Graf zu Rantzau: "Zerreißproben von innen und außen..." Drucken
Geschrieben von: Fn-Pressestelle   
Donnerstag, 06. Mai 2010 um 08:38


Bad Zwischenahn (fn-press). „Wenn ich heute meinen Jahresbericht gebe, dann ist es vielleicht der Bericht über einen der beschwerlichsten Jahresabläufe überhaupt“, begann Breido Graf zu Rantzau, Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), seinen Jahresrückblick bei den FN-Tagungen in Bad Zwischenahn nachdenklich.

 

„Wir sind von innen und von außen vor Zerreißproben gestellt worden, und da ich selbst in einer Phase dazu beigetragen habe, ist es mir sehr wichtig, heute, ein Jahr nachdem Sie mich so überwältigend wiedergewählt haben, noch ein letztes Mal in aller Deutlichkeit Stellung zu nehmen“, führte der FN-Präsident weiter aus.

 

Denkwürdige Ereignisse 2009

 

Graf zu Rantzau ließ das ereignisreiche Jahr im Pferdesport Revue passieren und skizzierte die denkwürdigen Ereignisse 2009. Dabei erwähnte er unter anderem die DOSB-Kommission Reiten unter Leitung von Prof. Udo Steiner, die damit beauftragt war, die Situation im Spitzensport zu analysieren und Empfehlungen zu Regelwerk und Sanktionen sowie Kaderzugehörigkeit zu geben. Er erinnerte an die im Spitzensport einmalige und außergewöhnliche Maßnahme, die Championatskader, B- und B2-Kader der olympischen Disziplinen mit sofortiger Wirkung aufzulösen und diese erst nach der Befragung erneut zu berufen. Bezug nahm er auch auf Ludger Beerbaum (Riesenbeck), der wegen seiner im Hamburger FAZ-Interview offenbarten Haltung zum Regelwerk so lange nicht in Nationenpreisen eingesetzt worden war, bis die DOSB-Kommission eine Empfehlung zu seiner Kaderzugehörigkeit abgegeben hatte.

 

Die Arbeit der DOSB-Kommission diente als Grundlage für ein Zwölf-Punkte-Programm für einen fairen Sport. Aus diesem gingen zum Beispiel die Anti-Doping- und Medikamentenkontrollregeln hervor, die seit dem 28. April dieses Jahres gültig sind. „Es ist hier gelungen, etwas wirklich entscheidend Wichtiges auf den Weg zu bringen. Und die positiven Reaktionen auf die begleitende Informationskampagne für alle Turnierreiter, Tierärzte, Trainer sowie Eltern zeigen, dass wir hier in viel verständlicherer Form Information und Prävention betreiben als es uns bisher gelungen war“, sagte Graf zu Rantzau. Vor allem in der Debatte um verbotene Medikation und Doping, liege noch ein großes Stück Arbeit vor allen Beteiligten. Die Generalversammlung der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) fasst hierzu im November einen neuen Beschluss. „Es ist unser Bestreben, uns so weit wie möglich mit den FEI-Listen anzufreunden und international und national anzugleichen“, so der FN-Präsident.

 

Neben diesen Themen, die in der Öffentlichkeit standen, hatte der Verband im vergangenen Jahr auch andere Aufgaben wahrzunehmen, auf die der FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach einging. Lauterbach sprach unter anderem das IT-Projekt IDEAL an, das kurz vor dem Abschluss steht und die Vernetzung der Datenhaltung von Landesverbänden und FN gewährleisten soll. Es bewirkt eine deutliche Verbesserung der Datenqualität und eine Vereinfachung zahlreicher Arbeitsabläufe in den Landesverbänden. Er erwähnte die Ausweitung des jetzt zweisprachigen Internetshops des FNverlags, die Auszeichnung des FN-Internetauftritts pferd-aktuell.de mit dem St. Georg-Award für die informativste Internetseite oder auch das neue soziale Netzwerk „Wir lieben Pferde“.

