Millionenspiel oder Teufelskreis Global Champions Tour Drucken
Geschrieben von: Dieter Ludwig   
Samstag, 07. Juni 2014 um 19:23

 

Shanghai. Die Global Champions Tour der Springreiter ist inzwischen eine den Globus umspannende Geldmaschine. Doch richtig "Asche", so der Branchenjargon, gibt es immer nur ganz vorne.

Die Global Champions Tour für Springreiter hat inzwischen den Weltcup in Sachen Gewinnprämien endgültig abgelöst. Zuletzt in Shanghai, wohin der clevere Niederländer Jan Tops nun die Serie ebenfalls transportieren konnte. Er besitzt  die schon begnadete Gabe, überall Geldgeber zu finden. Wie nun in China. Dort lag das Gesamtpreisgeld bei umgerechnet 1,5 Millionen Euro. Für den Sieg kassierte der Belgier Pieter Devos rund 266.000 Euro.

Mithalten kann auf diesem Niveau nur der Reiter, der mehrere Springpferde besitzt. Und wer nur ein Pferd für die schwierigsten Prüfungen satteln kann, ist von vornherein der Verlierer. Geld gibt es nur auf den vorderen Plätze der Konkurrenzen, von Platz 1 bis vielleicht 15. Doch vom puren Dabeisein lässt sich kein Stall unterhalten. Und wer keinen Sponsor hat, gehört schon gar nicht dazu. Auch wenn er reiterlich in der Lage wäre. Können allein reicht nicht mehr. Ein Teufelskreis. Denn Startmöglichkeiten haben automatisch nur jeweils die ersten 30 der Weltrangliste, aber mit einem einzigen Pferd wiederum steigt man auf der Liste unmöglich höher, es sei denn, man nutzt seinen Partner Pferd rücksichtlos aus und nimmt nur alle möglichen Starts wahr.

So wird die Liga immer elitärer, exklusiver und zusätzlich nur noch jenen vorbehalten sein, die als Ausnahmekönner und mit Sponsoren dazugehören - oder sich eben einen Startplatz kaufen können. So hatte vor einigen Jahren die wahrlich nicht schlechte Reiterin und auch noch zusätzliche Sponsorin Tina Onassis aus Griechenland einem ondit zufolge 350.000 Euro hinzulegen, um auf der Tour starten zu können. Sie kann es sich als Miliardärin leisten, andere nicht.

Die Gefahr ist groß, dass sich der Springsport immer mehr aus der Reichweite des normalen Reiters, aber auch des öffentlichen Interesses entfernt. Und es würde nicht wundern, wäre der deutsche Reitsport irgendwann nur noch so etwas wie Polo,  dort ist man schon lange ganz unter sich...

In Deutschland hat inzwischen ein Turniersterben begonnen. Bremen hatte mal gleich zwei Turniere im Programm, Geschiichte, Gera - Geschichte, in Hannover strich Paul Schockemöhle mangels Sponsoren die Veranstaltung um die Riders Tour, mehrere größere Turnierorte stehen auf der Kippe. Gar nicht gerechnet viele kleinere Veranstaltungen, über die eben niemand spricht. Deutschland, in der Internationalen Föderation der größte Verband, organisiert nur noch vier 5-Sterne-Turniere als Stempel für höchstes Niveau,  Aachen, Leipzig, Hamburg und Stuttgart, Frankreich inzwischen gar neun, Cannes, St.Tropez, Bordeaux, Lyon, Chantilly, Cannes und drei in Paris. Es sind dort beim Nachbarn einige wenige, aber potentielle Sponsoren, wie Hermes oder Gucci zum Beispiel, die mächtig und großzügig  investieren und auch davon werbemäßig profitieren. Derartige Geldgeber sind in Deutschland nicht mehr zu finden - ausgerechnet im wirtschaftlich stärksten Land Europas.

Und dabei ist Reiten die erfolgreichste olympische Sportart Deutschlands - und bald weiß das keiner mehr.

 

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