Holsteiner Siegerhengst Quvee Prestige - nach Polen verkauft Drucken
Geschrieben von: Donata von Preußen/ offz   
Montag, 05. November 2012 um 16:47

Holsteiner Siegerhengst 2012: Quvee Prestige - nun in polnischem Besitz

(Foto: Janne Bugtrup)

 

Neumünster. Mit einem glanzvollen Schauabend haben die Holsteiner Kör- und Auktionstage in Neumünster ihren Abschluss gefunden. Siegerhengst 2012 wurde Quvee Prestige. Thedemann-Medaille an Achaz von Buchwaldt, Dirk Schrade und Peter Thomsen.

 

 

Quvee Prestige v. Quidam de Revel-Cento-Contago (Stamm 18A2) heißt der Holsteiner Siegerhengst des Jahres 2012. Er wurde von Gerd Ohlen in Oevenum/Föhr gezogen und von Thomas Rieke aus Bad Oeynhausen vorgestellt. “Er ist ein Springpferd durch und durch”, sagte Zuchtleiter und Körkommissionsmitglied Dr. Thomas Nissen im Anschluss an die Körung. “Quvee Prestige hat zudem ein  makelloses Exterieur und verfügt über drei sehr gute Grundgangarten”.

 

Zum Reservesieger erkor die Körkommission bestehend aus Hans-Joachim Ahsbahs (Bokel), Achaz von Buchwaldt (Hamburg), Dr. Matthias Görbert (Moritzburg), Michael Gonell (Eckernförde), Jens Hauschildt (Seester) und Dr. Thomas Nissen (Kiel) einen fast schwarzen Sohn des Carabas, der 2000 in Neumünster zum Siegerhengst ausgerufen worden war. Der aus einer Canto-Lancetto-Mutter (Stamm 5223) gezogene Carantas aus der Zucht von Dr. Inke Radue, Neuglasau, und dem Besitz von Roland Metzler, Seeth-Ekholt war das überragende Bewegungspferd der Holsteiner Körung 2012. “Wir sind eine Springpferdezucht, deshalb haben wir uns dann doch für Quvee Prestige entschieden”, sagte Dr. Thomas Nissen. Der zweite Reservesieger wurde von Hell Stallion GmbH Stud, Klein Offenseth ausgestellt, wo er auch verbleiben wird: Calinello v. Calido I-Lord-Masetto (Stamm 776), der von Kay-Uwe Bahlmann in Herzhorn gezogen wurde. Weitere Prämienhengste der Körung waren der ebenfalls Dressur begabte Ampere (KWPN)-Lavaletto-Caretino-Sohn Amoretto aus der Zucht und dem Besitz des Niederländers  Pieter Dolfsma, Cantulos v. Cantoblanco-Carolus I-Calypso II (Stamm 4965) aus der Zucht von Werner Brügge in Plunkau und dem Besitz von Dietmar Hartmann, Rendsburg,  sowie Clarcon v. Casall-Cassini I-Heraldik xx (Stamm 3692) aus der Zucht von Avora Pferde GmbH u. Co. KG, Welmbüttel und Dinken v. Diarado-Cassini I-Caretino aus der Zucht des belgischen Stals Molenaers B.V.B.A. in Recht. Clarcon und Dinken werden ihre Boxen in den Elmshorner Verbandsstallungen beziehen. Von 76 Hengsten verließen 25 mit einem positiven Körurteil die Holstenhalle von Neumünster.

 

Auktion gekörte und nicht gekörte Hengste

 

“Er soll Cascadello I ein wenig entlasten”, so kommentierte Dirk Ahlmann den Ankauf seines Vollbruders Cascadello II v. Casall-Clearway-I Love You (Stamm 4847) aus der Zucht von Detlef Hennings, Bendorf, und dem Besitz von Reimer Hennings, Bendorf, und Dieter Mehrens, Struvenhütten. Nach einem langen Bieteduell zwischen einem brasilianischen Gestütsbesitzer und Cascadello I-Besitzer, Professor Dr. Bernd Heicke, Hassloch, behielt letzterer bei der Auktion der gekörten Hengste die Oberhand. 450 000 Euro kostete der Braune, der auf Dirk Ahlmanns Hengststation in Reher aufgestellt werden soll. Den Siegerhengst Quvee Prestige sicherte sich für 260 000 Euro ein polnischer Springstall. Der Hengst soll, ebenso wie Chupalino v. Clarimo-Caretino-Calato (Stamm 1298) aus der Zucht von Harm Sievers, Tasdorf, der für 70 000 Euro in den gleichen Stall wechselte, zunächst in Deutschland verbleiben. Sie werden im Hell Stallion Stud in Kl. Offenseth ihre Box beziehen. Im Schnitt kosteten die 15 zum Verkauf stehenden gekörten Hengste 92 800 Euro.

