Para-Dressur in Mannheim: Geli und Sally - ein Paar für die Zukunft Drucken
Geschrieben von: Oliver Wehner/ "Die Rheinpfalz"/ DL   
Dienstag, 09. Mai 2017 um 12:30

Mannheim. Das Turnier auf dem Mannheimer Maimarkt ist für die Paradressur der Reiter mit körperlichem Handicap stets auch die erste internationale Bühne des Jahres. Ein langjähriger Star dieser kleinen Szene ist Angelika Trabert, die für den pfälzischen RC Hofgut Petersau startet und jetzt viele Hoffnungen in ein neues, junges Pferd setzt.

 

 

Wie heißt es in Franz Schuberts „Schöner Müllerin“? „Der Mai ist kommen, der Winter ist aus …“ Denkste! Nicht auf dem Mannheimer Maimarkt am Montag. In einer ihrer dicksten Jacken steht Uta Gräf am zugigen Abreiteplatz und spricht warme Worte ins Mikro. „Geli, so gut habe ich sie mit dir noch nicht gesehen.“ Das Lob der rheinland-pfälzischen Para-Landestrainerin kommt am anderen Ende des Headsets an. „Dann muss ich das ja nur noch in die Prüfung bringen“, antwortet Angelika Trabert in der ihr eigenen Mischung aus Zuversicht und Selbstironie.

 

Ein paar Minuten später lautet die Erkenntnis der mehrmaligen paralympischen Medaillengewinnerin: „Ich hätte mir eine höhere Wertnote gewünscht, hatte jetzt aber auch nicht unsere größeren Fehler im Hinterkopf. Erstmal muss sie ziehen, und das hat sie wesentlich besser gemacht als gestern.“ Mit „sie“ ist ihre immer noch junge Stute Sally gemeint. Jung an Jahren (acht), jung in Sachen Turniererfahrung. „Ich habe das Gefühl, dass ihr immer mehr zusammenfindet“, sagt Uta Gräf, die das Pferd – erst seit etwa eineinhalb Jahren im Beritt Traberts – inzwischen ganz gut kennt. Auf dem Rothenkircherhof bei Kirchheimbolanden schaut Angelika Trabert immer mal wieder mit Sally vorbei, holt sich Tipps von der ehemaligen Bundeskaderreiterin, die selbst mit der Stute auch schon die fliegenden Galoppwechsel angetestet hat. Es ist nicht so, dass Trabert diese Lektion in ihrer Para-Wettkampfklasse (Grade) benötigen würde, aber irgendwann würde auch sie gern im Regelsport wieder eine M-Dressur reiten – wie einst mit ihrer Erfolgsstute Ariva-Avanti.

 

Etwas über 64 Prozent bedeuteten gestern Rang acht für Angelika Trabert in ihrem Grade III. Bis vergangenes Jahr startete sie noch in Grade II, aber alle Wettkampfklassen wurden zur neuen Saison überarbeitet – und auch die Prüfungsaufgaben wurden angepasst, sind technisch schwieriger geworden. „Rückwärtsrichten nach ewig langer Schritttour, daraus gleich antraben und im Mitteltrab durch die ganze Bahn“, rezitiert die 49-Jährige gleich mit eigener Kommentierung die Prüfungsvorgabe. Eben jenes Rückwärtsrichten ging dann auch im Viereck leicht daneben, aber Angelika Trabert ist froh, dass sie sich inzwischen mit der recht nervenstarken Stute einiges zutrauen kann: „Ich brauche kein Pferd, das mit mir zur Seite springt.“ Zur Erklärung: Die sozial sehr engagierte promovierte Medizinerin kam ohne Beine zur Welt, zum Reiten darf sie zwei Gerten benutzen. Schenkelweichen im Trab erfordert die neue Aufgabe – in ihrem Fall ohne Schenkel …

 

Sally hat es gut, sie hat gleich zwei Damen ständig um sich. Medizinstudentin Jakobea Föller ist die Reitbeteiligung der Stute, begleitet Angelika Trabert oft und gern auf Turniere, kümmert sich auch darum, dass ein Beistellpferd – gestern ein Pony – in Sichtweite Sally in der Prüfung Sicherheit gibt. Und ihrer Reiterin auch. Ein Paar der Zukunft für die deutsche Paradressur, die sich im Umbruch befindet und gestern im Mannheimer Nationenpreis hinter den Niederlanden Rang zwei belegte? „Ich hoffe es“, antwortet Trabert, „es ist ein ganzes Stück Arbeit, aber machbar.“

 

 

Um die Nutzbarkeit unserer Seiten zu verbessern, verwenden wir Cookies. Falls Sie mit der Speicherung von Cookies nicht einverstanden sind, finden Sie hier weitere Informationen. Weitere Informationen >>> Cookie-Hinweis.

Hinweis >>>