Möglicher dritter Skandal um US-Reiter McLain Ward Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 17. April 2010 um 15:20

 

Genf. Die Organisatoren des 32. Finals um den Springreiter-Weltcup können noch vor dem Ende in Genf die Fahnen auf halbmast setzen und Trauerflor anordnen. Schuld daran ist wiederum ein wahrlich nicht unbekannter aus den USA: McLain Ward (34). Die Wärmetestkamara wies bei seiner Stute Sapphire eine sogenannte Hypersensibilisierung der Vorderbeine nach. Das Pferd wurde aus dem weiteren Wettbewerb ausgeschlossen. Ward hatte vor dem dritten Durchgang an der Spitze gelegen.

 

Der Zufallsgenerator zeigt manchmal doch auch menschliche Züge, könnte man meinen, vor allem bei Verdachtsmomenten. Nach der zweiten Wertungsprüfung am Freitagabend loste er die 15 Jahre alte Stute Sapphire des US-Amerikaners McLain Ward unter 35 Pferden zum Dopingtest und zu anderen Untersuchungen heraus. Die belgisch gezogene großartige Stute Sapphire zeigte beim Thermografietest noch vor dem Stechen des Wettbewerbs Auffälligkeiten. Sie reagierte überempfindlich auf Druck. Nach Ende des Wettbewerbs – Ward wurde Zweiter – brachte dein weiterer Test kein neues Ergebnis. Während der Amerikaner auf der Pressekonferenz noch munter darauf los plauderte, beschlossen die maßgeblichen Veterinäre der Veranstaltung, das Pferd aus dem Turnier zu nehmen. Dagegen ist kein Einspruch möglich. Und sie machten sich gleichzeitig selbst unangreifbar, da sie weder dem Reiter, noch einem anderen Tierarzt, noch einem Pfleger die Schuld zuwiesen. Und niemand sprach auch vom Blistern, vom Bearbeiten der Beine mit entzündungsfördernden Mitteln, womit Pferde am Sprung vorsichtiger gemacht werden.

 

Ein Jahr nach Göteborg folgte Aachen 1999

 

Dieser Mann scheint unverbesserlich, sollte er nicht das Gegenteil beweisen können. Der Amerikaner war ja nicht das erste Mal aufgefallen. 1998 hätte er beim Weltcupfinale in Göteborg bereits nach Hause geschickt werden müssen, als er sich einer Gamaschenkontrolle entzog. Damals in der Scandinavium-Halle sollte er die eigentlich schützenden Wickel abnehmen, doch er ritt frech davon in eine andere Ecke, verschwand in einem der vielen Ausgänge und behauptete danach frech, sein Pferd habe überhaupt keine Gamaschen getragen, was per Video widerlegt werden konnte. Strafe unterblieb. Das sprach damals auch nicht unbedingt für die Schweden, die sich das Tierschutzgesetz so grell auf die Fahne gepinselt haben und die immer und überall behaupten, sie hätten die härtesten Reglemente zum Schutze der Tiere.

 

MacLain Ward ist auch ein Teil der Geschichte des deutschen CHIO in Aachen. Dort wurde 1999 eben dieser McLain Ward zunächst wegen Tierquälerei auf Lebenszeit gesperrt. Der ALRV schickte ihn am zweiten Tag des Offiziellen Internationalen Turniers von Deutschland nach Hause, weil er seinem Pferd Bennetton spitze Plastikteilchen in die Gamaschen der Vorderbeine gewickelt hatte. Er war bei der Kontrolle direkt am Ausritt Chefsteward Hansi Wallmeier (Bünde) in die Hände gefallen. Wards Team-Gefährtin Anne Kursinki damals: „Großer Kopf – wenig Inhalt.“ Präsident Klaus Pavel sagte, ebenfalls 1999: „Wir stehen voll hinter der Entscheidung der Jury.“

 

2004 dennoch wieder beim CHIO

Solche Liederlichkeit bewirkt nämlich Folgendes: Beim Anschlagen der empfindlichen Beine an Hindernisstangen wird zusätzlicher- wie auch durch Blistern - Schmerz erzeugt. Was also auf dem Abreiteplatz bewusst getestet wird, bringt dem Reiter im Parcours möglicherweise den Vorteil einer fehlerlosen Runde. Das Pferd reißt nämlich über den Hürden vor Angst auf zusätzlichen Schmerz die Beine noch höher.

2004 ritt McLain Ward dennoch wieder in Aachen. Er hatte sich entschuldigt, der deutsche Veranstalter erteilte ihm Absolution. Heinz Schütte (Braunschweig), Präsident der Jury 1999, zeigte sich darüber sehr überrascht, „denn mir hatte man nichts gesagt. Meines Wissens wurde McLain Ward zusätzlich auch in den USA noch gesperrt. “ Schütte hatte 1999 alles mit dem damaligen  FEI-Generalsekretär Bo Helander (Schweden) abgesprochen, „alles war fotografiert worden, weil wir ja nicht in einen Konflikt mit den amerikanischen Gerichten geraten wollten“ (Schütte).

 

...und der Vater erst

 

Vater Barney Ward, 65,  ehemaliger Springreiter und Pferdehändler, war ein ganz schlimmer Bursche. Um Versicherungsgelder zu kassieren, sorgte er für Knochenbrüche bei Pferden, auch im Auftrag anderer. Er wurde für 33 Monate weggesperrt und darf auf Lebenszeit keinen Turnierplatz in den Staaten mehr besuchen. Bei den Weltreiterspielen 2006 in Aachen wurde er als Zuschauer gesehen.

 

Jetzt ist auch der Internationale Springreiter-Club mit Olympiasieger Rodrigo Pessoa (Brasilien) als Präsidenten gefragt. Hier geht es nicht mehr um Diskussionen über erlaubte oder nicht erlaubte Medikation bei Pferden, hier geht es endgültig um die Zukunft des Reitsports.

 

 

 

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