Turnierveranstalter Peter Hofmann wird 60 Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Dienstag, 06. April 2010 um 14:41

 

Mannheim. Deutschlands erfolgreichster Turnierveranstalter - Peter Hofmann - wurde am 8.April 60 Jahre alt. Ohne ihn wäre das bekannte Maimarktturnier in Mannheim eine Provinzveranstaltung geblieben, ohne ihn wären in der badischen Stadt keine zwei Springreiter-Europameisterschaften organisiert worden. Wie seit Jahren verbrachte er seinen Geburtstag mit der Familie in Rom.

 

 

Seit 1975 arbeitet ihm Jutta Schmid zu. Sie ist seine Sekretärin. "Aber so", sagte sie, "so habe ich ihn noch nie gesehen." Sie meinte ihren Chef Peter Hofman, der sich damals vor der zweiten EM erstmals in seinem Büro ohne Krawatte fotografieren lässt, "er trägt immer einen Binder", meinte Jutta Schmid. Und er gewandet sich gerne in schwarz. Schwarz ist auch seine politische Lieblings-Farbe, seit 1981 in der CDU, für die Christdemokraten saß er auch im Stadtrat von Mannhem als stellvertretender Fraktionssprecher, zweimal schon sollte er zur Wahl zum Oberbürgermeister vorgeschlagen werden ("um die Vorherrschaft der SPD zu durchbrechen"), zweimal lehnte er ab, und er gewann Altkanzler Helmut Kohl (80) als Schirmherrn für die  Springreiter-Europameisterschaft 2007.

 

Dank ihm: Zweimal Europameisterschaften

 

Das zweite Championat des alten Kontinents nach zehn Jahren auf  Mannheimer Sand  war prestigeträchtig für die badische Stadt an Neckar und Rhein, aber auch Verantwortung und kostete vor allem. Das Turnier verschlang 4,5 Millionen Euro,  das gesamte Stadion wurde für eine Million total neu gestaltet, die Arena „geliftet“.  Auch beim Preisgeld ließ sich Peter Hofmann nicht lumpen. Unters Reitersvolk geworfen  wurden rund 650.000 Euro, zu den anfallenden Prämien in den einzelnen Springen erhielt Meredith Michaels-Beerbaum als Championesse extra  50.000 Euro, die Niederlande als bestes Team kassierte 40.000. Mehr gab es vorher nie seit Beginn der Titelkämpfe.

 

Dass Mannheim zum zweiten Mal nach 1997 das Ausrichtungsrecht erhielt, ist sicher einzig und allein das Verdienst des Peter Hofmann. Der Sohn eines Bäckers trat 2005 bei der Vergabe des Championats mit klarem Konzept vor die Versammlung des Weltverbandes (FEI), mit einer aufwendigen Präsentation, vor allem mit einem Trumpf, der immer und überall sticht: "Ich habe immer meine Gebühren an den Weltverband abgeführt", sagte Peter Hofmann. Die meisten nicht, dagegen hatten auch die zahlreichen Deutschland-Gegner kaum Argumente. Die FEI kassierte in Mannheim an Gebühren 150.000 Euro ab.

 

Manniheim – Heim des Manno

 

Das Fischerdorf Mannheim wurde als Manniheim, Heim des Manno, 1606 gegründet, erhielt 1868 die erste europäische Verfassung in der sogenannten Rheinschifffahrtakte, wonach willkommen waren "alle anständigen und arbeitssamen". Die  Industriemetropole wurde nach Ende des Zweiten Weltkrieges zur größten amerikanischen Siedlung außerhalb der USA, inzwischen leben in Mannheim Menschen aus 170 Nationen, "friedlich und tolerant untereinander", so Peter Hofmann. In dem jetzt 400 Jahre alten Industriezentrum mit  320.000 Einwohnern steht die größte Moschee Deutschlands, fast gegenüber der katholischen Liebfrauenkirche, und nicht weit davon hat die jüdische Synagoge ihren Platz.

