Helen Langehanenberg peilt 90-Prozentmarke in Kür an Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner   
Mittwoch, 12. Juni 2013 um 08:53

 

Balve. Bei den Deutschen Meisterschaften am letzten Wochenende in Balve gewann Helen Langehanenberg fast wie selbstverständlich mit dem Hengst Damon Hill beide möglichen Dressur-Goldmedaillen. Ihr neues Ziel: 90 Prozentpunkte in der Kür. Die Höchstleistung hält seit Dezember 2009 der Niederländer Edward Gal auf Totilas mit 92,3.

 

Dass das Ausnahmepferd Damon Hill lesen und schreiben könne, vermutete Dressurreiterin Helen Langehanenberg bereits nach ihrem großen Weltcup-Sieg in Göteborg. Aber kann der Hengst auch rechnen? Ahnt er, wie nah er dran ist an einer sagenhaften 90-Prozent-Kür? „Ich frage ihn mal, ob er schon rechnet“, entgegnete Langehanenberg in Balve bei den deutschen Meisterschaften auf die RHEINPFALZ-Frage und lachte. Die Antwort lässt ahnen, dass das Thema die Reiterin - und die deutsche Dressurszene - mehr beschäftigt als den 13 Jahre alten Westfalen. Das mit dem Lesen und Schreiben, relativierte die Havixbeckerin dann, habe sie ja auch eher gesagt, weil „Dami an allem Spaß hat und immer so gut mitmacht“. Und auch, weil er seiner Reiterin in der Prüfung das Gefühl gebe, genau zu wissen, was zu tun ist. Nach dem Motto: „Ich weiß, was kommt, wir machen das schon.“

 

In der Tat ist es erstaunlich, mit welcher Lockerheit sich der Hengst auf allerhöchstem Niveau bewegt. In der Schritttour schnaubt er zufrieden ab, äppelt unbesorgt. Der Schweif pendelt stets gelassen. Sein Schritt selbst ist derzeit in der Dressurwelt unerreicht - und dass Damon Hill ihn auch zu vererben vermag, kann man an seinem in der Pfalz bei Uta Gräf stationierten Sohn Damon Jerome sehen. Beim starken Trab wirft Damon Hill den hinteren Außenbordmotor an, die Piaffen sind fleißig, die Passagen erhaben, die Pirouetten mit optimaler Lastaufnahme. Was ist da noch zu verbessern? Helen Langehanenberg formuliert die Antwort so: „Ich sage oft, ich weiß es nicht. Dann reite ich eine Prüfung und denke: Wow, das ist ja nochmals besser!“

 

87,4 Prozent gab’s in Balve für die Kür, damit konnte die 31-Jährige gut leben. „Das Maximum war’s noch nicht“, befand sie, um gleich einzuschränken: „Aber ich fange jetzt nicht mit irgendwelchen Mäkeleien an.“ Intern, davon darf man getrost ausgehen, arbeiten sie, ihr Mann Sebastian und der erfahrene Trainer Klaus Balkenhol sehr wohl und sehr detailliert an der 90-Prozent-Kür. Für die es natürlich nicht nur mutiger Ritte, sondern auch mutiger Richter bedarf ...

 

Die langen Pausen zwischen den Turnieren dankt der Hengst, der bestens zwischen Deckgeschäft und Sport unterscheiden könne und auf Turnieren nicht an Stuten denke, mit scheinbar mühelosen Höchstleistungen. „Er muss sich nicht verausgaben“, sagt Langehanenberg über ihre „Rampensau“. Hier passt alles zusammen - eine Ausnahmebegabung auf und unterm Sattel, ein Traumpaar. Auch dank erstklassiger Ausbildung. Bis 2010 ritt Ingrid Klimke, Vielseitigkeitsexpertin mit besonderem Faible für die Dressur, Damon Hill. Was sie mit feiner Reitweise aus jungen Pferden herauszuholen vermag, demonstrierte die Military-Team-Olympiasiegerin in Balve mit dem erst neunjährigen Dresden Mann. Der ging im Dezember noch im Nürnberger Burgpokal und startete jetzt via Wiesbaden in den Grand-Prix-Sport durch.

 

Helen Langehanenberg und ihr „Mr. Hill“ kennen sich aber schon sehr lange. 2005 steuerte sie den Dunkelfuchs zum WM-Titel bei den jungen Dressurpferden. Jetzt ist es kaum vermessen, die beiden als das derzeit weltbeste Dressurpaar zu bezeichnen. Denn Olympiasieger Valegro und die Britin Charlotte Dujardin machten sich zuletzt rar, zudem gibt es Verkaufsgerüchte. Adelinde Cornelissens niederländischer Routinier Parzival wurde vergangene Woche am Herzen operiert. An EM-Gold in Dänemark mag Helen Langehanenberg noch nicht zu denken, „ich freue mich erstmal irrsinnig auf Aachen“. Dann darf sicher wieder gerechnet werden ...

 

 

 

 

 

 

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