schulten-Baumer nach Rheinberg. Der Doktor hätte ihn gerne länger beschäftigt, doch Schiergen musste den elterlichen Stall übernehmen. Er gilt als einer der stärksten Dressurreiter Deutschlands. Isabell Werth, die bei Schulten-Baumer zusammen mit ihm ritt, sagte mal: „Was der anpackt, wird zu Gold oder Geld.“ Der jetzt zehnjährige Fuchs Elvis war dreijährig für 135.000 Mark auf der Herbstauktion in Verden von Martin Schaudt ersteigert worden, von ihm erwarb Nadine Capellmann den Wallach. Nachdem Elvis sowohl Schaudt als auch dem früheren Capellmann-Coach Klaus Balkenhol das „Fliegen“ lehrte, ging der Espri-Nachkomme für zwei Jahre zu Heiner Schiergen, der ihm Kultur beibrachte und von M bis S förderte. Übrigens: Die deutsche Equipe saß ausschließlich auf Pferden der Hannoveraner Zucht.

 

Am Start der Team-Weltmeisterschaft für die Ukraine einer Namens Yuri Kowschow (55) auf dem Hengst Areal. Die Ukraine kam gar nicht in die Wertung, da einer der drei aus dem Team eliminiert wurde. In Moskau 1980 gehörte Kowschow zur siegreichen Olympia-Equipe der damaligen UdSSR und war außerdem in der Einzelwertung auf Igrok Dritter. Ein Wort der Erwähnung hätte er dem Veranstalter irgendwie und irgendwo  wert sein sollen, auch wenn damals viele Westnationen aus politischen Beweggründen – Überfall der UdSSR-Armee auf Afghanistan – den Spielen an der Moskwa fernblieben.

 

In einer Feierstunde erhielt an diesem Mittwoch der ehemalige langjährige FN-Präsident Dieter Graf Landsberg-Velen (80), übrigens leidenschaftlicher Befürworter des Boykotts von Moskau, den Goldenen Ring des ALRV, ein ehrenvoller Orden für  einen würdigen Träger.

 

25. August, Freitag:, Isabell Werth ist wieder Weltmeisterin, zum insgesamt sechsten Mal, darunter dreimal in der Einzelwertung. Nun siegte sie auf dem sensiblen Satchmo (12)  im Grand Prix Special vor Dauerrivalin Anky Van Grunsven auf Salinero, und sie sagt: „Ich bin glücklich, weil ich immer an das Pferd geglaubt habe.“ Ein anderer vor Jahren auch, nämlich Dr. Uwe Schulten-Baumer, ihr früherer Coach. Der kaufte den Hannoveraner zweieinhalbjährig für 85.000 Mark auf dem Hengstmark in Verden. Er bemerkte bald: „Ein Goldmedaillenpferd bei Olympia oder Weltmeisterschaft.“

 

26. August, der Samstag der Anky Van Grunsven. Sie, die Schwangere,  gewinnt Gold in der Kür vor dem Dänen Andreas Helgstrand auf der erst neunjährigen Schimmelstute Matine, die einen Tag später Araber für angeblich unglaubliche siebeneinhalb Millionen Euro erwerben. Teurer war nie ein Dressurpferd. Anky kassiert für ihren Titel 19.800 Euro, Isabell blieben für ihre Weltmeisterschaft 13.200 – ein Schelm, der denken könnte, ein Kür-Wettbewerb sei mehr wert...   

Der Schweizer Journalist Max Ammann, der den Springreiter-Weltcup zum Laufen brachte, der mehr Turniere erlebte als jeder andere in der Szene, meint, Weltreiterspiele in einer fertigen Anlage wie in Aachen werde es wohl in Zukunft nicht mehr geben. Trotz der Begeisterung der Zuschauer sei eben klar festzustellen, „dass Aachen an die Grenzen gestoßen ist.“ Und er erzählt auch so nebenbei, was für die Verköstigung eines sogenannten VIP`s pro Tag und Person im Extrazelt genommen werde: „400 Euro.“ Ordentlich berappen mussten auch die Aussteller, über 200 an der Zahl: Pro Quadratmeter 440 Euro.

 

An diesem Samstag ging auch ein dreitägiger Kongress von Tierärzten und Hufbeschlagschmieden in einem Hotel der Stadt zu Ende. Diskutiert wurden Themen wie Rollkur, Kreislauf, Hufbeschlag, Erste Hilfe bei Verletzungen, Ernährung, Atmung oder Stammzellenforschung. 350 waren da, auf dem WM-Gelände war davon nichts zu hören. Wie ein Kongress-Teilnehmer meinte, habe die Vermarktungs-Agentur der Weltreiterspiele eine Unterstützung abgelehnt, sogar das Auslegen von Hinweisblättern wurde untersagt. Wenn eben nichts daran zu verdienen ist, hört eben bei manchem Turnierveranstalter auch schnell das Gönnen auf. Acht Hauptsponsoren hatten diese 5. Weltreiterspiele: Mercedes Benz, Rolex, Deutsche Bank, Finanzgruppe, ARAG, bwin, Warsteiner und Dubai Equestrian Club, dem Vernehmen nach zahlte jeder eine Million Euro.

