Das Geheimnis um Totilas-Reiter ist keines mehr... Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Sonntag, 28. November 2010 um 17:19

 

Mühlen. Was Paul Schockemöhle als Besitzer des Jahrhundert-Hengstes Totilas am kommenden Dienstag in seinem Heimatort Mühlen als angebliches Geheimnis enthüllen will, ist inzwischen bekannt...

Was Paul Schockemöhle am kommenden Dienstag in Mühlen als Neuheit verkünden möchte, ist inzwischen durch. Schockemöhle (65) als neuer Besitzer des Trakehner-Hengstes Totilas wird den 26 Jahre alten Matthias-Alexander Rath als kommenden Reiter verkünden. Das zeichnete sich bereits von Anfang an ab, nachdem durchsickerte, welche Leasingrate sich der ausgebuffte Pferdehändler und Züchter aus dem südoldenburgischen Mühlen für den Beritt vorstellte, angeblich eine Million Euro im Jahr. Bei einer solchen Summe konnten nur wenige mithalten. Und die als passende Reiterinnen in Frage gekommen wären, nämlich Isabell Werth oder Ulla Salzgeber, sagten ab. Isabell Werth, fünfmalige Olympiasiegerin und Reiterin, die auf jedem Pferd zurecht kommt, erklärte eindeutig, sie reite nur Pferde ihrer Freundin und Mäzenin Madeleine Winter-Schulze. Und Ulla Salzgeber, zweimal Weltcupgewinnerin und in Athen 2004 auf Rusty durch einen Richter um Olympiagold gebracht, so „nur“ Silber in der Einzelwertung nach Erfolg mit dem Team, sagte ganz schlicht: „Mir fehlt das nötige Kleingeld...“

 

Für Schockemöhle zählt nur Geld und Macht

 

Doch Geld ist das Wahre, was einen Paul Schockemöhle auch wirklich letzten Endes interessiert und anmacht. Über den späteren  dreimaligen Springreiter-Europameister sagten zu seinen Schulzeiten bereits die Einwohner von Mühlen, wenn der einen Nagel auf der Straße finde, denke er an ein Stahlgeschäft. Er gilt auch  als Erfinder der Käfighaltung von Hühnern, aus Geschäftssinn. Als 17-Jähriger zimmerte er bereits die entsprechenden Kisten, seine Hennen legten am Tag bereits 1,5 Millionen Eier. Er war damals der größte Eierproduzent Europas, er ist heute der größte private Pferdezüchter der Welt, und er besitzt den berühmtesten Dressur-Hengst der Welt. Er hat das Barren junger Springpferde zur Perfektion erhoben, und er ist weggezogen aus Mühlen in den Nachbarort Steinfeld, das konnte nur einem Paul Schockemöhle einfallen.

 

Keine Albträume des Besitzerehepaares zu befürchten

 

Nun also hat der auf vielen Plätzen tätige Geschäftsmann der führenden Dressurmacht Niederlande den wunderbaren Hengst Totilas abgeluchst. Doch, es waren Holländer, die den Rappen verkauften. Schockemöhle hat zugegriffen, als der Rapphengst auf dem Markt war. Er konnte es. So soll mal ein Banker aus seiner Kreisstadt Vechta gesagt haben, früher sei Paul Schockemöhle zu ihnen gekommen, wenn er ein Darlehen brauchte, „heute gehen wir zu ihm, wenn wir Geld benötigen.“

 

Bei angeblich hingeblätterten über zehn Millionen Euro litt das Besitzerehepaar kaum unter Albträumen und wälzte sich sicherlich auch nicht nächtelang schweißgebadet  im Bett herum. Einer wie Paul Schockemöhle kauft und bezahlt. Da ist er absolut korrekt. Und auch Ausbilder Edward Gal, der aus Totilas machte, was er wurde, darf zwar über sicherlich entgangene Medaillen und Meriten grübeln, „aber mit einem vollen Beutel“, wie Günther Koof, Pferdezüchter und Vater von Exweltmeister Norbert Koof, gerne oft so hinwarf, „trauert` s  sich leichter.“

 

Veranschlagt man zehn Prozent als Provision, wie meist üblich im Pferdegeschäft,  hat Edward Gal eine Million abbekommen vom Kaufpreis. Doch ohne ihn wäre der erst zehnjährige Rappe nie zu diesem Dressurereignis geworden, dass Tausende bei Turnieren wie zum Beispiel beim CHIO in Aachen nur Tickets kauften, „um dieses Wunder“ selbst zu sehen.

