Olympia nur noch mit Vierer-Teams - Dressur vor weiteren Neuerungen Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Donnerstag, 18. April 2013 um 18:18

 

Lausanne. Es war wieder einmal wie schon so oft: Der Weltverband tagte, aber herauskommen konnten keine Beschlüsse – nur Vorschläge z.B. für die Olympischen Sportarten. Und dort hat einzig und allein das IOC das Sagen…

 

 

Sie kamen und tagten am Hauptsitz des Reiterweltverbandes (FEI) in Lausanne, 300 aus aller Welt. Es wurde viel geredet, vorgeschlagen, aber letzten Endes ist alles noch im Konjunktiv gelagert. So soll beispielsweise ähnlich der Nationen-Preis-Serie auch ein Teamwettbewerb in der Dressur erstmals stattfinden. Auftakt auf der Anlage der für Hofgarten Düsseldorf startenden Bernadette Brune in Vidauban/ Südfrankreich (17. bis 20. Mai). Eine deutsche Equipe startet dort nicht, „weil es bisher keine bestätigte Ausschreibung gibt“, wie die deutsche Bundestrainerin Monica Theodorescu (Füchtorf) sagt.

 

Eines scheint jedoch vorschlagsreif für das Internationale Olympische Komitee (IOC): Auch in der Dressur wird man zurückkehren zur Vierer-Equipe wie vor den Olympischen Spielen in London, wo drei Reiter eine Mannschaft bildeten und ein weiterer Starter  als Einzelreiter teilnehmen durfte. Für die Vierer-Equipe hatte immer am leidenschaftlichsten der sechsmalige Olympiasieger Dr. Reiner Klimke gekämpft. Frank Kemperman, Vorstandsvorsitzender des Aachen-Laurensberger Rennvereins (ALRV) und Vorsitzender des Dressur-Komitees in der FEI, schlug außerdem vor, die mittleren Touren – mit neuen Aufgaben der Inter II-Prüfungen - bei Turnieren breiter zu streuen, „um mehr Reitern Startmöglichkeiten zu öffnen“. Diskussionen um die Bewertung in der Kür gingen dahin, mehr Objektivität hineinzubringen.

 

Anleihen aus anderen Sportarten

 

Thomas Baur, Vermarkter der Turniere in Stuttgart und Mannheim, ebenfalls Mitglied im Dressur-Vorstandszirkel der FEI, sagte, es sei darüber beraten worden, die Kürvorstellung eines Reiters von verschiedenen Richtern bewerten zu lassen, „dass ein Teil die technische Ausführung, der andere Teil die künstlerische Umsetzung benotet.“ Angeregt wurde auch die Einbeziehung anderer Sportarten wie Eiskunstlauf oder Wasserspringen, bei denen bestimmte Schwierigkeitsgrade der angesagten Ausführung in die Bewertung einfließen. Diskutiert wurde auch darüber, dass – wie im Wasserspringen oder Kunstturnen – für einzelne besonders schwierige Lektionen bestimmte Koefizienten festgelegt werden. Man habe auch darüber geredet, wie Thomas Baur weiter sagte, „gingen Gespräche auch dahingehend, dass der Reiter am Tag vor dem Wettbewerb seine geplante Kürvorstellung bei der Jury vorlegt, mit den entsprechenden Schwierigkeitsgraden. Lässt er dann im Wettbewerb etwas aus, gibt es Punktabzüge.“ Bis zum Jahr 2014 - also den Weltreiterspielen in der Normandie – soll der neue Bewertungsbogen abgesegnet sein. Im September und Oktober laufen auf Testveranstaltungen Probeläufe.

 

150 Vorschläge im Springsport

 

Im Fahrerlager einigte man sich auf die Einführung von 1-, 2- und 3-Sterne-Prüfungen der Schwierigkeit nach, Bettina de Rham, Vorsitzende des Fahrkomitees in der FEI, plädierte dafür, den Fahrsport verständlicher und dadurch attraktiver zu gestalten, vor allem für Sponsoren und die Medien.