 

PM: 1.800 Mitglieder mehr

Einen Einblick gab er auch in die Entwicklung der Persönlichen Mitglieder der FN, deren Zahl im Jahr 2009 um 1.800 auf 55.940 Mitglieder angewachsen ist. „Die Qualität unserer Dienstleistungen und Angebote für PM ist schon heute sehr gut. Wir wollen und müssen sie jedoch weiter entwickeln, wenn wir auf Dauer konkurrenzfähig sein wollen“, mahnte Lauterbach und nahm Bezug auf die notwendige Anpassung der Mitgliedsbeiträge.

 

27 Titel im letzten Jahr

 

Soenke Lauterbach ging auch auf den Sport ein und die Schlagzeilen des letzten Jahres, dass die deutschen Reiter den Niederländern hinterher reiten würden. Insbesondere im Hinblick auf die Weltreiterspiele in Kentucky sagte er, dass die Deutschen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen müssten, sondern erhobenen Hauptes ihre Sportler in Kentucky anfeuern könnten. Eine deutliche Sprache spreche die Erfolgsbilanz des vergangenen Jahres in allen Disziplinen. Reiter, Fahrer und Voltigierer gewannen im Jahr 2009 drei Weltmeistertitel, drei Vizeweltmeistertitel, 21 Europameistertitel, 16 Vizeeuropameistertitel und 18 Bronzemedaillen bei Welt- und Europachampionaten.

 

Weltreiterspiele: Mit 53 Pferden und 260 Begleitern

 

Die Weltreiterspiele in Kentucky sind das beherrschende Thema in diesem Jahr und stellen den Verband vor bis dahin nie gewesenen Herausforderungen. Das betonte auch der Geschäftsführer des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), Reinhard Wendt. Deutschland gehört zu den wenigen Ländern, die im vollen Umfang alle Disziplinen mit Teilnehmern bestücken. Mit 53 Pferden und 260 Menschen reist der deutsche Verband nach Kentucky. „Mit dieser sportlichen, organisatorischen und finanziellen Herausforderungen sind Hoffnungen auf sportlichen Erfolg ohne Regelverletzungen verbunden“, betonte Wendt und wünschte sich für die Weltreiterspiele „positive Nachrichten mit Langzeitwirkung“. Dazu gehören neben der sportlichen Leistung und allen beschlossenen Maßnahmenpaketen für einen fairen Sport ein sich wandelndes Bewusstsein. „Dies gilt nicht nur im Spitzensport, sondern für alle, die von der Basis und vom Nachwuchs in den Spitzensport hineinwachsen“, sagte der DOKR-Geschäftsführer. In diesem Zusammenhang verwies er auf eine Präventions- und Bildungsoffensive der FN in den nächsten Jahren, die auch vermitteln soll, dass Leistung und Verantwortung unmittelbar zusammen gehören.

 

Pferd- und Rinderhaltung nicht vergleichbar

Auf der Sitzung des Verbandsrats wurde nicht nur auf den Sport des letzten Jahres zurückgeblickt, sondern auch auf die Zucht. Dr. Klaus Miesner, Geschäftsführer des FN-Bereiches Zucht, verwies auf den Erfolg deutscher Pferde bei den Europameisterschaften im britischen Windsor 2009 im Springen und in der Dressur. Er informierte außerdem, dass die Richtlinien zur Neukonzeption der Hengstleistungsprüfung (HLP) vom Beirat Zucht verabschiedet wurden. „Wir sind einem großen Ziel einen Riesenschritt näher gekommen“, sagte er. Den für 2010 geplanten Startschuss für die neuen Hengstleistungsprüfungen halte er für sehr realistisch. Dr. Miesner stellte bei der Neuerung heraus, dass die Ergebnisse nun besser vergleichbar seien und die verwandtschaftlichen Beziehungen eines Pferdes mit berücksichtigt würden. Ein weiteres Thema war die Kennzeichnung von Pferden, die seit fünf Jahren ein Dauerthema sei. „Bei der praktischen Umsetzung der Viehverkehrsverordnung sind die Probleme vorgezeichnet“, so Miesner. Er erklärte, dass das Tierhalterprinzip dabei im Vordergrund stehe und die FN und die Zuchtorganisationen immer wieder darauf hingewiesen hätten, dass die Haltung von Rindern und Pferden einfach nicht vergleichbar sei.

 

 

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