 

Schockemöhle-Kosten pro Tag: 52.000 €

 

Paul Schockemöhle will Geld verdienen, das ist sein gutes Recht, das ist auch sein Naturell. Wer über 3.500 Pferde besitzt, muss sie auch versorgen. Das kostet. Legt man 15 Euro pro Tag für ein Pferd zugrunde -  Ställe, Weiden, Tierarzt, Wasser, Futter, Schmied, Zucht und Personal usw - kommen schnell 52.500 Euro zusammen – am Tag. Dass ausgerechnet ihm die deutsche Dressur am Herzen liege, wie er mal erzählte, kann er wahrlich kaum glaubhaft verkaufen. Einer wie Paul Schockemöhle will im Gespräch bleiben, er braucht die Öffentlichkeit wie die Luft zum Atmen.

 

Nun also kann Matthias Alexander Rath (26) dieses tolle Pferd reiten. Ganz wertfrei darf behauptet werden, hätte sein Vater Klaus-Martin nicht Ann Kathrin Linsenhoff geehelicht, wäre auch für ihn ein Totilas unerreichbar geblieben. Derartige aufgekommene Gerüchte kurz nach dem Totilas-Verkauf an Schockemöhle  auf seiner Internetseite hat er damals rasch dementiert, dann aber später den Beitrag aus dem Netz genommen. Warum er seinen Onkel Karsten Huck immer noch in seinem persönlichen „Pedigree“  als Olympiasieger laufen lässt, und nicht als Dritten bei Olympia 1988 in Seoul, müsste auch ihm doch aufgefallen sein.

 

Die Bürde, Totilas zu reiten

 

Matthias-Alexander Rath, Student der Betriebswirtschaft, kann nichts dafür, dass er jetzt den tollen Totilas reiten darf oder soll. Welcher Dressurreiter der Welt würde da verweigern? Doch der nette Blonde tritt ein schweres Erbe an. Alle Welt hat den Hengst nur mit einem Edward Gal (40) vor Augen, das wird immer so bleiben.

Edward Gal (Foto: U. Ludwig)

 

Oder kann sich jemand aus der Pferdewelt, ob jung oder älter,  den Schimmel Milton ohne John Whitaker im Sattel auch nur im Entferntesten vorstellen? Deister ohne Paul Schockemöhle, Jappeloup ohne Pierre Durand? Meteor ohne Fritz Thiedemann? Halla ohne Hans Günter Winkler? Ratina ohne Ludger Beerbaum? Rembrandt ohne Nicole Uphoff? Corlandus ohne Margit Otto-Crepin? Granat ohne Christine Stückelberger? ET ohne Hugo Simon? Rex The Robber, Donald Rex und Warwick ohne Alwin Schockemöhle? Ahlerich ohne Reiner Klimke?

 

Edward Gal auf Totilas (Foto: U. Ludwig)

 

Den sympathischen Blonden aus dem Norden zu beglückwünschen, fällt schwer, das Erbe von Edward Gal anzutreten, ist keine Aufgabe, schon eher eine Bürde. Der Student hat von der zweiten Ehefrau seines Vaters tolle, fertige Pferde wie Renoir oder Sterntaler übernommen. Er wurde damit deutscher Meister, gewann auf Sterntaler Bronze bei der Europameisterschaft 2009 mit der Equipe und nochmals Bronze mit der Mannschaft vor einigen Wochen bei den Weltreiterspielen in Lexington

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Matthias Rath mit Sterntaler (offz.)

Doch auf Totilas reitet er in Zukunft nicht nur gegen den Schatten Edward Gal, auf einem Totilas zählt nur der Sieg. Ein zweiter Platz ist eine Niederlage und wird sicher anfangs noch verziehen. Ein nächster zweiter Rang wird zur Niederlage. Wie sagte auch Paul Schockemöhle, als er noch ritt: "Als Zweiter bist Du immer ein geschlagener Mann."

 

Viel Glück Matthias-Alexander Rath

 

Viel Glück, Matthias Rath, kann man nur sagen. Hoffentlich hat er viele Versteher und Tröster, wenn alles nicht so läuft, wie über Geld eingefädelt. Und hoffentlich hält er dem Druck stand. Bei Paul Schockemöhle darf man anfügen, Größe hätte er gezeigt, wenn er einen nicht so mit Geld unterfütterten Jugendlichen in den Sattel des Rappen gehoben hätte. Er hätte es gekonnt, hat es aber nicht getan. Für Worte wie, Totilas gekauft für den deutschen Sport, Herzensangelegenheit, gibt es Gott sei Dank immer noch keinen Sympathiepreis.

 

Wie sagte jemand: Paul Schockemöhle sei gar nicht der Käufer, nur der Vermittler, er habe auf Totilas nur Rechte in der Zucht erworben, hätte letzten Endes den Rappen einzig und allein Ann Kathrin Linsenhoff gekauft. Die Gerüchte um Totilas gehen also weiter...

 

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