 

In der Diskussionsrunde des Springkomitees lagen nicht weniger als 150 Vorschläge auf dem Tisch. Die Arbeitsgruppe mit Stefan Ellenbruch (Essen), Chefrichter bei den Olympischen Reiterspielen in London, besprach Regeländerungen der Kopfbedeckungen, Gamaschen an den Hinterbeinen der Pferde, Wassergraben auf Turnieren und in welchen Springen verpflichtend, Große Preise und die vorausgehenden Qualifikationen, eine andere Kommission befasste sich mit der Zahl von in- und ausländischen Startern auf Turnieren, Wild Cards und „Pay Cards“.

 

In der Vielseitigkeit wurde auch wieder die Vier-Mann-Regel eingeführt – gegen den Willen der deutschen und britischen Föderation. Eine Equipe besteht danach wieder wie in Dressur und Springen aus vier Reitern. Der fünfte Teamreiter wie in London entfällt damit. Die Obergrenze von 200 Aktiven insgesamt im olympischen Reitsport dürfe nicht überschritten werden, wie Ingmar de Vos (Belgien), FEI-Generalsekretär, vor den 300 Delegierten erläuterte. Die Änderungen werden in Kürze dem IOC vorgeschlagen.

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Drei Fragen an FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach

 

FN-Aktuell: Entspricht oder widerspricht das Votum des FEI-Sportforums den deutschen Interessen?

 

Soenke Lauterbach: „Ich muss leider sagen: Sowohl als auch. Für die Dressur ist es ein Erfolg. Wir haben lange darum gekämpft, zur alten Regel zurückzukehren, das heißt vier Reiter bilden ein Team, aus den drei besten Leistungen errechnet sich das Mannschaftsergebnis. In London ritten Helen Langehanenberg, Kristina Sprehe und Dorothee Schneider in der Mannschaft. Anabel Balkenhol war nur als Einzelreiterin dabei. Das war für sie sicherlich keine schöne Situation, die Mannschaft nicht unterstützen zu können. Wir sind deshalb sehr froh, dass ab 2016 wieder vier Teammitglieder gemeinsam um die Medaillen kämpfen können. Man muss ja auch bedenken, dass bei einer nur dreiköpfigen Mannschaft nichts passieren darf. Schon beim verletzungs- bzw. krankheitsbedingten Ausfalls eines Reiters oder eines Pferdes ist das Teamergebnis geplatzt, die Nation fällt aus der Wertung.“

 

FN-Aktuell: Mit der nun ausgehandelten Quote in der Vielseitigkeit sind Sie aber nicht einverstanden. Konnte sich die FN beim Sportforum nicht gegen die Mehrheit durchsetzen?

 

Soenke Lauterbach: „Leider nicht. Nur mein britischer Kollege und ich haben dagegen gesprochen und hinzugefügt, ob auch alle Alternativen durchdacht worden sind. Ich bedaure die Entscheidung gegen den fünften Reiter sehr, da sich die Fünferformel in der Vielseitigkeit meines Erachtens bestens bewährt hat. Viele Nationen blieben selbst bei dem Ausfall von zwei Startern in der Wertung. Das war für die weltweite Akzeptanz der Disziplin auf olympischem Parkett sehr wichtig, denn jede Sportart muss dem IOC gegenüber ihre Verbreitung und weltweite Konkurrenzfähigkeit beweisen.“

 

FN-Aktuell: Gab es denn keine Möglichkeit, das IOC zur einer moderaten Erhöhung der Starterzahlen zu bewegen?

 

Soenke Lauterbach: „Nein, das IOC lässt auf dem Gebiet nicht mit sich reden. In den vergangenen Jahren haben immer mehr Nationen Mannschaften in den olympischen Wettbewerb geschickt. Der Spitzensport ist eben sehr viel globaler geworden. Das konnte aber aus IOC-Sicht nicht zu mehr Pferden und Reitern führen. Wir müssen also bei Olympischen Spielen auch weiterhin mit dem Kontingent von 200 Reitern im Maximum leben. Das heißt je 75 Starter in Springen, 75 in der Vielseitigkeit und 50 in der Dressur. Natürlich ist das eine bittere Pille für die Vielseitigkeit, aber da sich die Mehrheit der Reitsportförderationen für den vierten Reiter in der Dressurmannschaft stark macht, musste bei der Vielseitigkeit abgespeckt werden. Kompromisse sind leider nicht immer für beide Seiten erfolgreich.“

 

Das Interview führte Susanne Hennig (FN-Pressestelle)

 

 

 

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