Taschentuch-Alarm in der Londoner Olympiahalle... Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL   
Samstag, 10. Dezember 2016 um 18:10

London. In London wird kommende Woche das beste Dressurpferd der Welt in Frührente verabschiedet, der Wallach Valegro, über den mal die deutsche Bundestrainer Monica theodorescu sagte: „Das ideale Dressurpferd…“

 

Dem Taschentuchalarm bei Olympia folgt nun jener in der antiken Olympiahalle von London. Tränen flossen schon in Rio, da Charlotte Dujardin nach ihrer mit Gold belohnten Kür wusste, dass dies ihr letzter bedeutender Ritt mit Valegro  gewesen war. Und Tränen werden kommende Woche in London fließen, in der passenderweise Olympia genannten  Arena, wenn das aktuell noch beste Dressurpferd der Welt aus dem Sport verabschiedet wird. Wenn Helden in Rente gehen,  auch vierbeinige, haben die Briten nah am Wasser gebaut.

 

Man sollte ja mit  Superlativen immer vorsichtig sein: Aber für den Dressursport auf der Insel, früher  im Schatten der Military oder des Springens, war der Holland-Import Valegro ein Jahrhundertpferd. Von dem man nach der Gala im Anschluss an den Weltcup bei der Olympia Horse Show dann wohl nicht mehr so viel sehen und hören wird – das haben Wallache, die ja anders als Hengste nicht mehr züchterisch in Erscheinung treten können,  so an sich – es sei denn, Valagro werde geklont…

 

Das Bemerkenswerte: Jahrelang haben Charlotte Dujardin (31) und ihr „Blueberry“ genannter Kumpel die Dressurwelt – häufig nach Belieben – dominiert, es fühlt sich an wie eine kleine Ewigkeit. Und dennoch geht Valegro nicht als „altes“ Pferd in Ruhestand. 15 wird er im kommenden Jahr, da stehen andere  „auf Turnier“ noch voll im Saft. Als Faustregel gilt unausgesprochen, dass ein Dressurpferd auf der großen internationalen Bühne etwa mit 16 , 17 an die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit stößt.

 

Aber, wer sich nun wundert, dem entgegnet eine Dauerrivalin der beiden Allesgewinner aus Großbritannien (dreimal Olympiagold, mehrere WM- und EM-Titel): „Ehrlich gesagt finde ich das Karriereende gar nicht so früh in Anbetracht seiner Erfolge.“ Helen Langehanenberg, mit ihrem Ausnahmehengst Damon Hill immer wieder ganz nah dran am Einzelgold und mit der deutschen Mannschaft in den Teamwettbewerben sogar in der Summe erfolgreicher, fragte in dieser Woche gegenüber der RHEINPFALZ rhetorisch:  „Was soll ein Pferd mehr gewinnen?“ Wohl wahr.

 

Nico Rosberg –  Ruhestand nach nur einem Titel – haben  Dujardin und ihr Trainer sowie Valegro-Mitbesitzer Carl Hester jetzt wirklich nicht nachgeeifert. Valegro und seine zuvor international völlig unbekannte Reiterin prägten mit großer Harmonie  zwischen Tier und Mensch eine positive Ära ihres  Sports. Und dies  im Zusammenspiel mit der Konkurrentin aus Deutschland, wie Helen Langehanenberg mit berechtigtem Selbstbewusstsein anmerkt: „Ich glaube, wir vier haben für schönen und leichten Dressursport gestanden.“

 

Wer jetzt schon ein Tränchen verdrücken möchte: www.olympiahorseshow.com/a-tribute-to-valegro. Das Video zur Verabschiedung am Mittwoch. Sie wissen schon, Taschentuchalarm. Übrigens: Am Abend davor darf das Publikum im Olympia Fragen stellen. An Dujardin und Hester wohlgemerkt, nicht an Valegro. Schade. Seine Antworten wären sicher spannend gewesen.

 

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