 

27. August, Sonntag, Halbzeit der WEG. Weltmeisterin der Königsdisziplin aus Dressur, Gelände und Springen wird die Britin Zara Phillips auf dem Fuchs Toy Town, ihre Mutter, Prinzessin Anne, war Europameisterin 1971, ihr Vater Mark Phillips Team-Olympiasieger 1972 in München. Die deutsche Vielseitigkeits-Equipe mit Frank Ostholt auf Air Jordan, Hinrich Romeike auf Marius, Bettina hoy auf Ringwood Cockatoo und Ingrid Klimke auf Sleep Late wird Team-Weltmeister, erstmals in der Geschichte der Titelkämpfe, die vor 40 Jahren im englischen Burghley begannen. Die Mannschaft in dieser Besetzung wäre bereits von Olympia in Athen 2004 mit Gold dekoriert zurückgekehrt, hätte Bettina Hoy nicht zweimal unbewusst und gegen das Reglement die Startlinie zum abschließenden Springen überritten. So blieb nur der vierte Platz, für den kein Lorbeerkranz geflochten wird. Von einer geglückten Revanche für Olympia zu reden, ist falsch. Für Olympia gibt es keinen Ersatz, Olympia ist und bleibt einmalig, so gibt es auch keinen Ex-Olympiasieger.

 

28. August, Montag: Die wunderbare Stute Matinee des dänischen Überraschungs-Medaillengewinners Andreas Helgstrand ist nicht verkauft. War nur ein Gerücht. Aber wo Rauch ist, brennt auch Feuer, so der Volksmund. Irgend etwas dürfte daran gewesen sein, oder immer noch dran sein. Araber hatten angeblich siebeneinhalb Millionen Euro geboten, wie bereits gesagt.

 

29. August, Dienstag. Es regnet, Aachener Wetter, der langjährige Gast in der Soers kennt den raschen Wechsel zwischen Sonne und Regen, auch den Sport im Wechsel von Kleidungsstücken. Ewald Meier, 58, der deutsche Bundestrainer der Gespannfahrer und Equipechef, ist sauer. Durch die Stallzelte läuft der Regen, „weil sie falsch aufgeschlagen wurden, überall Dreck, schlimm“, keine Trainingsplätze, „wir können nur auf der Straße trainieren, zu spät wurde Sand  herangebracht.“ Aber, so meint er, was auch die neue Mannschafts-Weltmeisterin in der Vielseitigkeit, Bettina Hoy, einige Tage zuvor offen sagte, „wir gehören nunmal zur zweiten Gesellschaftsklasse im Pferdesport, sind nunmal keine Spring- oder Dressurreiter, für die ständig der Rote Teppich ausgerollt wird.“ Ewald Meier aus Meißenheim bei Offenburg in Baden, von Beruf Gerber, ist Deutschlands dienstältester Bundestrainer („18 Jahre im Amt“), zudem der einzige aus dem Pferdesport in der ganzen Welt, „der bis zur Klasse S Dressur und Springen ritt, dazu dreimal nationaler Meister im Gespannfahren von Viererzügen war“.

 

Die Fahrer denken gerne auch immer noch an die Aufnahme ins Olympische Programm, „aber leider wird unser Sport noch in zu wenigen Nationen betrieben.“ Nach der Olympischen Charta muss eine Sommersportart zur möglichen Aufnahme in mindestens 75 Ländern ausgeübt werden. Da nützte wenig, dass einst auch ein Prinz Philip die Leinen führte, und nicht mal schlecht, oder inzwischen der amerikanische Milliardär Tucker Johnson...

 

30. August, Mittwoch: Der Auftakt im Springen gegen die Uhr tags zuvor war nicht gerade parademäßig für die Deutschen gelaufen. Alwin Schockemöhle, 69, der wegen ständiger und dazu noch äußerst heftiger Schmerzen im Rücken seinen Bungalow in Mühlen nicht mehr verlässt, meinte nach dem Betrachten der TV-Bilder, so schlecht habe er Marcus Ehning noch nie gesehen, „die beiden Fehler klare Reiterfehler, die Stute sprang gut, vielleicht war der Druck für ihn zu groß.“ Dass Exweltmeister Franke Sloothaak über Medien die Nominierung seines alten Stallgefährten Ludger Beerbaum kritisierte, hält der Olympiasieger von 1960 und 1976 „für dumm. Mit einem Ludger Beerbaum legt man sich doch nicht an, vor allem, wenn man weiß, welche Macht der besitzt“. Die deutsche Truppe – außer Ludger Beerbaum – wirkte nicht gerade frisch. 

