Zum Tode des großen Jockeys Peter Alafi... Drucken
Geschrieben von: Alexandra Bresges-Jung/ Turf-Times   
Freitag, 24. August 2012 um 06:26

 

Krefeld. Deutschland erfolgreichster Jockey aller Zeiten ist tot: Peter Alafi starb im Alter von 76 Jahren in Krefeld. Die Zoppenbroicher Gestütsleiterin Alexandra Bresges-Jung schrieb in „Turf-Times“ einen Nachruf über ihn, den sie und ihre Schwester immer nur „die Petrr“ nannten.

 

 

Peter Alafi gewann 2307 Rennen von 1957 bis 1992 in seiner Laufbahn in Deutschland, darunter vier Siege im Deutschen Derby. Seinen ersten Derby-Sieg holte er mit Elviro 1968. Die drei folgenden mit dem unvergessenen Königsstuhl (1979), mit Orofino (1981) und Ordos (1983) für das Gestüt Zoppenbroich, für das er als Stalljockey des Kölner Trainers Sven von Mitzlaff die größten Erfolge feierte. "Peter Alafi war ein Mensch, dem wir sehr viel zu verdanken haben", sagt Alexandra Bresges-Jung, "er war niemand, der einen so richtig an sich ran ließ, aber wir haben sehr, sehr viel Spaß mit ihm gehabt".

+++++++

 

„Die Nachricht vom Tod Peter Alafis hat alle, die sich mit dem Gestüt Zoppenbroich verbunden fühlen, traurig gemacht. Zoppenbroich hat Peter Alafi viel zu verdanken. Für meine Eltern und Trainer Sven von Mitzlaff war er "Herr Alafi". Meine Schwestern und ich sprachen und sprechen bis heute immer über "die Petrr", wie seine Frau Irene ihn immer nannte und wie es seinem eigenen wunderbaren ungarischen Akzent so gut entsprach.

Orofinos und Königsstuhls große Siege sind mit dem "ständigen Steuermann" natürlich unauslöschlich verbunden. Tatsächlich waren es aber so viele Rennen, die dank Alafis Könnerschaft von Pferden des Olymp-Stalls gewonnen wurden. Ordos Derby-Sieg und der Gewinn im Preis der Diana von Friedrichsruh seien stellvertretend genannt, aber es waren auch kleinere, vermeintlich unbedeutendere Rennen, die "die Petrr" zu entscheiden wusste. Timing, Übersicht und eine Portion Schlitzohrigkeit. Alafi konnte keiner so leicht austricksen.

Peter Alafi und Sven von Mitzlaff. Ein charakterlich wohl recht ungleiches Gespann, das die deutsche Rennsportszene zu Beginn der 80er Jahre prägte. Vom ersten Arbeitstag des Ungarn im Stall des Herrn von Mitzlaff wird erzählt, dass der Jockey auf die Frage des Trainers, welches der von ihm an diesem Tag gerittenen Pferde – und wir dürfen davon ausgehen, dass mancher prominentere Vierbeiner dabei war – ihm denn am besten gefallen habe, lapidar und achselzuckend antwortete: "Schwer zu sagen . . . gingen alle beschissen!" Welch ein Auftakt!

Peter Alafi unterschied sich von vielen seiner Berufskollegen unter anderem darin, dass er scheinbar keine Gewichtsprobleme kannte. Gutes Essen (und Trinken) wurde gegessen und genossen. Und nicht zu knapp. Sven von Mitzlaffs fürsorgliches "Alafi, Sie denken dran, dass Sie morgen 53 kg reiten müssen", wurde von ihm schmunzelnd zur Kenntnis genommen, bevor er zum Dessert überging.

Auch sonst fühlten sich der Trainer und auch meine Mutter, besonders bei Meetings in der Pflicht, Herrn Alafi am Abend vor einem großen Rennen ein wenig "an die Leine zu nehmen", damit er am nächsten Tag ausgeschlafen wäre. So wurde gemeinsam zu Abend gegessen und anschließend wurde der Jockey  - zu vernünftiger Zeit - zu seinem Hotel gebracht. Am nächsten Tag hörte man auf der Bahn allerdings wie lang und wohl auch fröhlich "die Petrr" die Nacht noch hatte werden lassen. Und trotzdem war er im Rennen – fast immer - voll auf dem Posten.

Am Abend vor Orofinos überlegenem Derbysieg wurde er in Hamburg in Feierlaune mitten in der Nacht angetroffen. Darauf angesprochen, dass er doch nun schlafen solle, damit er am nächsten Tag fit sei, antwortete er: „Muss ich nicht schlafen. . . Pferrd kann galoppieren ganze Nacht . . ."

Eine meiner skurrilsten Galopp-Erinnerungen ist die Reise mit Königsstuhl zum Gran Premio di Milano, Ende Oktober 1981. Ein Streik hielt uns – Sven von Mitzlaff, Peter Alafi, meine Schwester Andrea und mich – ungeplant in Mailand fest. Schwer war ein Hotel zu finden. Furchtbar nobel und eiskalt, weil ungeheizt. Essen gab es auch nicht. Wir waren durchgefroren, vom Renntag erschöpft und mussten auf eine goldene Trophäe aufpassen, die beim besten Willen in keine Handtasche passte. "Die Petrr" hatte großen Hunger und wollte unbedingt mit uns auf die Kirmes, an der das Taxi vorbei gefahren war. Mit größter Überredungskunst gelang es uns im Hotel ein paar belegte Brote zu organisieren. Das verdutzte Personal ahnte um die Not Alafis, als dieser mehrere Brote aufeinander türmte und als "Triple-Sandwich" verschlang.

In den letzten Jahren seines Lebens lebte Peter Alafi zunehmend in seiner eigenen Welt. Mir wird er immer als genialer Reiter und lebenslustiger Schlawiner in Erinnerung bleiben, mit dem ich – leider – in Mailand nicht auf die Kirmes gegangen bin...“

 

 

Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>