 

Bei den nicht gekörten Hengsten erzielte ein Hengst mit prominenter Abstammung den Spitzenpreis von 52 000 Euro: Cum Pleasure v. Cumano-For Pleasure HAN-Cambridge (Stamm 18A2) aus der Zucht von Anton Vullers, Hedwigenkoog, und dem Besitz von Leon Spronken aus dem belgischen Genk. Cumano war unter Jos Lansink 2006 in Aachen Weltmeister geworden, For Pleasure hat zwei Mal olympisches Mannschaftsgold - 1996 unter Lars Nieberg und vier Jahre später unter Marcus Ehning -gewonnen. Die 39 zum Verkauf stehenden nicht gekörten Hengste erzielten einen Durchschnittspreis von 20 125 Euro.

 

Elite-Reitpferdeauktion: Zum ersten Mal Spitzenpreis für ein Dressurpferd

 

Das hat es bei einer Holsteiner Reitpferdeauktion noch nicht gegeben. Zum ersten Mal erzielte ein Dressuraspirant den Spitzenpreis. Bei 200.000 Euro hatte  Professor Dr. Bernd Heicke aus Hassloch den längsten Atem und ersteigerte den vierjährigen De Londo v. De Chirico-Lorentin I aus der Zucht von Martin Bachmann, Heimberg, und dem Besitz des Holsteiner Verbandes. “De Londo soll jetzt von unserem Ausbilder Oliver Luze weiter gefördert werden”, sagte der stolze neue Besitzer.

 

Das teuerste Springpferd hat eine lange Reise vor sich. Mexikanische Neukunden ersteigerten für 180 000 Euro Quatermain v. Q-Verdi (KWPN)-Carthago-Königspark xx aus der Zucht von Peter Blohm, Uetersen, und dem Besitz des Holsteiner Verbandes. Das große Springtalent des fünfjährigen Wallachs kommt nicht von ungefähr: Sein Vater Q-Verdi war unter Meikel van der Vleuten Mitglied der holländischen Silbermannschaft bei den Olympischen Spielen in London gewesen, Muttervater Carthago hat zwei Mal unter Jos Lansink an Olympischen Spielen teilgenommen.

Die 29 von Auktionator Uwe Heckmann zugeschlagenen Reitpferde kosteten im Schnitt 43 982 Euro. “Angesichts der heutigen Marktsituation können wir mit den Ergebnissen sehr zufrieden sein”, bilanzierte der erste Vorsitzende des Holsteiner Verbandes, Jan Lüneburg, nach den Auktionen.

 

Holsteiner Ehrungen 2012

 

Bei der  Holsteiner Körung und dem abschließenden Schauabend standen noch einmal Züchter und Reiter im Rampenlicht, die sich um das Holsteiner Pferd verdient gemacht haben. Der Vorsitzende des Holsteiner Verbandes nahm am ersten November-Wochenende in der Holstenhalle etliche Ehrungen vor.

 

Goldene Ehrennadel des Verbandes: Lothar Völz

 

Die Goldene Ehrennadel ist die höchste Auszeichnung, die der Holsteiner Verband zu vergeben hat. Mit Lothar Völz ist ein “Urgestein” der Holsteiner Pferdezucht geehrt worden. Der 69-Jährige hat sich seit mehr als drei Jahrzehnten um die Holsteiner Zucht und den Holsteiner Verband - seit 20 Jahren ist er als Delegierter tätig - verdient gemacht. 1976 standen die ersten Verbandshengste, u. a. Locarno, Mahmud und Montanus, auf Station. Seit 1984 wird in Wöhrden eine Privatstation betrieben, die inzwischen der Leitung von Sven Völz, dem Sohn des Geehrten, obliegt. Viele stark frequentierte Hengste haben dort gestanden. Seit 1985 hat Lothar Völz 40 Hengste in Neumünster bzw. Elmshorn vorgestellt, die mit einem positivem Körurteil in den heimatlichen Stall zurück gekehrt sind.  Zu nennen sind hier u. a. Barnaul xx, Cascavelle und Colman (1991), der Reservesieger des Jahres 2000, Barinello v. Barnaul xx, der Siegerhengst des Jahres 2003, Carinjo v. Cascavelle und ganz aktuell aus diesem Jahr Crumble v. Colman.  Cascavelle war ein besonderer Leistungsvererber der Station Völz in Wöhrden. Sein Sohn Carinjo war nicht nur Siegerhengst der Körung, unter Thomas Voss ging er im internationalen Turniersport hoch erfolgreich. Das Paar belegte in diesem Jahr den zweiten Platz im renommierten Großen Preis von Aachen. Anschließend wurden die beiden Holsteiner als Reservepaar für die Olympischen Spiele in London nominiert.