 

"Das friedliche Miteinander sollte auch  bei der Europameisterschaft zum Ausdruck kommen", erzählte Peter Hofmann. Er rief Studenten der verschiedenen Universitäten auf,  beim Entwurf von Hindernissen diesen Blickwinkel zu beachten. Herauskam beispielsweise eine Dreifache Kombination mit gelungenen Motiven aus dem christlichen, islamischen und jüdischen Leben. Der Sprung durfte nicht aufgestellt werden, da die FEI aufgrund des Reglements für den Sport keine politischen oder religiösen Elemente erlaubt. Die Dreifache stand dafür während der EM in der Ausstellung.

 

So kam Peter Hofmann zum Pferd

 

Peter Hofmann, ein echter "Mannemer" (Mundart), kam durchaus etwas ungewohnt zum Pferd. Nicht weit vom elterlichen Bäckerladen war eine Pferdemetzgerei, dorthin musste er täglich nicht verkaufte oder getrocknete  Brote und Brötchen für die Tiere bringen. Es entstand Kontakt und Zuneigung zum Pferd. 1964 erhielt der heutige Vorsitzende im Springausschuss ("dazu hat mich Franke Sloothaak überredet") sein erstes eigenes Pferd, in jenem Jahr führte er beim ersten Maimarktturnier das Schleifenpony in die Bahn. Nach dem Abitur 1968 studierte er Jura in Mannheim, am Wochenende trainierte er entweder bei Springreiter Achaz von Buchwaldt oder fuhr dessen Pferde zu Turnieren. Eigentlich schwärmte er damals für Alwin Schockemöhle, für ein Praktikum in Mühlen  hatte ihm der bekannte Reitsport-Journalist Hans-Heinrich Isenbart aber abgeraten, "der Alwin hat sowieso keine Zeit für Dich, gehe lieber zu Achaz, da kannst Du mehr lernen." Heute sind Achaz von Buchwald und Peter Hofmann Freunde  fürs Leben.

 

Hofmann, seit 28 Jahren auch Vorsitzender des Reitervereins Mannheim, ist zusammen mit seinem  Schwager Bernhard Berrang Chef des Unternehmens "Berrang" für mechanische Verbindungstechnik, dabei zuständig für Personal, Soziales und Recht. Mitarbeiter der Firma: 400, Umsatz: 150 Millionen Euro im Jahr, Standorte außerhalb von Deutschland in Frankreich und den USA. Verheiratet ist Peter Hofmann mit Bernadette, geborene Berrang, leidenschafliche Jägerin, Sohn Paul, Betriebswirt, ritt bereits sechs Mal für Deutschland in einem Preis der Nationen, Tochter Dominique studierte Jura. Alle sind komplett eingebunden in das alljährliche Unternehmen Maimarktturnier.

 

In Mannheim ging Pferdezeitalter zu Ende

 

"In Mannheim ging das Zeitalter des Pferdes zu Ende", sagt Peter Hofmann. Denn: Am 12. Juni 1817 zeigte Karl Wilhelm Ludwig Friedrich Drais Freiherr von Sauerbronn, später bürgerlich nur Karl Drais, erstmals öffentlich das Laufrad als neue Erfindung und fuhr mit der "Draisine" von Mannheim nach Schwetzingen, Carl Benz baute 1855 in Mannheim den ersten motorgetriebenen Wagen, 1921 begann von Mannheim aus der Siegeszug des Lanz-Bulldogs um die Welt und verdrängte das Pferd vom Acker, "und deshalb glaube ich, dass diese Stadt dem Pferd immer etwas schuldig ist," meint der Vielämter-Mann, der so  pflichtbewusst, hellwach und immer zielgenau durchs Leben geht.

 

Seinen Geburtstag feierte er mit der Familie in Rom – „wie alle Jahre“, so seine Frau.

 

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