Tierische Glücksmomente mit dem Pferd |
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz" |
Mittwoch, 25. März 2015 um 10:08 |
Wachenheim. Paralympicssiegerin Hanne Brenner verhilft kranken Kindern und ihren Geschwistern zu Spaß und Abwechslung.
Buchstäblich tierische Glücksmomente will der Verein „Kleine Glücksritter“ schwerkranken Kindern oder ihren Geschwistern verschaffen – auf dem Pferderücken. Initiiert hat das Projekt die mehrfache Dressur-Paralympicssiegerin, Welt- und Europameisterin Hanne Brenner. Von ihrer Idee, der Umsetzung und Freude der Kinder ließ sich auch Handball-Nationalspieler und WM-Teilnehmer Erik Schmidt (TSG Ludwigshafen-Friesenheim) beeindrucken.
Die „Glücksritter“ werden vom Team Rio der Metropolregion Rhein-Neckar unterstützt. Und als dessen Projektleiterin Anja Siegert in einer Mail potenzielle Olympiateilnehmer einlud, sich mal vor Ort, im Stall Magic in Wachenheim/Zellertal bei Hanne Brenner und Dorte Christensen, selbst ein Bild zu machen, da sagte Erik Schmidt sofort zu – obwohl er bis dato nur ein einziges Pferdeerlebnis in seinem Leben hatte. Allerdings ein sehr schönes und lustiges. „An meinem neunten oder zehnten Geburtstag kurz nach Weihnachten haben mir meine Eltern eine Kutschfahrt geschenkt. Im Wald hat meine als Weihnachtsmann verkleidete Tante auf uns gewartet – damals habe ich noch an den Weihnachtsmann geglaubt“, erinnerte sich der 22-Jährige lachend. „Toll“, findet er, „dass Hanne sich mit ihrer Prominenz sozial so reinhängt.“
Von der Idee der Dressurreiterin mit Handicap profitieren mittlerweile 59 Kinder und Jugendliche, denen der Verein schnell und unbürokratisch zu schönen Erlebnissen mit Pferden verholfen hat. „Ganz ohne Papierkram“, wunderte sich Ramona Seltmann aus dem rheinhessischen Mölsheim, deren Tochter Nina (9) ein sogenanntes Geschwisterkind ist. Das heißt: Sie ist gesund, aber ihre kleine Schwester Lisa (5) kam mit dem seltenen Gendefekt Joubert-Syndrom auf die Welt – sie kann nicht sprechen und nicht laufen. Nina gehört zu jenen Kindern, „die auch mal erfahren sollen, dass sie nun im Mittelpunkt stehen“, erklärt „Glücksritter“-Geschäftsführerin Ulrike Martin.
In ihrer Datenbank sind mittlerweile 120 Ställe und Pferdebesitzer hinterlegt, die ihre Tiere für ein paar Stunden Abwechslung von der Krankenhaus- oder Therapieroutine, Spaß und positive Beschäftigung zur Verfügung stellen. So wie Lisa Löffler, die nun Nina immer am Wochenende auf der Petersau bei Frankenthal ihr erfahrenes Pony Babbelju reiten lässt. „Sie geht super mit ihm um“, sagt Mutter Ramona über ihre Tochter.
Die meisten der kranken Kinder leiden an Krebs, informierte Ulrike Martin, die im pfälzischen Schifferstadt die Büroarbeit leistet, Kontakte zu Kliniken und Elterninitiativen hält. Unheilbar krebskrank war Aileen, die Hanne Brenner vor über zwei Jahren kennenlernte und die soviel Lebensfreude bei einer Reitstunde versprühte, „was mir so nahe ging“. Aileen ist kurz danach gestorben, die „Glücksritter“ dienen immer auch ihrem Andenken.
Die Familien sind durch die Krankheiten der Kinder häufig auch finanziell stark belastet. Mit Spenden- und Sponsorengeldern unterstützt die Initiative anfallende Kosten wie die Anfahrt zu den Ställen. So hat nun auch Nina etwas, „das sie nicht mit Lisa teilen muss“, freut sich ihre Mutter Ramona. Und Nina freut sich schon auf nächsten Samstag – und auf Babbelju.
Infos & Kontakt www.kleine-gluecksritter.de
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