Den Jackpot der Springreiter knackte Ulli Kirchhoff. Der Olympiasieger von 1996, zur Zeit in ziemlichem  Stress mit Bundestrainer Kurt Gravemeier, hatte beim Maimarkt in Mannheim bereits jene Equipe vorausgesagt, die dann in Aachen ritt. Jeder hatte 20 Euro einzuzahlen, Ulli K. kassierte 200 Euro ab.

 

Der Pseudo-Nationen-Preis beginnt, also kein echter, weil ja jeder gleich die Fehlerpunktbelastung aus dem Zeitspringen mitbringt. Die Deutschen sind wieder nicht so, wie man erwartet hatte, wieder nur Beerbaum auf dem erst zehnjährigen Zangersheider Zuchtprodukt L`Espoir makellos. Dafür mehr als ein Blickpunkt auf dem Vorbereitungsplatz, Prinzessin Haya, die neue Präsidentin des Weltverbandes. Auf Stöckelschuhen steht sie an einem Hindernis, diskutiert, legt auch selbst Hand an, hebt Stangen auf. Sie war anscheinend ein bisschen heimgekehrt in ihre sportliche Vorwelt. 

 

31.August, Donnerstag: Die deutsche Spring-Equipe konnte sich vorher ein anderes Ende vorstellen. Sie wurde Dritter, die Winzigkeit eines Hundertstelpunktes, nicht einmal wahrnehmbar, trennte sie vom medaillenlosen vierten Platz, wo sich am Ende die Ukraine einreihte, die sich aber mit den beiden Deutschen Katharina Offel und Björn Nagel sowie den Belgiern Jean-Claude van Geenberghe und Gregory Wathelet  als großer Gewinner dieser Tage feiern durfte. Gold ging an die unbeschwert auftrumpfende Niederlande, Silber erhielten die USA, wo einer Namens McLain Ward mitritt. Dieser McLain Ward, jetzt 30 Jahre alt, hat schon eine ziemlich unrühmliche Karriere hinter sich. 1998 beim Weltcupfinale in Göteborg hätte er schon hart angepackt werden müssen, weil er sich der Bandagenkontrolle entzog, in eine andere Ecke ritt, in einem der vielen Ausgänge des Scandinaviums verschwand und später behauptete, sein Pferd hätte blanke Beine gehabt, was durch Videoaufnahmen widerlegt wurde. 1999 wurde er am ersten Tag des deutschen CHIO in Aachen nach Hause geschickt, weil er die Innenflächen der Gamaschen des Pferdes Bennetton mit spitzen Plastikteilchen beklebt hatte. Beim Anschlagen der empfindlichen Beine an Hindernisstangen wird dadurch zusätzlich Schmerz erzeugt. Was dann auf dem Abreiteplatz „getestet“ wird, bringt im Parcours den Vorteil, dass die Pferde aus Angst die Gliedmaßen noch höher reißen. Chefsteward Johannes („Hansi“) Wallmeier (Warendorf) hatte ihn bei der Kontrolle erwischt, Meldung erstattet. McLain Ward wurde fast unter Beifall nach Hause geschickt und auf Lebenszeit vom Terrain der Soers verbannt. Alles rasch vergessen. 2004 ritt er bereits wieder beim CHIO, er habe sich entschuldigt, hieß es vom Aachen-Laurensberger Rennverein als Veranstalter. Sein Vater Barnie Ward war ein ganz schlimmer Bursche. Der wurde gar wegen Versicherungsbetrugs zu 33 Monaten Gefängnis verurteilt und darf in den USA keinen Turnierplatz mehr betreten. Er gehörte zu einer Bande, die Unbrauchbarkeit von Pferden herbeiführte, um die Versicherungssummen zu kassieren. Vor Knochenbrüchen scheuten die Verbrecher auch nicht zurück.

 

Gar nichts lief 2006 in Aachen bei den Franzosen, die einst so stolze Equipe Tricolore wurde als Titelverteidiger nur Elfter und war damit nicht einmal mehr in der letzten Runde der besten zehn Teams. Wie es heißt, sei das Pferdematerial immer noch vorhanden, doch die dressurmäßige Ausbildung lasse arg zu wünschen übrig. Neue Kraft, Geld und Hoffnung schöpfen die „Gallier“ für die Zukunft, sollte die Normandie den Zuschlag zur  Ausrichtung der Weltreiterspiele 2014 erhalten. Bisher einziger Gegenkandidat: Das kanadische Bromont vor den Toren Montreals, wo 1976 die Olympische Reiterspiele stattfanden. Entscheidende Abstimmung: Beim Reiter-Olympia in Hongkong 2008.