 

In seiner Laudatio sagte Jan Lüneburg u. a. “Lothar Völz wird - nicht nur in Holsteiner Kreisen - für seine große Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft geschätzt. Er versteht es wie kaum ein anderer, die Züchter zu fesseln und für das Holsteiner Pferd zu begeistern.“

 

Fritz Thiedemann-Medaille

Achaz von Buchwaldt, Dirk Schrade und Peter Thomsen

 

Die Fritz-Thiedemann-Medaille  wurde geschaffen in Erinnerung an einen Mann - Fritz Thiedemann -, der ein Idol für Generationen von Reitern war und heute noch ist. Ein Mann, der seine Bodenständigkeit, seine Bescheidenheit und Fairness in seinem Sport  vorgelebt hat.

 

In diesem Jahr gehörte Achaz von Buchwaldt zum letzten Mal der Holsteiner Körkommission  an (Die Satzung des Holsteiner Verbandes gibt die Altersgrenze vor). Vor acht Jahren, 2004, hatte er zum ersten Mal seinen großen Erfahrungsschatz als Springreiter und Ausbilder in die Arbeit der Körkommission mit eingebracht. Der zweimalige Deutsche Vizemeister (1983 und 1991), EM-Mannschaftsbronzegewinner und zweifache Sieger im Deutschen Spring Derby war ein hoch geschätztes Mitglied der Holsteiner Körkommission, wusste der in diesem Jahr zum Reitmeister ernannte Hamburger  doch immer genau die nationale und internationale Springsportszene einzuschätzen.  “Wir haben besonders seine Menschlichkeit geschätzt und seine Nähe zum nationalen und internationalen Sport. Diese Kenntnisse und seine hohe  Fachkompetenz konnte er immer positiv mit in die Körentscheidungen mit einbringen”, sagte Zuchtleiter Dr. Thomas Nissen.

 

Die beiden Vielseitigkeitsreiter Dirk Schrade (Sprockhövel) und Peter Thomson (Großenaspe) erhielten die Fritz-Thiedemann-Medaille für ihre diesjährigen Erfolge auf Holsteiner Pferden Sie durften sich zudem über einen Gutschein für ein Holsteiner Halbblutfohlen freuen, dass dann in ein paar Jahren vielleicht einmal die Nachfolge ihrer Erfolgspferde antreten kann. Beide Reiter gehörten der deutschen Mannschaft an, die bei den Olympischen Spielen in London Gold gewann. Dirk Schrade ritt den King Milford xx-Sohn King Artus, Peter Thomsen saß im Sattel des Barnaul xx-Sohnes Horseware’s Barny. Zudem haben es beide Reiter verstanden, immer wieder talentierte Holsteiner Buschpferde in den Spitzensport zu bringen.

 

FN-Medaille in Gold: ZG Zuba/Gehrts, Ellen Voss, Hans Peter Clausen und Dr. Klaus Gumpert

 

Für besondere Leistungen in Zucht und Sport wird die FN-Medaille in Gold vergeben. Mit der FN-Medaille in Gold wurden die Züchter des Siegers des Deutschen Spring Derbys 2012  Calle Cool v. Concerto II, die Zuchtgemeinschaft Zuba/Gehrts aus Hemme ausgezeichnet. Unter Nisse Lüneburg war der Dunkelbraune über den schweren Derbykurs zwei Mal ohne Fehler geblieben.

 

Die FN-Medaille in Gold erhielten zudem Ellen Voss aus Hamburg als Besitzerin von King Artus v. King Milford xx - unter Dirk Schrade Mannschaftsolympiasieger in der Vielseitigkeit -, Hans Peter Clausen, Oldersbek, Besitzer von Barny v. Barnaul xx (Mannschaftsolympiasieger unter Peter Thomsen) sowie Dr. Klaus Gumpert, Grevenkop. Er züchtete die aktuelle Weltmeisterin der Fünfjährigen Springpferde, Con Cara v. Con Air, die sich unter Toni Hassmann unlängst in Lanaken den Titel geholt hatte.

 

Landgraf I-Statue: Volker Jacobs

 

Voker Jacobs ist “Holsteiner Züchter des Jahres 2012”. Auf seinem Hof in Ostenfeld sind mehr als 100 Fohlen zur Welt gekommen. U. a. der im April 2003 in Elmshorn für die Holsteiner Zucht gekörte Caramasow v. Corleone. Sein züchterisches “Meisterstück” war jedoch Horseware’s Barny v. Barnaul xx - Besitzer Hans Peter Clausen, Oldersbek, der unter Peter Thomsen zu einem olympischen Goldmedaillengewinner reifte. Aus den Händen vom ersten Vorsitzenden, Jan Lüneburg, bekam Volker Jacobs die Landgraf I-Statue.

 

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