 

Bei der abendlichen zusätzlichen Ehrung der Medaillengewinner in der Stadt fehlten von der deutschen Bronze-Equipe Christian Ahlmann und Marcus Ehning, was nicht gut bei den Leuten ankam. Angeblich hatte ihnen Bundestrainer Kurt Gravemeier frei gegeben. Der US-Coach George Morris kommentierte das Verhalten so: „Es gibt echte Profis und Amateur-Profis...“

 

1.September, Freitag: Ein ganz Großer nahm Abschied vom aktiven Sport: Michael Freund (51). Standesgemäß mit der Mannschafts-Goldmedaille der Vierspänner. 45.000 jubelten ihm lange zu. Es wird seine Zeit brauchen, einen zweiten Michael Freund zu finden. Vielleicht mal sein Sohn Marco (10), davon träumt der Hesse bereits jetzt, „ihn mal als Trainer beim CHIO in Aachen coachen zu können.“

 

2.September, Samstag: Kein Deutscher im Finale der Springreiter. Im Gegensatz zum ZDF. Dort lieferte der wieder überforderte Kommentator wie schon bei den Olympischen Spielen in Athen ein „Meisterstück“ ab. Er setzte zunächst Ludger Beerbaum auf einen Braunen, statt auf den Fuchs, und schickte ihn dann überschwenglich in den Endkampf mit Pferdewechsel, wo er bekanntlich anlandete, weil nämlich noch zwei im entscheidenden Springen am Start waren, und die wiederum drückten Ludger B. aus dem Kampf um die Weltmeisterkrone, er wurde Fünfter. Stümper hat  dieser wundervolle Sport nicht verdient. Bleibt zu hoffen, dass Otto Becker in Zukunft noch mehr zum Einsatz kommt. Er weiß, wovon er spricht, und bringt es auch noch verständlich herüber. Er wurde zum Glücksfall des ZDF.

 

3. September, Sonntag, Finale in der Soers. Zwei Wochen, teilweise zäh gedehnte Tage der Weltreiterspiele gingen zu Ende. Was bleibt haften an Gewesenes, an früher, an Aachen 2006? Stockholm sollte 1990 eine Erinnerung sein an die ersten Olympischen Spiele mit Reiten 1912 und an die Reiterspiele 1956, aber auch an jene Tage 1956, als die Australier wegen ihrer harten Quarantänebestimmungen die Reiterwettkämpfe von Melbourne nach Schweden auslagerten, eben nach Stockholm, wo dann Hans Günter Winkler unsterblich wurde, wo aber auch die Namen Fritz Thiedemann, Alfons Lütke-Westhues, dessen Bruder August, Otto Rothe und Klaus Wagner in der Vielseitigkeit oder Liselott Linsenhoff, Hannelore Weygand und Anneliese Küppers in dicken Lettern angeschlagen wurden, Stockholm sollte einzigartig und einmalig bleiben. Das war das Ansinnen der Schweden, als sie an den damaligen FEI-Präsidenten Prinz Philip herantraten. Doch die Geldgier des Weltverbandes bestimmte danach die neue Richtung. Den Haag 1994 begann gut, wurde jedoch zum finanziellen Reinfall mit anschließenden Prozessen. Rom 1998, Ersatz für Dublin, weil dort der japanische Hauptsponsor kurzfristig absprang, bestach 1998 durch Flair der Kultur und auch durch Herzlichkeit, Jerez de la Frontera 2002 überraschte, weil – obwohl vor allem in Aachener lokalen Medien böse geschmäht -  alles auch klappte, Aachen wirkt nach durch die gigantischen Zuschauerzahlen von laut Organisatoren 576.000 Besuchern, aber auch teilweise einlastig auf Kommerz ausgerichtete Veranstaltung, der auch teilweise unangebrachte Arroganz zusätzlich  aufgepfropft wurde. Sportliche Helden wurden in Aachen nicht geboren.

Die Schlussbemerkung des WM-Tagebuchs hat nochmals Konsul Klaus Pavel zu gehören. Musste er sich doch von seinem Vize Klaus Peters aufklären lassen, um wen es sich bei der Person im blauen Dienstjackett handelte. Es war „Hansi“ Wallmeier, seit zehn Jahren als Chefsteward beim Turnier in Aachen in Amt und Würden. Den wichtigsten Mann des CHIO für die sportlichen Belange sollte auch ein Klaus Pavel eigentlich kennen.

 

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